Getrieben: Thriller (German Edition)
stellen.
Einer der Hubschrauberpiloten meldete sich über Funk bei Crockett und bat um Landeerlaubnis. »Wir landen in zwei Minuten.«
»Oskar, Mike«, befahl Crockett seinen Männern. »Fertigmachen zum Aufbruch. Noch zwei Minuten bis zum Antreten.«
Die Marines setzten ihre Rucksäcke auf und marschierten die Anhöhe hinunter zum Landeplatz.
Mit lautem Knattern näherten sich die Chinooks und setzten kurz hintereinander auf dem Landeplatz auf. Die Crewmitglieder sprangen mit einem Satz aus den Helikoptern und forderten die Marines winkend zum Einsteigen auf.
Crockett scharte seine Männer noch einmal für eine letzte Anweisung um sich.
»Unser Gegner heute Nacht wird sich nicht kampflos ergeben«, rief er den Soldaten über den ohrenbetäubenden Lärm der Rotoren zu. »Wenn ihr schießt, dann um zu töten, denn das sind feindliche Kombattanten. Für Gefangene ist in den Helis kein Platz. Verstanden?«
»Hooyah, Captain«, riefen die Marines im Chor.
»Also dann los«, befahl Crockett. »Schauen wir, dass wir sie erwischen.«
37.
Der Redner, der über »Die Vorzüge der ästhetischen und kosmetischen Behandlung aus klinischer Sicht« referierte, war ein gewisser Dr. Michel Revy, Diplom der Schweizer Gesellschaft für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie, Fellowship des American College of Surgeons, Mitglied der Internationalen Gesellschaft für ästhetische plastische Chirurgie und bedacht mit etlichen Preise sowie Stipendien, von denen Jonathan noch nie zuvor etwas gehört hatte. Die Veranstaltung fand weder in einer Universität noch in einer Klinik statt, sondern in einem separaten Speisesaal in der ersten Etage des Restaurants Chesery. Auf einem Schild neben dem Eingang stand zu lesen, dass das Restaurant Mitglied der Chaîne des Rôtisseurs und vom Gault Millau mit 18 von 20 möglichen Punkten bewertet worden war. Der köstliche Duft, der ihnen beim Betreten des Restaurants in die Nasen stieg, verriet Jonathan, dass der Abend in kulinarischer Hinsicht ein Hochgenuss werden würde.
An der Treppe wartete ein Angestellter des Restaurants geduldig darauf, ihnen die Mäntel abzunehmen. Jonathan berührte Danni am Arm. »Wer von uns beiden ist denn der Patient?«, erkundigte er sich leise.
»Ich«, erwiderte sie, während sie ihre Finger mit seinen verschränkte. »Ich brauche die eine oder andere Schönheitskorrektur.«
»Ganz bestimmt nicht«, empörte sich Jonathan, der schließlich selbst Chirurg war.
»Das ist wirklich lieb von dir, John. So ein nettes Kompliment habe ich seit Jahren nicht bekommen.« Danni senkte die Stimme. »Schau dir genau an, was Revy tut, und achte vor allem auf seine Eigenarten und Gewohnheiten. Versuch, ihn in ein Gespräch zu verwickeln. Schalte den Rekorder an, sobald du nahe genug an ihm dran bist. Wir sind hier, um so viel wie möglich über ihn zu erfahren. Seit einem Monat telefoniert Revy dreimal in der Woche mit Balfour, mehr konnten wir leider nicht herausfinden. Wir haben keine Ahnung, was er Balfour über sich erzählt hat.«
Ein Querschnitt der internationalen Elite tummelte sich bereits im Speisesaal, als Jonathan und Danni eintraten. Zwanzig Minuten später hatte Jonathan mit einem Graf aus Deutschland, einem argentinischen Viehbaron und einem norwegischen Ölmagnaten Bekanntschaft gemacht. In tadelloser Manier hatte er allen die Hand geschüttelt, freundlich gelächelt und galant mit ihnen geplaudert. Doch während der ganzen Zeit hatte er mit einem Auge immer zu Dr. Michel Revy hinübergeschielt, der im Kreise aufgespritzter, gelifteter und sonst wie verschönerter Matronen in einer Ecke Hof hielt.
Revy war ein mittelgroßer Mann von gedrungener Statur mit dünner werdendem blondem Haar und einer Drahtgestellbrille, durch die er die um ihn versammelten Damen gönnerhaft anblickte. Bekleidet war er mit einem Smoking und einer schwarzen Krawatte. Connor hatte gesagt, dass der Chirurg und Balfour sich noch nie zuvor begegnet waren, und auch auf Revys Internetseite fand sich kein Foto von ihm, nur die üblichen Vorher-nachher-Bildchen von Patientinnen. Revy schien großen Wert auf Anonymität zu legen, das belegte auch die erfolglose Suche nach einem Foto von ihm im Internet.
Pünktlich um acht Uhr dreißig begann Revy mit seinem Vortrag. Eine Stunde lang informierte er seine Gäste über die neuesten Erkenntnisse und Methoden, wie sich der Alterungsprozess aufhalten oder gar umkehren lasse. Angefangen von einer optimierten Ernährung über
Weitere Kostenlose Bücher