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Gewitter über Pluto: Roman

Gewitter über Pluto: Roman

Titel: Gewitter über Pluto: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Steinfest
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einen
Befehl.
    Befehle waren aber so ungefähr das letzte, was diese Dame
entgegennahm. Ihr Lachen bildete eine perfekte Reihe spitzer Dornen.
    Â»Na ja, da kann man nichts machen«, gab sich Stirling gleichmütig.
    Man frühstückte zu Ende. Stirling und Mohn tranken die ganze Kanne Kaffee,
so als hätten sie geplant, der Verbrechensaufklärung wegen zum Zwergplaneten
Pluto zu reisen und demnächst also nur noch NASA-Kaffee zu bekommen. – Das
haben die Amerikaner nämlich bislang nicht begriffen, daß es der schlechte
Kaffee ist, der aus ihnen so schlechte Menschen macht. Und es folglich recht
einfach wäre, dies zu ändern. Schade!
    Rorschach brachte die beiden zu ihrem Wagen. Hillsand hingegen war
so vollständig in ihre nächste Zigarette vertieft, daß sie den Gruß der zwei
Männer unerwidert ließ. Was Lorenz ein wenig schmerzte. Ihm andererseits das
Gefühl gab, daß diese Frau, so großartig sie singen mochte, eher ein Dämon war.
Und er sich sagen konnte und wollte: Sex mit einem Dämon, das zählt nicht. Das
zählt soviel wie der Sex, den man im Traum hat. (Es ist allerdings nicht ganz
unlogisch, wenn vor allem Frauen ihren Partnern geträumtes Fremdgehen zum
Vorwurf machen, als wäre es irgendwie real. Denn genau das ist es ja auch. –
Wäre das moderne Scheidungsrecht wirklich modern, würde es diesen Aspekt
berücksichtigen. Berücksichtigen müssen.)
    Die zwei schönen Männer in ihrem schönen Auto fuhren
zurück nach Wien. Rorschach indes hielt den Stein in die Sonne, als würde er
genau diese Sonne darum bitten, sich den Stein näher anzusehen und etwas Gescheites
darüber zu verlautbaren.
    Aber wie hätte ein gewisser sechshundertacht Jahre alter Mann
gesagt: »Die Sonne sagt uns gar nichts, sie strahlt nur blöde vor sich hin. Es
ist das Wasser, das die Antworten parat hat. Jede Antwort steckt im Wasser. Man
muß das Wasser nur zu lesen verstehen.«
    Ja, das sagte sich so leicht für Leute vom Planeten X. Man hätte
erwidern können: »Werdet mal mit euren Vögeln fertig.«

18  |  Urknall
    Â»Du warst also mit Nix verheiratet. Und erwähnst es mit
keinem Wort.«
    Â»Findest du, das ist ein Grund«, fragte Sera, »daß du dich
breitbeinig vor mich hinstellst und mich anschaust, als wäre ich das größte
Aas?«
    Nun, da hatte sie recht. Zumal eingedenk dessen, daß Lorenz gerade
erst mit einem Gott, einem Dämon oder auch nur einer der größten
Schubert-Sängerinnen aller Zeiten intim gewesen war. Darum nahm er sich ein
wenig zurück, zog die Beine zusammen, verringerte die Vehemenz seines Blickes
und meinte mit eingeweichter Stimme: »Aber du hättest doch davon sprechen
können, daß du mit diesem Nix…«
    Â»Wieso denn? Dachtest du, ich sei noch Jungfrau?«
    Â»Hör bitte auf. Immerhin ist der Mann tot unter meinem Bett gelegen.
Wie du dir vielleicht denken kannst, findet die Polizei das einigermaßen
interessant.«
    Â»He, du bist auf freiem Fuß. Warum auch solltest du Nix töten, wo du
doch gar nicht wußtest, daß ich mit ihm verheiratet war? Hätte ich dir
allerdings davon erzählt, ja, dann wärst du jetzt vielleicht verdächtig… Doch so. – Wirklich, Schatz. Ich fand es
einfach nicht richtig, so früh davon zu sprechen. Es war eine schlechte Ehe mit
diesem Mann. Ich rede nicht von Gewalt, ich rede von andauernden nervtötenden
Debatten über jede Kleinigkeit. Eine nie endende Aufblähung von Nichtigem und
Schwachsinnigem. Vielleicht ist das der Grund, daß ich meine kleine Eheberatung
so erfolgreich führe, indem ich nämlich zusehe, Menschen zueinander zu führen,
die nicht ständig jeden Furz durchdiskutieren. Die Leute aber, die auf so was
einfach nicht verzichten können, denen lege ich nahe, ledig zu bleiben.«
    Â»Manche wollen dennoch zu zweit unglücklich werden.«
    Â»Mag sein. Nur nicht durch meine Vermittlung. Und schon gar nicht
will ich diesen Fehler bei mir selbst wiederholen. – Ich dachte, wir könnten
diese Dinge aussparen. Wenigstens weitgehend.«
    Leider zeigte Lorenz nun nicht jenen Groß- und Gleichmut, der darin
besteht, manches sein zu lassen, wie es ist. Er vertat diese Chance. Diese
große Chance. Hätte er jetzt geschwiegen, er hätte Sera wirklich und endgültig
erobert. Statt dessen veränderte er seine

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