Getrieben: Thriller (German Edition)
Pass an sich und stand noch einen Moment wie ein Idiot herum, bevor ihm klar wurde, dass seine Papiere in Ordnung war und niemand ihn an der Einreise hindern wollte.
Wie abgesprochen blieb er noch fünf Minuten am Band stehen, nachdem Danni ihr Gepäck an sich genommen hatte und durch den Zoll gegangen war. Das war leichter gesagt als getan, denn als er die Gepäckausgabe erreichte, lag sein Koffer mit typisch Schweizer Effizienz schon auf dem Band, und Jonathan musste sich zwingen zu sehen, wie er wieder und wieder an ihm vorbeizog.
Schließlich trat er mit dem Koffer in der Hand aus dem Flughafengebäude und ging über die Straße zum Parkhaus B. Auf einem der hinteren Stellplätze des zweiten Parkdecks wartete ein grauer Van. Als Jonathan die Tür öffnete, fiel sein Blick auf Danni, die im Halbdunkel auf einem der hinteren Sitze saß. »Steigen Sie ein«, sagte sie.
»Beeilen Sie sich bitte, Dr. Ransom«, meldete sich der Fahrer zu Wort. »Wir haben noch einen ganz schön weiten Weg vor uns.« Er sprach mit ausgeprägt schweizerisch-deutschem Akzent. Jonathan sah, dass der Mann mit den hängenden Schultern und dem grauen Bürstenhaarschnitt von stämmiger Statur war. Er blickte Jonathan streng an. Jonathan blieb vor Überraschung die Luft weg.
»Sie?«
»So trifft man sich wieder«, sagte Markus von Daeniken, der Leiter des Diensts für Analyse und Prävention des Schweizer Inlandsgeheimdiensts. »Würde es Ihnen etwas ausmachen, die Tür zu schließen? Ich habe die Heizung angestellt.«
Jonathan kletterte in die mittlere Sitzreihe und zog die Tür hinter sich zu. »Was macht der Arm?«
»Tennis werde ich in der nächsten Zeit damit wohl nicht spielen können, aber immerhin kann ich im Fernsehen anderen dabei zuschauen.«
Die Verletzung hatte sich von Daeniken vor zehn Monaten zugezogen, als er Emma und Jonathan bei der Vereitelung eines Anschlags auf ein israelisches Passagierflugzeug geholfen hatte.
»Sie kennen also Connor?«, erkundigte sich Jonathan.
»Frank und ich sind seit Langem Kollegen. Nach der Sache im Februar hat sich unser Kontakt vertieft, und wir haben festgestellt, dass wir ähnliche Ziele verfolgen. Ich helfe ihm, wann immer ich kann.«
»Schön, Sie wiederzusehen«, sagte Jonathan.
»Um ehrlich zu sein, Dr. Ransom, Höflichkeit ist in unserem Beruf nicht sonderlich gefragt.«
»Ich wollte nur …«
»Ja, ich weiß.« Von Daeniken sah Jonathan im Rückspiegel an, und dieser entdeckte so etwas wie Respekt in dessen unerschütterlichem Blick. Mit einem kurzen Nicken fuhr von Daeniken fort: »In einem Punkt bin ich allerdings ziemlich enttäuscht von Ihnen.«
»Ach ja?«
»Wie ich sehe, verbringen Sie Ihre Zeit immer noch mit den falschen Frauen.«
»Halt die Klappe, Markus«, wies Danni ihn scherzhaft zurecht. Von Daeniken brach in ein herzhaftes Gelächter aus, und Danni fiel mit ein. Jonathan hatte das unbestimmte Gefühl, in einem sich ständig verändernden Bündnis der Außenseiter zu sein.
Nachdem von Daeniken das Parkhaus verlassen hatte, lenkte er den Wagen auf die Autobahn. Eine Zeit lang führte die Strecke sie an den Randgebieten von Genf vorbei, die in der zunehmenden Dunkelheit eintönig und deprimierend wirkten und sich in nichts von jeder anderen mitteleuropäischen Großstadt unterschieden. Als sie die Stadt hinter sich gelassen hatten, ging es bergauf, und der Genfer See lag in seiner vollen Größe vor ihnen, eine dunkelgrau glänzende Wasserfläche, die im Westen von den imposanten Gipfeln des französischen Haute-Savoie gerahmt wurde.
Die Hitze im Wagen war so unerträglich, dass Jonathan das Seitenfenster einen Spalt öffnete. Sofort stieg ihm ein Schwall eisige Luft, die intensiv nach brachliegendem Ackerland roch, in die Nase. Jonathan war mit einem Schlag hellwach. Er drehte sich zu Danni um, die mit geschlossenen Augen vor sich hin döste. Jonathan spürte, wie eine Welle der Wut in ihm hochkochte. Warum verriet sie ihm keine Einzelheiten über die Operation? Sie wusste doch genau Bescheid: warum er hier war oder was er tun sollte und wie? Nur das Nötigste wissen. Schon der Gedanke an diese vier Worte machte ihn rasend. Wenn irgendjemand das Recht hatte, die volle Wahrheit zu erfahren, dann ja wohl er. Und er musste die Wahrheit jetzt, auf der Stelle wissen.
Die Autobahn führte sie weiter am See entlang, vorbei an Lausanne, Montreux und Vevey bis zur Rhône. Die Berge rückten immer näher an die Fahrbahn heran und warfen wie Wächter der Götter
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