Getrieben: Thriller (German Edition)
Schlucke von dem warmen, süßen Tee. Vor seinem inneren Auge sah er Hamid, wie er seinem Griff entglitt und abstürzte. Auch Jonathan hätte um ein Haar dran glauben müssen. »Wissen Sie, was ich mich schon immer gefragt habe? Wie sind Sie vor all den Jahren eigentlich ausgerechnet auf mich gekommen?«
»Selbst wenn ich die Antwort wüsste, könnte ich es Ihnen nicht sagen.«
»Natürlich kennen Sie die Antwort«, entgegnete Jonathan. »Ein Typ wie Sie hat auf alles eine Antwort.«
»Darauf würde ich an Ihrer Stelle nicht wetten.«
Jonathan verkniff sich jeglichen Kommentar. »Und Emma? Wie ist es Ihnen gelungen, Sie auf Ihre Seite zu ziehen?«
»Wie schon gesagt, ich werde mit Ihnen nicht über die Vergangenheit Ihrer Frau und erst recht nicht über aktuelle Dinge diskutieren.« Connor unterbrach sich und stellte den Kaffeebecher ab. »Jedenfalls nicht gleich .«
Überrascht merkte Jonathan, dass sich das Kräfteverhältnis zwischen Connor und ihm ein wenig zu verändern schien. Wenn ihn nicht alles täuschte, hatte Connor ihm soeben eine Art Angebot gemacht. »Worauf wollen Sie hinaus?«
»Im Grunde bin ich hierhergekommen, um Sie um Hilfe zu bitten.«
»Ich soll Division helfen?«
Connor nickte.
»Ist das Ihr Ernst? Sie wollen wirklich, dass ich für Sie arbeite?«
»Wir sind der Meinung, dass Sie gewisse Fähigkeiten besitzen, die …«
»Kommt überhaupt nicht in Frage«, unterbrach ihn Jonathan.
»Lassen Sie mich wenigstens ausreden.«
»Nein und nochmals nein. Mit Division bin ich fertig. Nie wieder. Auf gar keinen Fall.«
»Ich habe eine ziemlich lange Reise hinter mir, um …«
»Tja, das nennt man dann wohl Pech.« Verärgert sprang Jonathan auf und kippte dabei den Stuhl um, auf dem er gesessen hatte. »Am besten steigen Sie gleich wieder in Ihr Flugzeug und fliegen den ganzen weiten Weg nach Hause zurück. Auf Nimmerwiedersehen.«
»Bitte, Dr. Ransom. Ich kann Ihre Verärgerung verstehen. Alles, was ich möchte, …«
»Ich hab doch gesagt, dass ich mit Ihnen fertig bin.«
Connor blickte Jonathan fest in die Augen. »Also schön«, sagte er. »Sie können sich darauf verlassen, dass Ihnen so etwas wie in Tora Bora nicht noch einmal passiert. Meine Männer an Bord dieses Schiffes werden Ihnen einige Papiere zum Unterzeichnen vorlegen. Danach steht es Ihnen frei zu gehen, wohin Sie wollen. Man wird dafür sorgen, dass Sie auf schnellstem Weg dorthin kommen, und Ihnen alles beschaffen, was Sie für Ihre Reise brauchen. Tickets, Pass, was auch immer. Außerdem bin ich befugt, Sie für Ihre Leistungen zu honorieren. Hier habe ich einen Scheck über vierzehntausend Dollar, ausgestellt auf Ihren Namen. So viel bekommt für gewöhnlich ein Major nach zwei Monaten Kriegseinsatz als Gefahrenzulage.«
»Behalten Sie Ihr Geld.«
»Es gehört aber Ihnen. Sie haben es sich verdient. Wenn Sie das Geld lieber für wohltätige Zwecke spenden wollen, ist das natürlich Ihre Sache.«
Connor legte einen Umschlag auf den Tisch, suchte seine Papiere zusammen und verstaute sie wieder in der Mappe. Dass er sich während des ganzen Gesprächs kein einziges Wort notiert hatte, war Jonathan nicht entgangen. Die ganze Sache war nichts weiter als eine Show, genau wie der schlecht sitzende Anzug, die abgewetzten Schuhe und das hemdsärmelige Auftreten. Er war die Stimme Amerikas.
Mit großer Mühe stand Connor auf und streckte dabei hilfesuchend die Hand aus, um die Balance nicht zu verlieren. Mit einem Satz war Jonathan an seiner Seite. »Alles in Ordnung mit Ihnen?«, fragte er und stützte Connor am Arm.
»Es ist nur das Bein«, erwiderte Connor und schüttelte Jonathans Hand mit einer ungeduldigen Bewegung ab. »Durchblutungsstörungen, aber das sagte ich ja schon.«
Mit dem prüfenden Blick eines Arztes musterte Jonathan Connor wie einen Patienten. Er registrierte die geplatzten Äderchen auf den Wangen, die Tränensäcke unter den Augen und die deutlichen Anzeichen für eine ungesunde Ernährung und Lebensweise. Unmittelbar neben Connor stehend konnte er auch dessen kurze flache Atmung hören. »Haben Sie eine Ahnung, wo Emma gerade ist? Wenn ja, sagen Sie es mir bitte. Ich möchte nur wissen, ob es ihr gut geht.«
Connor stellte die Aktentasche zurück auf den Tisch. »Und wenn ich Ihnen sagen würde, dass alles, was Sie über Ihre Frau zu wissen glauben, vollkommen falsch ist?«
Nicht sicher, ob dies nur ein neuer Trick war, mit dem Connor ihn vor seinen Karren spannen wollte, zögerte Jonathan
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