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Gewaltfreie Kommunikation: Eine Sprache des Lebens (German Edition)

Gewaltfreie Kommunikation: Eine Sprache des Lebens (German Edition)

Titel: Gewaltfreie Kommunikation: Eine Sprache des Lebens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marshall B. Rosenberg
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ich bin“, in dem Ton, wie du das gerade gesagt hast, dann fällt es mir sehr schwer, an mich zu halten. Ich könnte deine Hilfe gebrauchen. Ist es dir also lieber, wenn ich dir zuhöre, anstatt dir Vorwürfe zu machen oder dir zu drohen? Oder falls nicht, dann ist die andere Möglichkeit wohl die, daß ich das alles einfach so handhabe wie immer.
Bill: Und wie wäre das?
Vater: Naja, dann würde ich jetzt wahrscheinlich sagen: „Hey, du wirst zwei Jahre lang geschliffen: kein Fernsehen, kein Auto, kein Geld, keine Verabredungen, kein gar nichts!“
Bill: Also ich glaube, dann wäre mir die neue Art lieber.
Vater: (Mit Humor.) Es freut mich, daß dein Selbsterhaltungstrieb noch intakt ist. Mir ist es jetzt wichtig, daß du mir sagst, ob du bereit bist, daß wir uns ehrlich und verletzlich begegnen.
Bill: Was meinst du mit „verletzlich“?
Vater: Das bedeutet, daß du mir sagst, was du wirklich empfindest bei den Sachen, über die wir sprechen, und ich erzähle dir das dann auch von mir. (Mit fester Stimme.) Magst du das machen?
Bill: O.k., ich werde es versuchen.
Vater: (Mit einem Seufzer der Erleichterung.) Danke. Ich bin dankbar für deine Bereitschaft, es auszuprobieren. Habe ich dir schon erzählt, Jorge hat Eva drei Monate Hausarrest gegeben, sie darf überhaupt nichts machen. Wie geht es dir, wenn du das hörst?
Bill: Oh, Mann, was ein Hammer, das ist so unfair!
Vater: Ich würde gerne hören, wie du dich wirklich fühlst.
Bill: Das habe ich dir gesagt – es ist total unfair!
Vater: (Merkt, daß Bill keinen Kontakt zu seinem Gefühl hat, beschließt zu raten.) Bist du traurig, daß sie so schwer für ihren Fehler bezahlen muß?
Bill: Nein, das ist es nicht. Ich meine, das war nicht wirklich ihr Fehler.
Vater: Ach so, empört es dich, daß sie für etwas bezahlt, das eigentlich du ausgeheckt hast?
Bill: Naja, ja, sie hat einfach nur getan, was ich ihr gesagt habe.
Vater: Das klingt mir so, als würde es dir innerlich weh tun, wenn du siehst, welche Auswirkung deine Entscheidung auf Eva hat.
Bill: So ungefähr.
Vater: Billy, es ist mir wirklich wichtig zu erfahren, ob du verstehen kannst, welche Auswirkungen deine Handlungen haben.
Bill: Naja, ich habe nicht daran gedacht, was schieflaufen könnte. Ja, ich habe es wohl total vermasselt.
Vater: Mir wäre es lieber, wenn du es als etwas betrachten würdest, das sich nicht so entwickelt hat, wie du es wolltest. Und ich brauche immer noch die Versicherung, daß du dir über die Konsequenzen im klaren bist. Würdest du mir sagen, welches Gefühl du jetzt zu der Sache hast?
Bill: Ich fühle mich ganz blöd, Papa ... ich wollte niemanden verletzen.
Vater: (Übersetzt Bills Urteile über sich selbst in Gefühle und Bedürfnisse.) Du bist also traurig über das, was du getan hast, weil du gerne möchtest, daß man dir vertraut, daß du keinen Schaden anrichtest?
Bill: Ja, ich wollte nicht, daß so viele Schwierigkeiten daraus entstehen. Ich habe einfach nicht darüber nachgedacht.
Vater: Meinst du, daß du dir wünschst, du hättest mehr darüber nachgedacht und mehr Klarheit gewonnen, bevor du gehandelt hast?
Bill: (Denkt nach.) Ja ...
Vater: Es beruhigt mich, das zu hören. Damit es auch mit Jorge wieder gut wird, möchte ich dich bitten, zu ihm zu gehen und ihm das zu sagen, was du mir gerade gesagt hast. Wärst du bereit, das zu tun?
Bill: Oh, Mann, das macht mir angst; er wird sicher ausflippen!
Vater: Ja, das wird er wahrscheinlich. Das ist eine der Konsequenzen. Bist du bereit, die Verantwortung für deine Handlungen zu übernehmen? Ich habe Jorge gern, und ich möchte ihn als Freund behalten, und ich nehme mal an, du möchtest auch gerne mit Eva befreundet bleiben. Ist das so?
Bill: Sie ist eine meiner besten Freundinnen.
Vater: Sollen wir also zu ihnen gehen?
Bill: (Ängstlich und widerstrebend.) Naja ... o.k. Ja, gehen wir.
Vater: Hast du Angst und möchtest gerne wissen, daß dir nichts passiert, wenn du zu ihm gehst? 
Bill: Ja.
Vater: Wir gehen zusammen: Ich bin für dich da und bei dir. Ich bin wirklich stolz, daß du es machen willst.

|11|  Die beschützende Anwendung von Macht
     
    Wenn die Anwendung von Macht unumgänglich ist
    Wenn von zwei streitenden Parteien jede die Gelegenheit hatte, vollständig auszudrücken, was sie beobachtet, fühlt, braucht und erbittet, und jede der anderen Seite Empathie gegeben hat, dann kann normalerweise eine Lösung gefunden werden, die die Bedürfnisse beider Seiten erfüllt. Zumindest können beide im

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