Getrieben: Thriller (German Edition)
unter ausländischer Flagge im östlichen Mittelmeer unterwegs gewesen war, verschafft und es konfisziert. Auf dem Schiff war ein wahres Höllenarsenal aus dem Iran gefunden worden, das für die Hisbollah in Syrien und dem Libanon bestimmt gewesen war.
»Wie lautet der Name des Schiffes, und aus welchem Land stammte es?«, wollte Danni wissen.
Jonathan erwiderte, ohne zu zögern: » Faring Rose . Aus Norwegen.«
Auf dem Tempelberg hatte es erneut gewalttätige Ausschreitungen gegeben. Mehr als zweihundert Polizisten waren ausgerückt, um die Lage unter Kontrolle zu bringen.
»Was ist die Ursache für all die Aufregung?«, hakte Danni nach.
»Die Palästinenser wollen Zugang zum Tempelberg haben.«
»Wer fordert das, und wer wehrt sich dagegen?«
»Die Partei der …«, setzte Jonathan an, gab aber sofort frustriert wieder auf. Die politische Lage in Israel hatte ihn schon immer verwirrt. Dass er jetzt hier war, änderte daran auch nichts. »Nächste Frage.«
Den Spielregeln zufolge mussten Jonathan und Danni sich von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen. Auf diese Weise konnte Jonathan keine Tricks anwenden, um sich später besser an die Dinge auf dem Tisch zu erinnern. Während Danni Schlagzeile für Schlagzeile mit ihm durchging, bemerkte Jonathan in ihren Gesichtszügen die unübersehbaren Anzeichen einer gewissen Kriegsmüdigkeit. Schlagzeilen wie die in der Jerusalem Post kannte er aus zahllosen Zeitungen, und er war mit den Jahren beim Lesen der Artikel mehr und mehr abgestumpft. Dannis trauriger Blick hingegen verriet, dass sie Geschichten wie diese nicht nur gelesen, sondern selbst erlebt und durchlitten hatte. Als Jonathan Dannis blaue Augen genauer betrachtete, fiel ihm auf, dass sie grün gesprenkelt waren. An diesem warmen Vormittag trug Danni Shorts mit einem Top, das so schwarz war wie ihre Haare. Make-up hatte sie nicht aufgelegt, nur eine leichte Pflege für die spröden Lippen, und sie verströmte einen schwachen Duft, der Jonathan an ein französisches Parfüm erinnerte. All diese Eindrücke ließen sich nicht einfach in einer Schublade verbannen. Jonathan konnte sich nicht dagegen wehren, dass sein Körper mit allen Sinnen reagierte, selbst wenn er es sich noch so sehr wünschte.
Ungerührt fuhr Danni fort. In Peshā an der Grenze zwischen Pakistan und Afghanistan waren zum gleichen Zeitpunkt drei Autobomben unmittelbar neben einem Militärstützpunkt explodiert. Diese Geschichte hatte Jonathan besonders aufmerksam verfolgt. »Wie viele Todesopfer gab es?«, wollte Danni wissen.
»Sechzig, den offiziellen Angaben zufolge, und dreihundert Verletzte. Beide Zahlen müssen vermutlich noch nach oben korrigiert werden.«
»Wer hat sich zu dem Anschlag bekannt?«
»Ein Warlord der Taliban.«
»Und der Name?«
»Sultan Haq. Die Bombenattentate waren ein Vergeltungsschlag, um den Mord an seinem Vater zu rächen. Ich war übrigens dabei, als Haqs Vater in der Höhle ermordet wurde, und habe mit eigenen Augen gesehen, wie er starb.«
Danni musterte ihn scharf. »Sie kennen Haq?«
»Unmittelbar bevor ich hierherkam, bin ich ihm begegnet.«
»Haq war in Guantánamo«, sagte Danni mit hasserfüllter Stimme. »Ihr habt den Falschen laufen lassen.«
»Sieht ganz so aus.«
Kommentarlos fuhr Danni fort, die aktuellen Schlagzeilen abzufragen. »Wer hat den Sprengstoff geliefert?«, fragte sie.
»Keine Ahnung«, musste sich Jonathan geschlagen geben. »Wissen Sie, wer’s war?«
»Nein, aber das spielt auch gar keine Rolle. Wenn Balfour nicht der Lieferant war, dann war es eben jemand anderes. Noch so eine miese Kakerlake, die zertreten werden muss. Aber Ihr Zielobjekt ist Balfour. Wir sollten nicht vergessen, warum Sie eigentlich hier sind.«
Jonathan spürte, dass sein Herz schneller schlug, und er hatte das Gefühl, er sei seinem Ziel einen entscheidenden Schritt näher gekommen.
»Sind Sie so weit?«, fragte Danni. »Dann schießen Sie mal los.«
Ohne ihrem Blick auszuweichen, zählte Jonathan die Gegenstände auf, an die er sich erinnern konnte. Es waren einundzwanzig. Nur der Füller, die Visitenkarte mit arabischer Schrift und eine Mandarine fehlten. Außerdem hatte er die letzten beiden Ziffern der Telefonnummer auf dem kleinen Zettel vertauscht.
»Nicht übel«, lobte Danni. »In fünf Minuten brechen wir auf in die Stadt. Vielleicht gelingt es Ihnen ja dieses Mal, einen Ihrer Verfolger zu identifizieren. Obwohl ich, ehrlich gesagt, nicht so recht daran glaube.«
Den ersten
Weitere Kostenlose Bücher