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Gewagt - Gewonnen

Gewagt - Gewonnen

Titel: Gewagt - Gewonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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Warum denn das?“
    „Weil sie nur geschoren werden. Man braucht sie nicht zu schlachten, um Nutzen aus ihnen zu ziehen.“
    Gerda lachte.
    „Sie sind aber eine sentimentale kleine Person!“ sagte sie. „Wie können Sie nur ein so weichherziges Mädchen bei Ihrer Arbeit gebrauchen?“ wandte sie sich an den Tierarzt.
    Sie sagte das nicht auf eine boshafte Art. Es klang eher wie gutmütiger Spott. Und doch tat es Astrid irgendwie weh.
    „Fräulein Liberg besitzt zuviel Vernunft, als daß zu befürchten wäre, ihre Sentimentalität könne die Oberhand gewinnen“, sagte Mostvedt.
    „Ich glaube, Jean ist in Sie verliebt, Fräulein Liberg“, begann Gerda aufs neue. „Er weicht ja nicht von Ihrer Seite.“
    „Ja, wir sind recht gute Freunde geworden“, antwortete Astrid. „Er hat es gern, wenn man mit ihm spricht.“
    „Nun, und darin besitzen Sie sicherlich Übung“, sagte Gerda. „Aber ich denke, da wir hier fertig sind, könnten wir wohl gehen. Der Kaffee wartet.“
    Der Gutsherr wartete auch schon. Es wurde eine gemütliche Kaffeestunde vor dem Kamin. Gerda war eine ausgezeichnete Wirtin, und sie verstand es, eine nette Plauderei in Gang zu halten.
    „Es ist nur gut, daß du nach Hause gekommen bist und deinem alten Vater das Haus führst“, sagte Harder lächelnd, und die anderen lächelten auch. Denn „alt“ war wohl das letzte Wort, das auf des Gutsherrn schlanke, geschmeidige Erscheinung mit dem dichten dunkelbraunen Haar, das sich an den Schläfen ein ganz klein wenig grau zu färben begann, gepaßt hätte.
    „Sie müssen sich hier doch auf die Dauer etwas einsam gefühlt haben“, meinte Mostvedt.
    „O ja. Aber darüber kann ich wirklich nicht mehr klagen, seit das Mädel nach Hause gekommen ist. Übrigens haben wir am kommenden Samstag eine größere Gesellschaft. Es ist die erste Gesellschaft, seitdem Gerda eine junge Dame geworden ist…“
    „Papa hat auf dieser Gesellschaft bestanden“, unterbrach ihn Gerda. „Ich soll nämlich als erwachsene und würdige Hausfrau, in Freiheit dressiert, vorgeführt werden. Die Freunde meines Herrn Papa haben mich nur als einen etwas aufgeschlossenen und sehr schlecht erzogenen Backfisch in Erinnerung. Und nun will Papa ihnen also den Beweis vor Augen führen, daß aus mir doch noch etwas ganz Annehmbares geworden ist. Mir graut schon heute. Es wird sicherlich ein schrecklicher Abend.“
    „Wenn dir vor meinen alten Freunden so graut, dann bitte doch Fräulein Liberg und Herrn Mostvedt, ebenfalls zu kommen, gleichsam als Vertreter der fröhlichen Jugend.“
    „Eine glänzende Idee!“ rief Gerda. „Ich Schaf! Daß ich nicht schon längst daran gedacht habe! Keine Widerrede! Natürlich kommen Sie! Also am nächsten Samstag Punkt acht Uhr. Vergessen Sie nicht, ein reines Taschentuch einzustecken und die Fingernägel gründlich zu säubern!“
    „Aber Gerda!“ unterbrach sie Harder stirnrunzelnd.
    „Laß nur, Papa!“ fuhr Gerda unbekümmert fort. „Ich bin nun einmal so. Habe ich Sie etwa beleidigt?“ wandte sie sich an ihre Gäste.
    „Nicht die Spur!“ lachte Mostvedt. „Ich finde, Sie sind eine erfrischend natürliche junge Dame. Wie sollte man da beleidigt sein?“
    „Als ich klein war, hieß es ungezogen“, lächelte Gerda. „Aber jetzt, da ich erwachsen und nicht häßlich geworden bin und als reiche Erbin gelte, jetzt hat man entdeckt, daß die Ungezogenheit frischer und natürlicher Charme ist. Übrigens kannst du ganz unbesorgt sein, Papa. Ich werde mich am Samstag musterhaft benehmen. Und wenn es mir zu dumm wird,dann gehe ich zu Herrn Mostvedt und Fräulein Liberg und flüstere ihnen ,zum Teufel’ ins Ohr.“
    „Ist es denn wirklich Ihr Ernst, daß Fräulein Liberg und ich am Samstag kommen sollen?“ fragte Mostvedt.
    „Selbstverständlich“, erwiderte Gerda. „Was dachten Sie? Wenn mir Menschen gefallen, dann mache ich kein Hehl daraus. Sie sind doch hoffentlich ein guter Tänzer?“
    „Gut dürfte zuviel gesagt sein“, erwiderte Mostvedt lächelnd. „Es kommt darauf an, wie hoch Ihre Anforderungen sind.“
    „Wir werden es gleich einmal feststellen“, rief Gerda. Und ohne eine Antwort abzuwarten, lief sie ans Radio und schaltete es ein.
    Als hätte der Apparat ihren Wunsch erraten, ertönte ein schmachtender Tango. Gerda streckte ihre Hände nach Mostvedt aus, und Harder legte, ihrem Beispiel folgend, den Arm um Astrid.
    „Es ist nur gut, daß wir hier keinen Platzmangel haben“, sagte Gerda. „Aber mir graut doch

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