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Gewagt - Gewonnen

Gewagt - Gewonnen

Titel: Gewagt - Gewonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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gelegentlich „borgen“ könnten. Vielleicht ließe es sich einmal so einrichten?
    „Ist das wirklich Ihr Ernst, gnädige Frau?“ fragte Trahne erfreut.
    „Und ob!“
    „Das wäre für mich tatsächlich die Lösung eines recht schwierigen Problems“, sagte Trahne. „Es kommt ja bisweilen vor, daß ich längere Zeit abwesend sein muß und Timian nicht mitnehmen kann. Da ist er dann immer sehr traurig, und manchmal hat er so andauernd geheult, daß meine Wirtin sich beklagt hat.“
    Eine dreistimmige neuerliche Einladung an Timian erfolgte. Und Timian begriff offenbar, daß er der Mittelpunkt der Situation und der Unterhaltung war, denn er machte vor lauter Freude die possierlichsten Männchen.
    Als aber der Kaffee getrunken war, schlug die bittere Abschiedsstunde. Timian wurde gestreichelt und abgeklopft und immer wieder aufgefordert, doch recht bald wiederzukommen. Und schließlich schloß sich die Tür hinter ihm und seinem Herrn.
    „Ein äußerst sympathischer junger Mann“, sagte Frau Liberg.
    „Der ist richtig“, sagte Hein.
    Astrid aber sagte gar nichts. Sie stand am Fenster und blickte Timian nach.
    Zwei Tage später rief Trahne an.
    Seine Stimme klang etwas unsicher, als er Astrid fragte, ob sie wohl Lust habe, am Abend mit ihm zur Premiere zu gehen. Der Polizeipräsident habe ihm zwei Eintrittskarten geschenkt.
    Astrid merkte, daß er nicht gewohnt war, eine Dame einzuladen.
    „Riesig gern“, sagte sie – und sie meinte es auch so. „Dann müssen wir wohl Mutter bitten, daß sie sich Timians annimmt, nicht wahr?“
    „Ich glaube eigentlich nicht…“
    „Aber ich glaube“, lachte Astrid. „Bringen Sie ihn nur her. Wir vermissen ihn alle ganz fürchterlich.“
    Astrid summte und sang und lächelte, während sie sich umzog und ihr Haar richtete. Sie gab sich dabei sehr viel Mühe. Es war nur gut, daß man bei Premieren nicht mehr im Abendkleid zu erscheinen brauchte. Sie besaß nur das hellblaue, und das wollte sie nicht gern anziehen. Sie dachte sogar ungern an dieses Kleid.
    Trahne kam mit Timian. Die Wiedersehensfreude war grenzenlos. Draußen vor dem Haus stand kein Auto. Sie gingen zu Fuß und fuhren dann mit der Straßenbahn. Trahne war es nicht gewohnt, ein Taxi zu nehmen.
    Astrid war noch nicht oft auf diese Weise ausgegangen. Aber sie besaß doch immerhin etwas Erfahrung seit dem Tage in Oslo, an dem sie von Harder ausgeführt worden war. Außerdem hatte sich ihre weibliche Einfühlungsgabe in den letzten Monaten mächtig entwickelt. So erkannte sie schnell, daß ihr Begleiter es in gar keiner Weise gewohnt war, mit Damen auszugehen, und wohl überhaupt selten irgendwo eine „Zerstreuung“ suchte.
    „Wie schön, daß Sie die Eintrittskarten zu der Premiere bekommen haben“, sagte sie unterwegs.
    „Der Polizeipräsident ist sehr nett“, erzählte Trahne. „Er verschenkt öfters Theaterkarten. Es geht im Turnus. Das letzte Mal bekam sie ein Kriminalinspektor.“
    Trahne war groß, blond und blauäugig. Er sah sehr stark, aber gutmütig aus. Er hatte ein richtiges Jungengesicht.
    Als sie ihre Plätze im Parkett eingenommen hatten, blickte Astrid um sich. Sorgfältig frisierte Damenköpfe, Pelzumhänge, glatt rasierte Herrengesichter, dunkle Anzüge. Leise Unterhaltung. Rascheln von Programmen. Premierenstimmung. Das Stück hieß „Cyrano de Bergerac“. Astrid war nicht blasiert. Sie konnte ein Kunstwerk noch naiv genießen. Sie lebte mit in Rostands eleganten Versen, das Herz klopfte ihr im Halse bei der Duellszene, sie litt mit Cyrano, und in der Szene unter Roxanes Balkon war sie so ergriffen, daß sie, ohne es selbst zu merken, ihre Hand auf Trahnes Arm legte.
    Er merkte es. Er hörte Cyranos glühende Liebesworte, aber er blickte auf das junge Mädchen an seiner Seite, das so sichtlich alles miterlebte, was auf der Bühne vorging.
    Er war gerührt und fühlte den Drang, dieses junge Mädchen zu beschützen. Der Frau, die im Berufsleben stand und so tüchtig und selbstsicher war, hatte er sich unterlegen gefühlt. Aber jetzt war sie nur noch ein junges Mädchen, fast noch ein Schulmädchen, voller Illusionen, wie sie da an seiner Seite saß, von dieser großen, altmodischen, in Verse gekleideten Liebe berauscht, der Wirklichkeit völlig entrückt schien.
    Als der Vorhang fiel, war Astrid noch ganz benommen. „Es war schön“, sagte sie und blickte Trahne etwas unsicher an. „Ich habe beinahe vergessen, wo ich war.“ 
    „Wollen wir ins Foyer gehen?“
    Astrid war so

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