Gewagter Einsatz
exklusive Einzelhäuser entstehen würden.
Risa schaute auf den Stall, das Schild, die Lichter und die arbeitenden Beamten, aber sie sah immer nur das Gesicht ihrer Schwester.
Und das gemeine Grinsen von Dryden Kane.
Dann entdeckte sie Dixies chromblitzenden kirschroten Thunderbird. Der Wagen war ihr ganzer Stolz. Viele Monate hatte sie dafür gespart. Als könnte das schnittige Modell sie aufwerten und seine Besitzerin in glamourösem Licht erscheinen lassen.
Traurigkeit erfasste sie. Ihre Schwester hatte eine trostlose Kindheit erleben müssen und war zu einer bemitleidenswerten jungen Frau herangewachsen. Dixies Daddy, der zweite Mann ihrer Mutter, hatte das kleine Mädchen immer als Störenfried empfunden, sie von sich gestoßen und kaum einmal Zeit für sie gehabt.
Risa war froh gewesen, als sie mit zehn zu ihrem Vater und seiner zweiten Frau ziehen durfte. Etwas Besseres hätte ihr nicht passieren können. Für Dixie hätte sie sich das Gleiche gewünscht.
Jetzt schob sie die Gedanken an die Zeit damals beiseite und atmete tief die feuchte Frühlingsluft ein.
Trent drehte sich zu ihr um. „Fertig?" fragte er.
Sie zwang sich zu nicken.
Einen Moment noch hielt er ihren Blick fest, dann folgte er einem der Beamten zum Kofferraum des Thunderbird. Risa ging hinter ihm her, die Dornen der Himbeerbüsche zerrten an ihrer Kleidung und zerkratzten ihre Haut, als sie sich zum Wagen hindurchzwängte.
Die Kofferraumklappe klaffte weit auf wie ein schreiender Mund. Sie holte tief Luft und zwang sich hineinzuschauen. Nur ein geblümter Koffer lag darin.
Dixies Koffer.
Ihr blieb das Herz einen Moment lang stehen. Sie brachte kein Wort heraus, sondern starrte nur auf den Koffer und betete, dass sich ihre Befürchtungen nicht bewahrheiten würden.
Trent öffnete den Reißverschluss des Koffers und hob den Deckel an. Offensichtlich hastig gepackte Kleidungsstücke lagen darin. Dixies Lieblingsjeans. Eine Blümchenbluse, die Risa ihr zum Geburtstag geschenkt hatte. Die hautenge Caprihose, die sie in der letzten Zeit fast nur noch getragen hatte. Ihr roter Kosmetikkoffer.
Risa wurde schwindlig. Sie rang nach Luft und gab einen erstickten Laut von sich.
Trents Kopf fuhr herum. „Was ist los, Rees?"
„Ihr Kosmetikkoffer..." Ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit überschwemmte sie. „Dixie schminkt sich jeden Tag, selbst wenn sie zu Hause bleibt und nur fernsehen will. Sie ist nie irgendwo hingefahren ohne ihren Kosmetikkoffer."
Trent ließ den Deckel wieder fallen und drehte sich zu ihr herum. „Wenn sie es eilig hatte..."
„Nein. Selbst dann gilt ihr erster Griff diesem Schminkkoffer. Entweder hat er sie gezwungen, ihn hier zu lassen. Oder..." Ihre Stimme verlor sich. Sie mochte es nicht aussprechen. Dann würde es für sie zur Realität werden.
Denn sie wollte sich nicht eingestehen müssen, dass ihre Schwester tot war.
Trent zog sich der Magen zusammen, als er sah, wie ihr das Blut aus den ohnehin schon bleichen Wangen wich. Spontan zog er sie in die Arme.
Hilfe suchend presste sie sich an ihn, als könne er allein verhindern, dass sie zusammenbrach. Sie zitterte am ganzen Leib. Ihr Atem ging schnell und flach und strich in warmen Wellen über seinen Hals.
Er führte sie fort vom Wagen, weg von den hellen Lampen, den Polizisten und dem Beweis, den Kane hinterlassen hatte. Am Eingang des alten Stalls blieb er stehen und hielt sie fest, bis sie aufhörte zu zittern.
Er wusste, dass er sie in den Wagen setzen und schleunigst mit ihr nach Hause fahren sollte. Aber irgendwie wollten seine Arme sie nicht wieder freigeben. Stattdessen saugte er das Gefühl, ihren Körper zu spüren, auf wie ausgetrocknete Erde den lang ersehnten Regen.
In seinen Träumen hatte er sie gespürt und war schweißgebadet erwacht. Aber dies hier war kein Traum. Es war Wirklichkeit. Ihre zierliche Gestalt, die sanften Rundungen, der zarte Lavendelduft. Er hatte sie vermisst, mehr, als er sich eingestehen mochte.
Endlich atmete sie bebend durch und schaute ihn an. Furcht schimmerte in den Tiefen ihrer Augen. Ihre üppigen Lippen waren zusammengekniffen.
Da begriff er, und ihm wurde eiskalt. Er konnte ihr keinen Trost bieten, durfte sie nicht so in den Armen halten. Nur eins konnte er für Risa tun: ihre Schwester finden und sich dann so schnell wie möglich wieder aus ihrem Leben verabschieden. Sie hatte genug auf ihre Schultern geladen. Sorgen. Angst. Schmerz.
Er trat einen Schritt zurück und ließ die Hände sinken. Kühle,
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