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Getrieben: Thriller (German Edition)

Getrieben: Thriller (German Edition)

Titel: Getrieben: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher REICH
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Verfolger entdeckte Jonathan fast auf Anhieb. Er war jung und schlaksig mit einer wilden Lockenmähne und zerfledderten Jeans, und er machte auf Jonathan den Eindruck, als ob er die ausgestellten Waren in den Schaufenstern ein wenig zu angestrengt begutachtete. Ein Sportler mochte sich vielleicht für die ausgestellten Angelruten interessieren, doch derselbe Mann würde wohl kaum mit dem gleichen Interesse die Schaufensterpuppen in der angrenzenden Modeboutique betrachten. Dass es ihm gelungen war, einen der Verfolger zu identifizieren, erfüllte Jonathan mit Stolz. Aber noch besser war, wie er ihn gefunden hatte. Als er sich nach Möglichkeiten umsah, wie er die Passanten hinter sich unbemerkt beobachten konnte, war ihm das Spiegelbild des jungen Mannes im Seitenfenster eines im Stoßverkehr stehenden Taxis aufgefallen. Weder der Blick über die Schulter noch das umständliche Stehenbleiben und Schuhebinden waren nötig gewesen, um verstohlen nach Verfolgern Ausschau zu halten. Nur ein kurzer Seitenblick auf das Taxifenster, in dem die Passanten hinter ihm so deutlich wie in einem Spiegel zu erkennen waren, und schon hatte Jonathan ihn entdeckt. Wenn Jonathan seine Schritte beschleunigte, wurde auch der Lockenkopf schneller. Sobald Jonathan langsamer ging, drosselte auch sein Schatten das Tempo.
    Blieben nur noch drei.
    Es war genau halb eins, und das sonnige Wetter lockte zahllose Menschen ins Hafenviertel von Haifa. Einladende Cafés, kleine Läden mit Kuriositäten und gut besuchte Märkte ließen Menschen aus allen Altersgruppen und Schichten hierher strömen. Junge, Alte, Einheimische, Palästinenser. Wohin Jonathan auch sah, überall fanden sich Spuren von Tradition und Moderne, typisch für das heutige Israel. Bei der Auswahl der Orte schien Danni genau zu wissen, was sie tat.
    Als Jonathan an der alten Turmuhr vorbeikam, hörte er, wie sie halb eins schlug. An der Straßenecke bot ein buckliger Verkäufer Softdrinks und Shawarmas auf einem Karren an. Jonathan kaufte sich eine Coke und unterhielt sich ein wenig mit dem alten Mann. Dabei drehte er sich langsam ein Stück zur Seite und beobachtete die Straße hinter sich. Danni hatte ihn angewiesen, nur den Blick schweifen zu lassen, und Jonathan gab sich alle Mühe, den Kopf nicht zu bewegen.
    Seine zweite Verfolgerin entdeckte er etwa einen Häuserblock hinter sich. Eine schlanke Frau mittleren Alters beobachtete ihn von der gegenüberliegenden Straßenseite aus. Sie trug einen orangeroten Kittel und einen Strohhut, aber das war nur eine Verkleidung. Vor fünf Minuten hatte sie noch einen blauen Pullover angehabt, und ihre Haare waren zu einem Zopf geflochten gewesen. Nur ihre Schuhe hatten sich nicht verändert und sie verraten: klobige Mephisto-Wanderschuhe, die ihm schon zwei Häuserblocks zuvor aufgefallen waren.
    Langsam hatte er den Bogen raus.
    Blieben nur noch zwei.
    Bevor er noch das Auto sah, hörte er schon, wie es von hinten auf ihn zuraste. Das Röhren des Motors war so laut, dass es in seinen Ohren schmerzte, und schien von Sekunde zu Sekunde lauter zu werden. Trotzdem bezwang Jonathan seine Neugier und drehte sich nicht um. Erst als der schwarze BMW ihn um ein Haar rammte, sprang Jonathan erschrocken zur Seite und richtete seine volle Aufmerksamkeit auf den Wagen.
    Das Auto hielt ein Stück vor ihm am Straßenrand. Im nächsten Moment wurde die Seitentür aufgestoßen, und Danni sprang aus dem Wagen. Mit den Händen winkte sie Jonathan heran, der sofort angelaufen kam. »Was ist los?«, fragte er. »Habe ich etwas falsch gemacht? Der Typ mit dem Lockenkopf und der zerrissenen Jeans und die schrullige Dame mit dem Strohhut waren meine Verfolger.«
    »Das spielt jetzt keine Rolle mehr«, sagte Danni. »Steigen Sie ein.«
    Jonathan schien nicht zu verstehen. »Aber ich habe sie entdeckt«, sagte er stolz. »Ich habe tatsächlich herausgefunden, wer meine Verfolger waren.«
    »Herzlichen Glückwunsch«, bemerkte Danni trocken. »Und jetzt steigen Sie endlich ein. Wir sind spät dran.«
    Jonathan kletterte in den Fond, und Danni setzte sich auf den Platz neben ihn. »Wieso spät dran?«, erkundigte er sich. »Was ist denn los? Ist etwas passiert?«
    Der Wagen beschleunigte und reihte sich wieder in den Verkehr ein. Danni drückte Jonathan einen Reisepass in die Hand. »Planänderung. Die Dinge entwickeln sich ein wenig schneller als erwartet. Wir verlassen Israel.«
    »Wann? Ich meine, wohin soll es denn gehen?«
    »In zwei Stunden startet das

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