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Getrieben: Thriller (German Edition)

Getrieben: Thriller (German Edition)

Titel: Getrieben: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher REICH
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die neuesten dermatologischen Fortschritte bei Fruchtsäurepeelings und Laserbehandlungen bis hin zu seinem persönlichen Spezialgebiet, der kosmetischen Chirurgie. Revy arbeitete den Körper systematisch ab und unterstrich seine Ausführungen mit zahlreichen Vorher-nachher-Fotos. Für Jonathan, der ein gutes Gespür für die Begabung eines Kollegen hatte, stand zweifelsfrei fest, dass Revy sehr kompetent und ein begnadeter Chirurg war.
    »Er hat eine Schwäche für diverse Glücksspiele«, hatte Danni ihm verraten. »Er hat ein Vermögen gemacht und zehnmal mehr verspielt. Er ist bis über beide Ohren verschuldet. Die Banken haben seine Häuser und all seine Spielzeuge gepfändet, und ein paar echt üblen Burschen schuldet er noch einen Haufen Geld. Vor ein paar Jahren hat sich der Boss der korsischen Mafia von ihm operieren lassen, seitdem nennt man Revy auch ›das Messer auf Bestellung‹.«
    Gerade beendete Revy seinen Vortrag mit den Worten: »Für ein persönliches Gespräch nach dem Essen stehe ich Ihnen natürlich sehr gerne zur Verfügung.«
    Die Gäste applaudierten höflich und richteten ihre Aufmerksamkeit dann auf das Gedeck vor ihnen, wo in Kürze die Speisen serviert werden sollten. Kellner schenkten zunächst den Weißwein aus, einen Fendant aus der Region, und servierten dann die Amuse-Gueule , kleine Häppchen aus Gänseleber-Pastete mit Feige und Pistazien. Der erste Gang bestand aus einer Rinderbouillon mit Markklößchen, gefolgt von Kalbgeschnetzeltem nach Zürcher Art mit Rösti und einem frischen grünen Salat als Beilage. Dazu wurden zahlreiche Flaschen Dole des Monts geleert, denn die Kellner achteten darauf, dass die Gläser der Anwesenden stets gefüllt waren. Als dritter Gang wurden frisches Obst und Käse serviert, und zum krönenden Abschluss gab es warmen Apfelkuchen mit Schlagrahm. Danach wurden Cognac und Eaux-de-Vie gereicht. Das Stimmengewirr von den angeregten Tischgesprächen schwoll immer mehr an. Schließlich erhob sich Revy und signalisierte damit, dass die Tafel aufgehoben sei.
    »Das ist deine Chance«, sagte Danni zu Jonathan. »Schnapp dir den Mann, und nur keine Scheu vor allzu persönlichen Fragen. Schließlich bist du Amerikaner.«
    Jonathan schob seinen Stuhl zurück und kämpfte sich nach vorne durch. Einige verzückte Damen hatten sich in einem Halbkreis um den Arzt geschart. Mit verschränkten Armen wartete Jonathan geduldig, bis sie gingen und er endlich von Angesicht zu Angesicht Dr. Revy gegenüberstand.
    »Restylan-Filler«, sagte Dr. Revy zu ihm gewandt.
    »Wie bitte?«, fragte Jonathan und blickte sich verunsichert um, weil er dachte, dass der Arzt vielleicht jemanden meinte, der hinter ihm stand.
    »Sie brauchen Restylan.« Revy streckte das Kinn vor und musterte Jonathans Gesicht mit kritischem Blick. »Ja, ja, ja – eine Spritze für die Falten im Nasolabial-Bereich und eine zweite für diese furchteinflößenden Stirnfalten. Sie werden überrascht sein, wie jugendlich frisch Sie danach aussehen.«
    »Jugendlich frisch?«
    »Hm-hmm. Sie werden auf einen Schlag zehn Jahre jünger wirken. Sie müssen sich unbedingt einen Termin in meiner Praxis geben lassen. Ja, ja.«
    »Versprochen«, sagte Jonathan. »Ich wollte Sie noch fragen …«
    Doch bevor er den Satz beenden konnte, hatte sich Revy schon einer anderen vielversprechenden Klientin, einer flachbrüstigen Frau um die fünfzig mit flammend rotem Haar, zugewandt. Ihre Haut war vom ausgiebigen Sonnenbaden so geschädigt, dass sie fast so fleckig und faltig aussah wie die Schriftrollen vom Toten Meer.
    Jonathan hielt sich noch eine Weile in der Nähe des Arztes auf und hörte ihm aufmerksam zu, als dieser die Brüste der Frau mit seinem Stift malträtierte und sich dabei über die Vorzüge von Silikon im Vergleich zu Soleimplantaten ausließ. Revy hatte die Angewohnheit, seine Worte mit »Ja, ja, ja« und »Nicht wahr?« abzuschließen und jeden Satz seiner Gesprächspartner schon nach fünf Sekunden mit »Hmm, hmmm, hmmm« zu kommentieren. Außerdem sprach er mit ausgeprägtem französisch-schweizerischem Akzent.
    »Und, was hast du herausgefunden?«, erkundigte sich Danni, als Jonathan zu ihr zurückkehrte.
    »Überhaupt nichts. Der Mann ist viel zu beschäftigt damit, für sich die Werbetrommel zu rühren. Im Laufe von zehn Minuten hat er zwei Gesichtsliftings, eine Brust-OP und eine Magenverkleinerung klargemacht.«
    »Schade eigentlich.« Danni ergriff Jonathans Arm und ging mit ihm zu den Treppen.

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