Gewagter Einsatz
Schlüsselbund, zog es heraus und ließ es auf Trents Handfläche fallen.
Ohne ein Wort wandte er sich um, öffnete die Wagentür und stieg mit einer geschmeidigen Bewegung aus. Sie folgte ihm dichtauf.
Trents Schritte auf dem Plattenweg hallten in der Morgenstille wider. Er stieg die Verandastufen hinauf und schob den Schlüssel ins Schloss. Dann drückte er die Tür auf, zögerte jedoch einen Moment, ehe er das Haus betrat, die Hand mit der Pistole ausgestreckt.
Kaum war er drinnen, blieb er wie angewurzelt stehen.
Irgendetwas stimmte nicht. Risa lugte um Trents Schulter.
Zuerst begriff sie nicht. Überall in dem kleinen Flur trieben weiße flauschige Flocken in der Luft. Sie bedeckten die polierten Eichendielen, die Regale, die antike Bank.
Das Blut dröhnte ihr in den Ohren. Ihre Teddybären. Blanke Knopfaugen starrten sie an, die früher runden Körper waren schlaff und leer. Aufgeschlitzt.
Kane war da gewesen.
Alles verschwamm vor ihren Augen. Ihre Beine drohten nachzugeben.
Trent streckte den Arm aus und hielt sie fest. Sekunden nur verharrte er, dann zog er sie vom Haus fort.
Sie klammerte sich an ihn, als hinge ihr Leben davon ab.
5. KAPITEL
Trent hielt Risa fest an seine Brust gedrückt und wich mit ihr auf den Weg zurück. Das Blut rauschte in seinen Ohren. Die Pistole aufs Haus gerichtet, suchte er die Schatten hinter der Eibe und die niedrigen Äste der Fichte ab. Ihm war, als verstecke sich Kane dort. Fast meinte er das leise, zufriedene Lachen dieses Monsters zu hören.
Er beobachtete sie, um zu sehen, wie Trent reagierte. Ihre Angst wollte er sehen. Er würde sie genießen. Sie verlieh ihm Macht.
Und er hatte erst angefangen, seine Gier nach dieser Macht zu befriedigen.
Trent umklammerte die Pistole fester. Reichte es nicht, dass Kane sich in seinem Gehirn, seinem Herzen eingenistet hatte, als ein dunkler Fleck des Todes? Genügte es nicht, dass er ihm seinen inneren Frieden gestohlen hatte, das Glück, die Zukunft?
Wollte dieser Bastard all dies nun auch Risa antun?
Verdammter Kane. Sollte er doch zur Hölle fahren.
Sie hatten den Wagen erreicht, und Trent schob Risa auf den Beifahrersitz. Er schloss die Tür hinter ihr, ging um den Wagen herum, behielt jedoch Bäume, Büsche und das Dach des Hauses im Blick, bevor er hinters Steuer schlüpfte. Dann drehte er den Zündschlüssel um, und der Motor erwachte zum Leben. Trent legte den Gang ein.
Langsam fuhr er von der Auffahrt. Nur mit Mühe beherrschte er sich, das Gaspedal nicht bis zum Boden durchzutreten. Am liebsten wäre er mit quietschenden Reifen davongerast, aber er wollte Kane nicht zu erkennen geben, wie erschüttert er war. Ihn nicht seine Angst sehen lassen.
Während er beide Seiten der Straße mit den Augen absuchte, griff er zum Handy und rief Pete Wiley an, noch bevor sie um die Ecke gebogen waren. Je eher die Polizei hier war, desto besser. Sie mochten Kane möglicherweise nicht fangen, aber eine frische Spur führte sie vielleicht weiter.
Er beendete das Gespräch und warf einen Blick auf Risa. Angst stand in ihren Augen.
Entsetzen. Genau der Effekt, den Kane beabsichtigt hatte.
Wut stieg in Trent auf. Bilder formten sich vor seinem inneren Auge: Frauen, die gejagt wurden, um dann leblos, abgeladen in der Wildnis wie Abfall zu enden. Frauen, die ein Leben und eine Zukunft und Menschen, die sie liebten, zurückließen.
Er musste Risa von hier fortbringen. Weit fort. Kane würde nicht bekommen, was er wollte. Diesmal nicht. Nur über meine Leiche, schwor sich Trent grimmig.
Risa zitterte immer noch. Die innere Kälte blieb, auch nachdem Trent sie in sein Hotelzimmer in Platteville geschoben und die Tür hinter ihnen verriegelt hatte.
Sie schaute sich um. Zwei Sessel standen an einem winzigen runden Tisch, daneben ein großes Doppelbett. Es war ein ganz normales Hotelzimmer, das dem Gast das Gefühl von Sicherheit vermitteln sollte.
Doch sie spürte nichts davon.
Überall, wohin sie blickte, sah sie weiche weiße Flocken, das Innenleben ihrer Teddybären. Und alles, was sie fühlte, war Kanes kalte Wut.
Sie erschauerte und schlang die Arme um sich.
Risa hatte immer auf sich selbst Acht geben können. Und nicht nur das. Auch auf andere.
Selbst als Kind hatte sie sich für ihre Schwester und ihre Mutter verantwortlich gefühlt. Sie war die Starke gewesen, die ihrer Mutter ins Bett half, wenn sie wieder einmal zu viel Wodka getrunken hatte. Und die dafür sorgte, dass Dixie ihre Schularbeiten machte, da sich
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