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Gewagt - Gewonnen

Gewagt - Gewonnen

Titel: Gewagt - Gewonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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hatte. Astrid sprang auf. „Wo habe ich bloß meine Gedanken?“ sagte sie. „In einer halben Stunde habe ich ja einen Hund zu trimmen. Vielen, vielen Dank für alles.“
    „Warten Sie doch! Ich fahre Sie nach Hause…“
    „Vielen Dank, Herr Mostvedt, aber ich möchte lieber zu Fuß gehen. Ich muß Timian etwas Bewegung verschaffen, und die Zeit reicht gerade. Es war sehr nett, Sie wiederzusehen, Herr Mostvedt. Bitte, grüßen Sie Gerda!“
    Selten hatte Astrid mit einer solchen Ruhe gearbeitet wie an diesem Nachmittag.
    Sie begriff nicht, daß es daher kam, weil sie zum erstenmal in ihrem Leben mit sich selbst ganz zufrieden war.
    Per Mostvedt aber wanderte daheim in seinem Zimmer ruhelos auf und ab. Er hatte den Radioapparat angestellt, schaltete ihn aber mit einer heftigen Handbewegung wieder aus. Er rauchte eine Zigarette nach der anderen. Er schritt an seinem Schreibtisch vorüber und warf einen schnellen Blick auf das strahlende Mädchengesicht in dem Silberrahmen.
    Das strahlende Gesicht! Das Mondlicht kann auch strahlen, wenn es auch kalt ist.
    Er zwang sich, an das wunderschöne Haus zu denken, zu dem sie die Zeichnungen bekommen hatten. Er dachte an die Premieren, auf denen er sich mit seiner bildschönen Frau zeigen würde. Er dachte an Gerda in blauem Samt und an die Diamanten.
    Jagdausflüge zur Berghütte. Wochenende auf Harders Gut.
    Gesellschaften – Gerda an dem einen Tischende, er selber am andern.
    Gerdas fabelhafte Fähigkeit zu repräsentieren.
    Gerda im Sportdreß mit dem Gewehr und den beiden Settern an ihrer Seite. Schöne Hunde – die Setter. Schade, daß sie in Pflege gegeben waren und nur zur Jagdzeit in die Berge mitgenommen wurden. Aber Gerda, die immer praktisch und vernünftig dachte, hatte ja ganz recht, wenn sie sagte: „Was sollen sie hier müßig herumlaufen? Sie haben es da, wo sie sind, viel besser, und sie werden in Form gehalten, so daß wir auf der Jagd an ihnen Freude haben können.“
    Plötzlich hörte Per Mostvedt eine leise, warme und eifrige Stimme in seinem Ohr: „… ebendies… die Freundschaft mit den Tieren, das Vertrauen, das sie mir bezeugen… macht mir noch mehr Freude als die Arbeit selbst…“
    „Zum Teufel!“ sagte Per Mostvedt ärgerlich.
    Und mit einer heftigen Handbewegung schleuderte er den Stummel seiner neunten Zigarette in den Kamin. Dann setzte er sich entschlossen an seinen Schreibtisch und schrieb einen warmen und liebevollen Brief an Gerda.

„Wuff!“ sagte Timian
     
     
    „Nun mußt du dich herumdrehen“, sagte Astrid, indem sie den kleinen schwarzen schottischen Terrier, der sich behaglich ausgestreckt und ein wenig geschlummert hatte, während sein Rücken und Kopf in Arbeit waren, in die Höhe hob. „Was meinst du? Deine Bauchseite muß ja schließlich auch einmal drankommen.“
    „Wuff!“ sagte Timian in seiner Kiste. Er richtete sich auf und spitzte die Ohren.
    „Still, Timian!“ sagte Astrid. „Du warst nicht gemeint.“
    „Wuff!“ sagte Timian noch einmal. Er stand jetzt ganz auf und lauschte.
    „Kommt jemand, Timian?“ fragte Astrid.
    Timian war mit einem Satz aus der Kiste, stürmte auf den Ausgang zu und begann aufgeregt an der Tür zu kratzen. Im nächsten Augenblick wurde diese geöffnet, und Timian flog dem Ankommenden mit einem wilden Freudengeblaffe entgegen. Er war ganz außer sich über dieses plötzliche Wiedersehen. Trahne griff nach seinem Halsband, und nach und nach glückte es ihm, Timian wenigstens so einigermaßen zu beruhigen. Endlich konnte er mit Astrid sprechen.
    „Ja“, sagte er, nach passenden Worten suchend. „Nun werde ich Sie also von meinem kleinen Biest befreien.“
    „Pfui!“ lächelte Astrid. „Wie können Sie Timian nur ein Biest nennen! Er ist das süßeste kleine Geschöpf auf der weiten Welt.“
    Bei dem Klange von Astrids Stimme spitzte Timian wieder die Ohren, und jetzt war sie an der Reihe, berannt und beleckt zu werden. Dann wandte er wieder den Blick auf seinen rechtmäßigen Herrn und wiederholte die Begrüßungsszene.
    „Der arme Timian!“ sagte Trahne. „Die Wahl wird ihm schwer werden. Es ist erstaunlich, wie er Sie in sein Hundeherz geschlossen hat.“
    „Mir wird die Trennung auch schwer werden“, sagte Astrid. „Sie glauben nicht, wie lieb wir alle – meine Mutter, mein Bruder und ich – Timian gewonnen haben.“
    „Ich war sehr in Sorge, er könne Ihnen zuviel Beschwerden machen“, sagte Trahne.
    „Beschwerden? Nicht die Spur! Im Gegenteil. –

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