Getrieben: Thriller (German Edition)

Titel: Getrieben: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher REICH

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»Ich verschwinde jetzt.«
    »Wo willst du denn hin?«
    »In Revys Hotel. Vielleicht kann ich dort noch etwas mehr über ihn herausfinden.«
    »Woher weißt du denn, in welchem Hotel Revy abgestiegen ist?«
    »Von Daeniken hat es mir verraten. Im Grand Hotel Park. Zimmer 333.«
    »Hat von Daeniken dir auch den Zimmerschlüssel besorgt?«
    »Nein«, entgegnete Danni. »Darum habe ich mich selbst gekümmert.« Sie berührte mit der Schlüsselkarte sein Bein.
    »Wie hast du …«
    »Leider war die Zeit zu knapp, um dich in die hohe Kunst des Taschendiebstahls einzuweisen. Vielleicht können wir das ja nachholen, wenn du wieder zurück bist.« Sie küsste ihn flüchtig auf die Wange und flüsterte dann: »Falls sich jemand nach mir erkundigt, sag einfach, dass ich mich nicht wohlgefühlt habe. Und sorg dafür, dass Revy den Raum nicht verlässt, bevor ich zurück bin. Es dauert höchstens eine Stunde.«
    »Und wenn ich ihn nicht so lange aufhalten kann?«
    Danni legte ihm einen Finger auf die Lippen und sagte: »Schh. In diesem Job gibt es kein ›Was wäre, wenn‹.«

38.
    Auf dem Bergplateau sah es aus wie bei einer archäologischen Ausgrabung. Um sich vor dem eisigen Wind, dem Schneefall und unerwünschten Beobachtern aus der Luft zu schützen, hatten Emma und ihr Team ein riesiges Zelt über dem Marschflugkörper errichtet. Zwei Natriumdampfstrahler tauchten die Cruise Missile in gleißend helles Licht. Daneben standen die Träger bis zu den Knien in einem Graben und hoben mit gleichmäßigen, kräftigen Pickelschlägen den tiefgefrorenen Boden aus. Seit einer Stunde gruben sie nun schon. Trotz der eisigen Temperaturen hatten sie sich bis auf den Pullover ausgezogen, und ihre Gesichter glänzten vom Schweiß.
    »Wie tief noch?«, fragte Emma, die mit verschränkten Armen am Rand der Grube stand.
    Die Schneedecke hatte ihnen beim Graben kaum Probleme bereitet, aber der steinhart gefrorene Permafrostboden dafür umso mehr. Inzwischen war das Loch einen Meter tief und zwei Meter lang, aber das reichte noch immer nicht.
    »Noch etwa einen halben Meter«, antwortete der stämmige Ingenieur. »Im Moment lässt sich die Abdeckplatte leider noch nicht öffnen.«
    Die Boeing AGM-86 bestand aus drei Baugruppen. Im hinteren Drittel des Marschflugkörpers waren der Antrieb, ein Williams-F107 Turbofan, und die Treibstofftanks untergebracht. Der vordere Teil mit der Nase enthielt das Lenksystem mit Gelände-Kontur-Abgleich, dem Vorläufer des heutigen GPS. Der Sprengkopf, also in diesem Fall die 150-Kilotonnen-Atombombe, befand sich im Mittelteil des Marschflugkörpers und konnte durch eine Klappe an der Unterseite der Hülle eingesetzt oder herausgenommen werden.
    Emma malte sich aus, wie die Klappe aufschwang und die gefährliche Fracht herausplumpste. »Kann der Sprengkopf herausfallen?«, erkundigte sie sich.
    »Höchst unwahrscheinlich«, erwiderte der Ingenieur. »Die Bombe wird beim Einsetzen innen an der Wand festgeschraubt. Und selbst wenn, müssen Sie sich deswegen keine Sorgen machen. Die Bombe geht nur hoch, wenn von der hochexplosiven Zündung ein Pellet in den uranhaltigen Kern katapultiert wird und dort eine Kettenreaktion auslöst.«
    »Um was für einen Zündsprengstoff handelt es sich denn Ihrer Ansicht nach?«
    »Vermutlich ein Pfund Semtex.«
    Ein Pfund Plastiksprengstoff war mehr als genug, um jeden, der sich in einem Umkreis von sieben Metern aufhielt, auf der Stelle zu töten. »Kann der Plastiksprengstoff explodieren, wenn das Ding runterfällt?«
    Der selbstgefällige Ausdruck auf dem Gesicht des Ingenieurs war plötzlich wie weggewischt.
    Mit einem Satz sprang Emma in den Graben und legte sich neben dem Marschflugkörper auf den Rücken. Die rechteckige Klappe war mit Stahlbolzen gesichert. Damit würden sie leicht fertig werden. Das nötige Werkzeug dafür befand sich in einem der drei Seesäcke, die sie mitgebracht hatten. Darin waren Bohrer, Gabelschlüssel, Motorsägen und sogar eine Acetylen-Taschenlampe. Bevor die Männer mit der Bergung begannen, hatte Emma sie gefragt, ob sie schon einmal mit diesem Typ Marschflugkörper Erfahrung gesammelt hatten.
    »Natürlich nicht«, hatte die unbekümmerte Antwort gelautet. »Unsere Erfahrungen beschränken sich auf bodengestützte ballistische Raketen. Aber wir haben uns vorher mit den Konstruktionszeichnungen dieses Typs vertraut gemacht.«
    Mit lautem Knistern meldete sich das Funksprechgerät. Emma kletterte aus dem Graben und ging ran. »Ja?«
    »Wie