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Gewalt ist eine Loesung

Gewalt ist eine Loesung

Titel: Gewalt ist eine Loesung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schubert Stefan
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vielleicht privat schon mal zusammen mit den Jungs vom Fußball gesehen haben könnte. Oder ob er etwas wusste, das eigentlich nicht für ihn bestimmt war. Und wenn – ob er mich verpfeifen würde. Ob mein Kartenhaus zusammenfiele? Ich musste am eigenen Leib spüren, was es hieß, wenn das sogenannte Damoklesschwert über einem schwebt. Diese ganze Situation war anstrengender und kräfteraubender, als ich mir selbst eingestanden hatte.
    Auch an diesem Samstagmittag rückte diese Drucksituation wieder in den Mittelpunkt. Die Arminia Bielefeld spielte gegen den 1. FC Köln und schon in den Wochen davor glühten die Telefonleitungen zwischen der Blue Army und den Streetfighters Cologne. Ein größerer Schlagabtausch stand bevor und die Kölner Hools hatten deutlich gemacht, dass sie einen guten Haufen zusammenbekommen würden. Beste Vorzeichen für eine gute, saubere Schlägerei.
    Die ganze Aktion war generalstabsmäßig geplant: Im Laufe der zweiten Halbzeit würden die beiden Mobs das Stadion einzeln oder in Zweiergruppen frühzeitig verlassen. Ein probates Mittel, um sich von der Polizei und den mitgereisten Kölner Zivilkräften abzusetzen. Der Führungskreis um den Onkel informierte die Kölner über die Sammelpunkte: Gut erreichbare, zentral gelegene Kneipen, die keinen Bezug zum Fußball hatten. Eine gängige Methode, um etwaigen Routinekon­trollen nach Spielschluss zu entgehen und ungestört zur Tat schreiten zu können.
    Die Kölner gaben an, mit exakt 40 Mann auflaufen zu wollen – so viele Jungs sollte dann auch Bielefeld stellen. Frank und ich waren zusammen mit den Jungs in einer Kneipe in Stadionnähe, als Marius, einer der Mitorganisatioren, uns ansprach. Gerade Frank wäre eine große Verstärkung gewesen – er zählte in der Zwischenzeit zu den schlagkräftigsten Jungs beim Ostwestfalenterror.
    Frank wusste, dass ich mir keine weiteren Schlägereien in Bielefeld mehr leisten wollte, und wollte meinetwegen auf das Duell mit den Kölnern verzichten. Meine Gründe für den Verzicht waren hinreichend bekannt, aber auch Frank hatte in den Monaten zuvor immer weniger Lust verspürt, sich Woche für Woche zu prügeln. Vielleicht die ersten Anzeichen für einen Reifungsprozess, der auch uns langsam erreichen sollte. Wie auch immer – wir verzichteten beide.
    Es war Samstag, der 19. Oktober 1996, 13 Uhr. Die bevorstehende Massenschlägerei gegen die Streetfighters Cologne hatte sich bis zu den Hamburger Ultras herumgesprochen, die mit ein paar Jungs nach Bielefeld kamen. Eine merkwürdige Stimmung war in der Luft. Die Rivalität zwischen den Streetfighters Cologne, der Blue Army Bielefeld und den Hamburger Ultras hätte größer nicht sein können. Auch was die verschiedenen Nationalitäten anging. Während die Blue Army und die Ultras überwiegend aus deutschen Jungs bestanden, hatten die Streetfighters einen nicht unerheblichen Anteil von türkischen und arabischen Kämpfern in ihren Reihen. Sämtliche Aufeinandertreffen hatten bis dahin blutig und mit unzähligen Verletzten auf beiden Seiten geendet.
    Die Kölner verfügten über ein riesiges Potenzial. In der Vergangenheit schafften sie es, Gruppen mit mehreren hundert Jungs zu organisieren. Sie belegten auf internen Hooligan-Ranglisten immer einen der vorderen Plätze. Nicht wenige sprachen ihnen sogar den Titel zu, der schlagkräftigste Haufen von ganz Deutschland zu sein. Sie standen unbestritten deutlich vor den Hamburgern und erst recht deutlich vor den Bielefelder Jungs.
    »Ich bekomme demnächst die zweite Chance, den SEK-Aufnahmetest zu bestehen. Falls ich das schaffe, werde ich nicht mehr zum Fußball fahren. Die Arminia werde ich mir weiterhin anschauen, aber ohne die Begleiterscheinungen.« Endlich war es raus. Ich wollte schon seit längerer Zeit mit Frank über meine Pläne sprechen. Das SEK war die Einheit, zu der ich wollte, und es war der einzige Polizei-Job, für den ich mein Hooligan-Dasein beendet hätte.
    Der Streifendienst in Bielefeld – mein Beamtenstatus –, das bedeutete mir nicht viel. Ich kannte viel zu viele Kollegen, die für ihr Beamtentum so ziemlich alles in Kauf genommen hätten. Unbeliebte, anspruchslose und stupide Posten wie beispielsweise Gewahrsam – das Polizeigefängnis. In Polizistenkreisen waren das die »Verpisser-Jobs«. Und die kamen nur für Beamte infrage, die ihr Geld auf Liegestühlen vor der Playstation oder mit erhöhtem Pay-TV-Konsum verdienen wollten.
    Für so eine Stelle brauchte man kein Polizist

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