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Gewitter der Liebe

Gewitter der Liebe

Titel: Gewitter der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lee Hawkins
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sie.«
    »Haben Sie eine Mitfahrgelegenheit?«
    »Ja, der Händler Nathan Banks hat sich bereit erklärt, uns mitzunehmen«, antwortete Julia. »Er ist sehr nett und hat …«
    »Wagennummer?«
    Verdutzt sahen sich die Frauen an.
    Ungeduldig holte der Mann Luft. »Jeder der Wagen trägt eine Nummer. Wenn Sie die nicht wissen, muss ich davon ausgehen, dass …«
    »Lass nur, Horace«, schaltete sich James Cramer ein. »Zufällig habe ich gestern die Bekanntschaft von Nathan Banks gemacht. Er hat die Wagennummer zwölf.«
    Am liebsten wäre Julia dem grauhaarigen Mann mit der verschlossenen Miene um den Hals gefallen, denn der Buchhalter händigte Lilly ohne weiteren Kommentar eine Quittung aus und machte eine Notiz in seiner Teilnehmerliste.
    Aufatmend traten die beiden Frauen aus der stickigen Hütte. Nathan stand noch immer an derselben Stelle, den hässlichen Pappkoffer neben sich stehend.
    Zum ersten Mal sah sich Julia genauer um. In etwa einer Meile Entfernung konnte man die nassen Hausdächer der kleinen Stadt Independence erkennen, auf der anderen Seite erstreckte sich freies Land.
    »Hat alles geklappt?«, erkundigte sich Nathan und gab Julia den Koffer zurück. »Übermorgen geht es endgültig los. Wer dann noch nicht hier ist, hat Pech gehabt.«
    »Wo werden wir so lange übernachten?«, wollte Julia wissen und war auf das Schlimmste gefasst. Doch Nathan konnte sie beruhigen.
    »Hinten auf den Wagen«, sagte er. »Wer genug Geld hat, kann sich aber auch ein Hotelzimmer in der Stadt mieten. Wenn ihr mögt, zeige ich euch jetzt meinen Planwagen.«
    Gemeinsam schritten sie über den schlammigen Untergrund, redlich bemüht, den riesigen Regenpfützen auszuweichen. Nathans Wagen stand mit Dutzenden anderer auf einer Weide. Er sah solide aus, und die Plane aus hellem Segeltuch schien den Regen etwas abzuhalten. An der rechten Wagenseite war mit schwarzer Farbe die Zahl Zwölf aufgepinselt.
    »In dieser Reihenfolge werden wir fahren«, erklärte Nathan, nahm Julia das Gepäck erneut ab und öffnete die hintere Plane, um den Pappkoffer auf die Ladefläche zu werfen.
    Neugierig reckten die Frauen die Hälse, um ins Innere spähen zu können. Links und rechts standen Holzkisten mit Waren, nur ein schmaler Durchgang blieb bis zum hinteren Ende, in dem sich eine Strohmatratze und mehrere Decken befanden sowie Säcke mit Nahrungsmitteln. An den Querstangen des Aufbaus baumelten Pfannen und Töpfe.
    »Wie gefällt euch mein kleines Reich?«, fragte Nathan frech grinsend. »Eine Luxusunterkunft kann ich euch leider nicht bieten.«
    »Wenn du wüsstest, was Julia und ich bisher für eine Unterkunft hatten, hättest du nicht gefragt«, sagte Lilly und verzog den Mund. »Wenn ihr nichts dagegen habt, sehe ich mich noch etwas um.«
    Sie hatten nichts dagegen, und nachdem Lilly wieder zu dem Platz geeilt war, an dem sich die Neuankömmlinge trafen, stiegen Nathan und Julia auf den Wagen und setzten sich in den schmalen Gang.
    »Was sind das alles für Waren, die du in San Francisco verkaufen willst?«, wollte Julia wissen. »Hast du denn schon einen Laden?«
    Amüsiert schmunzelte Nathan. »Natürlich habe ich in San Francisco noch kein Geschäft. Entweder ich miete eines oder baue mir selbst ein Holzhaus. Allerdings gibt es kaum Handwerker, die sind alle auf den Goldfeldern – sogar die Chinesen, die besonders schnell mit dem Bau eines Hauses fertig sind. Dann gibt es da noch die Möglichkeit, ein Fertighaus aus China zu bestellen, das dann mit dem Schiff geliefert werden würde, aber das dauert viel zu lange. Ich möchte möglichst schnell nach der Ankunft mit dem Verkauf beginnen. In diesen Kisten«, er deutete auf die Holzkisten zur linken, »befinden sich allesamt Sichertröge, sogenannte Goldpfannen. Damit waschen die Männer Gold.«
    »Das müssen Dutzende sein!«
    »Fünfhundert«, entgegnete er stolz. »Und es wird nicht lange dauern, bis ich sie verkauft habe.«
    Julia erinnere sich an die Männer in der Postkutsche. Einige von ihnen hatten eigenartige Schüsseln in ihrem Gepäck; dabei musste er sich wohl auch um Goldpfannen gehandelt haben.
    »In den anderen Kisten befinden sich Seile, Schaufeln, wetterfeste Kleidung, Spitzhacken und wasserfeste Stiefel. Fast täglich treffen Schiffe mit Goldsuchern im Hafen von San Francisco ein, und die wenigsten werden eine Ausrüstung bei sich haben.«
    Julia imponierte sein Geschäftssinn. Im Gegensatz zu den unzähligen Männern, die aufs Geratewohl nach Kalifornien

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