Gevatter Tod
Geräusch, das man nicht zweimal hören will. Es gibt kaum jemanden, der es nur einmal hören möchte.
Tod richtete sich langsam auf.
IST DAS SEIN DANK FÜR MEINE FREUNDLICHKEIT? INDEM ER MEINE TOCHTER ENTFÜHRT, MEINE BEDIENSTETEN BELEIDIGT UND AUS EINER LAUNE HERAUS DIE STRUKTUR DER REALITÄT IN GEFAHR BRINGT? OH, WIE DUMM VON MIR! ICH WAR VIEL ZU LANGE EIN NARR!
»Herr, wenn du die Güte hättest, meinen Mantel loszulassen…«, begann Albert und hörte in seiner Stimme einen seltsam bittenden Unterton.
Tod schenkte ihm keine Beachtung. Er schnippte mit den Fingern – es klang wie das Klappern einer Kastagnette –, und die Schürze löste sich funkenstiebend auf. Das Kätzchen setzte er ganz behutsam ab und schob es mit dem Fuß beiseite.
HABE ICH IHM NICHT DIE GRÖSSTE ALLER GELEGENHEITEN GEBOTEN?
»In der Tat, Herr. Daran kann überhaupt kein Zweifel bestehen, Herr. Wenn du mich nun bitte…«
ER KONNTE SICH NEUE FERTIGKEITEN ANEIGNEN. ICH GAB IHM EINEN BERUF MIT ZUKUNFT, EINEN JOB FÜRS GANZE LEBEN.
»Da hast du völlig recht, Herr. Bitte laß mich jetzt los…«
Alberts Stimme veränderte sich weiter, und aus gebieterischen Trompeten wurden wehklagende Pikkoloflöten. Er klang flehentlich und entsetzt, doch es gelang ihm, Rincewinds Blick einzufangen.
»Mein Stab!« zischte er. »Wirf mir meinen Stab zu! Tod ist nicht unbesiegbar, während er im Kreis steht! Mit meinem Stab kann ich mich befreien!«
»Wie?« fragte Rincewind.
OH, WIE SEHR BEDAURE ICH ES NUN, ETWAS NACHGEGEBEN ZU HABEN, DAS ICH IN ERMANGELUNG EINES BESSEREN AUSDRUCKS ALS SCHWÄCHEN DES FLEISCHES BEZEICHNEN WILL!
»Mein Zauberstab, du Idiot!« kreischte Albert. »Mein Stab!«
»Ich verstehe nicht ganz…«
ES WAR RICHTIG VON DIR, MICH WIEDER ZUR VERNUNFT ZU BRINGEN, DIENER, sagte Tod. LASS UNS KEINE ZEIT VERLIEREN.
»Mein Sta…!«
Es kam zu einer Implosion, und ein Windstoß fauchte durch den Saal. Die Flammen der gelben Kerzen tanzten zur Seite und wuchsen in die Länge, bevor sie erloschen.
Einige Sekunden verstrichen in völliger Lautlosigkeit.
Dann ertönte die Stimme des Quästors in Bodenhöhe. »Es war sehr unfreundlich von dir, den Zauberstab einfach so zu verlieren, Rincewind. Erinnere mich daran, dich irgendwann streng zu bestrafen. Hat jemand Streichhölzer dabei?«
»Ich weiß überhaupt nicht, was mit dem Stab passiert ist! Ich habe ihn nur an die Säule hier gelehnt, und jetzt…«
»Ugh.«
»Oh«, machte Rincewind.
»Eine zusätzliche Bananenration für den Affen«, sagte der Quästor ruhig. Licht flackerte, und irgend jemandem gelang es, eine Kerze anzuzünden. Die Zauberer standen langsam auf.
»Nun, das soll uns allen eine Lehre sein«, erklärte der Quästor und strich Staub und Wachs von seinem Umhang. Er blickte auf und rechnete damit, daß die Statue von Alberto Malich wieder auf ihrem Sockel stand.
»Ganz offensichtlich können auch die Gefühle von Denkmälern verletzt werden«, sagte er. »Wenn ich mich recht entsinne, habe ich als Student im ersten magischen Semester meinen Namen in… Nun, spielt keine Rolle. Äh, ich schlage hier und jetzt vor, wir ersetzen die Skulptur.«
Die anderen Zauberer schwiegen.
»Und sie soll, äh, nicht aus Marmor bestehen, sondern aus Gold«, fuhr er fröhlich fort. »Mit kostbaren Edelsteinen geschmückt, so wie es dem ehrenwerten Gründer unserer Universität gebührt.«
Der Quästor überlegte kurz. »Und um sicherzustellen, daß kein Student Gelegenheit bekommt, die neue Statue auf irgendeine Weise zu entwürdigen… Wir stellen sie im tiefsten aller Keller auf.«
»Und verriegeln anschließend die Tür«, fügte er hinzu. Einige Zauberer begannen zu lächeln.
»Und werfen den Schlüssel weg?« fragte Rincewind.
»Wir verschweißen die Tür«, sagte der Quästor. Er erinnerte sich an die Geflickte Trommel – und daran, wieviel Alberto Malich von körperlicher Ertüchtigung gehalten hatte.
»Und vermauern den Zugang«, sagte er. Die Magier applaudierten.
»Und werfen dann den Maurer weg!« jubelte Rincewind, der allmählich Spaß an der Sache fand.
Der Quästor bedachte ihn mit einem tadelnden Blick. »Wir wollen doch nicht übertreiben«, sagte er.
In der Stille bewegte sich eine Düne, die etwas größer war als die anderen. Sie wölbte sich empor, und Sand rieselte beiseite. Zum Vorschein kam ein schnaubender, die lange Mähne schüttelnder Binky.
Mort schlug die Augen auf.
Leider gibt es kein geeignetes Wort, um die kurze Zeitspanne nach
Weitere Kostenlose Bücher