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Gewäsch und Gewimmel - Roman

Gewäsch und Gewimmel - Roman

Titel: Gewäsch und Gewimmel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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er aber nicht wissen, wie früh dieser Liebhaber von Iris, oder bloß Scheinliebhaber mit verblüffendem Instinkt, seine Vermutung geäußert hatte. Und wenn man zusätzlich bedenkt, wie es mit dem frettchenfrechen Bürschchen seit diesem Triumph, unmittelbar nach der Abreise von Herrn Scheffer, weitergegangen ist! Mit seinem Selbstbewußtsein und seinem Erfolg als Bilderverkäufer.
    Ich aber kann jetzt endlich auf dieser Bank im Sitzen die Augen verschließen für die herrlichste Erinnerung an die Gegenwart um mich herum und an die Sterne, zu denen die Schicksale allesamt verdampfen. Ja, so ist es wohl. Allerdings könnte ich gut eine Zigarette dazu rauchen. Heute morgen, als ich jätete, hörte ich da nicht, wie Hans auf der Terrasse mit leisem Klingen die Tasse auf die Untertasse setzte, und alles Glück schoß in dieses Geklingel wie in die Opernmusik, die er mir am allerersten Abend vorgespielt hat, das Liebesduett?
    Und war es denn anders an jenem besonderen Abend, dem nach seiner Ankunft aus Alaska? Noch heute kann ich mich am Klirren der Gläser erwärmen, ein andauerndes Bimmeln von Freudenglöckchen.
    Die Leute trafen freudig, freudestrahlend und überpünktlich ein. Manche sprachen aus, was sie immer noch ein klein wenig fürchteten, andere hielten die Frage in ihrem Blick zurück. Sabine und ich nickten nur beruhigend, nickten wohlweislich,niemand ahnte, warum. Alle Frauen kamen mir betont rotwangig vor, auch meine herbe Sabine, die vor lauter verborgener Begeisterung eigentlich blaß war, in Kleidern, von denen sie wußten, daß sie Hans gefallen mußten. Jede war eine Kapuzinerkressenblüte. Kleider von mattweiß über glutrot bis dunkelbraun. Da gab es zwischen Magdalene, Jeanette, Iris, mir usw., keinen Unterschied. Wie gut uns das Erwartungsvolle, endlich wieder, zu Gesicht stand.
    Sogar der Frauenarzt sah diesmal nicht erschöpft aus, obschon er direkt von einem Gynäkologenkongreß aus den USA kam. Er hatte sich den Trotzbart abgeschnitten und eine unerhört kesse Krawatte umgebunden, aus reinem Vergnügen, als wäre alle Rivalität vergessen, und ich glaube, sie war es auch, war sowieso nur ein Irrtum gewesen. Mir stellte sich plötzlich sogar die ursprüngliche Idee der Ehe Jeanette-Detlef dar. Er brauchte seine Frau, um nicht einzuschlafen, sie benötigte ihn dringend, um nicht verrückt zu werden. Aber dann hatten sie es nicht richtig ausgehandelt, und es war für beide nur noch schlimmer geworden mit ihrer Eigenart.
    Dieses aufgeregte Plaudern, fast schon Schnattern und dröhnende Lachen in der Garderobe! Rosen und Rosenduft. Mußte nicht jeden Augenblick unser Zentrum mit Glanz und Pomp in unserer Mitte an seinem angestammten und allein richtigen Platz eintreffen? Mein Gott, jeder und jede von ihnen freute sich auf spezielle Weise. Natürlich wollten sich die Herren, deren Empfindungen nicht geringer waren als die der Frauen, die Gefühle nicht so anmerken lassen.
    Zum Beispiel flötete Bruno Zock, auch er gerade erst zurück von einer Geschäftsreise nach Asien, sinnlos vor sich hin. Bäder führte eine Zigarre mit sich. Hehe hatte sich einen Siegelring, wie gratis aus dem Kaugummiautomaten, an den Finger gesteckt, an einen zweiten einen Goldring, in dem der Brillant fehlte. Nein, das Verbergen ihres wahren Zustands gelang ihnen nicht,und gerade das machte es besonders lustig für mich. Ich habe Männer wegen dieser Dinge gern. Finnland stolperte sogar vor Wiedersehensglück, mit dem er fest rechnen durfte, vom Teppich und mußte von Sabine, diesmal also umgekehrt, so wollte es der Zufall, aufgefangen werden.
    Irgendwie hatte es sich ergeben, vielleicht mit Absicht, daß zunächst keiner das Wohnzimmer betrat. Es liegt bei uns im Tristanweg auch an einem hellen Juniabend, wenn man das Licht noch nicht angezündet hat, außerhalb der Kerzen im Dämmern. Sie alle drängten sich in der erleuchteten Garderobe. »Jetzt könnte er kommen!« rief schließlich Magdalene, die ihre Speisen für die Mikrowelle ordnen wollte.
    Da erst ging ihnen Hans, der schon die gesamte Zeit im Wohnzimmerschatten gesessen und ihre Auftritte gemächlich studiert hatte, in klatschmohnrotem Hemd mit schnellem Schritt und schnell gesenktem Blick entgegen. Er lächelte angesichts ihrer Überraschung voller Zufriedenheit.
    Die reizende Iris Steinert knickste selbstverständlich. Doch einen Versuch, Herrn Hans zu einem direkten Augenkontakt zu zwingen, den unterließ sie klugerweise. Es brach also ein gewaltiges Lärmen und

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