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Gewitter über Pluto: Roman

Gewitter über Pluto: Roman

Titel: Gewitter über Pluto: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Steinfest
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so
undurchdringlich geworden war, daß nicht nur heranrasende Körper, sondern vor
allem gefährliche Strahlen– und man
kann sagen, daß das Weltall vergiftet ist wie der Zahnputzbecher einer wegen
ihrer Schönheit verhaßten Prinzessin –, daß also diese gefährlichen Strahlen
von der Oberfläche des Schiffs abprallen würden.
    Das ist überhaupt der entscheidende Punkt. Die Strahlung ist es
nämlich, die die ganze bemannte Raumfahrt der Menschen zunichte macht und sie
dazu zwingt, mit ihren Spaceshuttles im Orbit wie in einem Nichtschwimmerbecken
herumzuplanschen. Die NASA ist einfach noch nicht aufs Wasser gekommen.
    Stimmt, mit einem ähnlichen Objekt war ich vor gut fünfzig Jahren
auf der Erde gelandet, aber dieses hier war ungleich eleganter. Zu meiner Zeit
waren sie alle ein wenig klobig gewesen, da nun mal auch das Wasser eine
gewisse Widerspenstigkeit aufweist, einen Unwillen, sich den geometrischen
Konstruktionen der Ingenieure restlos unterzuordnen. Doch offensichtlich hatte
man zwischenzeitlich gelernt, dem Wasser besser zuzureden. Es zu einer
optimalen Verhaltensweise zu bewegen. Zumindest war das der optische Eindruck.
    Â»Himmlisch«, sagte ich, gleichermaßen verzaubert und traurig. Wie
gerne hätte ich einen Artikel über dieses Wunderwerk in meinem »Bürgerblatt«
gebracht. Über diese Symbiose von Natur, Technik und guter Laune.
    Der Mann, der sich jetzt die Brille vom Kopf nahm, allerdings noch
immer sein lächerliches Japanstirnband trug (schließlich war er ja kein
Japaner), rief mir zu, daß die anderen sich bereits im Inneren des Schiffs
befinden würden. Und daß es gut wäre, würde ich nicht ewig herumstehen. Wenn
ich denn schon beim Schifahren so habe trödeln müssen.
    Einen Moment überkam mich der Schrecken, es könnte bereits hier und
jetzt der Start erfolgen. Dann aber wurde mir klar, daß dies wohl kaum ohne den
Picasso und das Archaeopteryxfossil geschehen würde. Und beide waren noch immer
in meinem Hotelzimmer. – Ohne mich ging hier gar nichts.
    Darum auch sagte ich zu dem Mann, er solle sich…nun,
ich sagte, es solle sich nicht anscheißen.
    Ich sah den Zorn in seinen Augen. Das würde ja nett werden, zusammen
an die fünfzehn Jahre eingesperrt zu sein.
    An einer Stelle des Mittelteils, dort, wo der Tränenkopf sich
langsam verjüngte, berührte der Mann die Oberfläche, und mit einer tonlosen
Bewegung teilte sich einer der Wasserströme und bildete eine ovale Pforte,
durch die wir in das Innere gelangten. Hinter uns schloß sich die Luke.
Augenblicklich standen wir im Dunkeln. Nur am Boden funkelten kleine Lichter,
die halfen, sich zu orientieren.
    (Damit kein Irrtum entsteht: Man geht in solchen Raumschiffen nicht
wie auf Wasser. Vielmehr ist die Einrichtung eine konventionelle. Allein die
Wände der Außenhülle verfügen an manchen Stellen, vor allem im Bereich des
Cockpits, über eine Transparenz, die einem das Gefühl gibt, im Freien zu
stehen. Und bei diesem Freien handelt es sich in der Regel um das Weltall. Was
sich toller anhört, als es ist. Wenn man sich einmal an konventionelle Fenster
gewöhnt hat, etwa an die kleinen, ovalen Scheiben in Flugzeugen, tut man sich
schwer, den Eindruck zu ertragen, quasi außen auf einem Raumschiff zu sitzen.
Die meisten anderen Räume hingegen unterscheiden sich kaum von dem, was man so
kennt. Einige sind technisch hoch aufgerüstet, Labors, Toiletten, Funkräume, in
den anderen herrscht eine private, saubere Gemütlichkeit vor. Schöner Wohnen
für Astronauten.
    Mit der Finsternis in den Gängen muß man sich anfreunden. Dabei
handelt es sich um eine reine Energieersparnis. Während man sie durchschreitet,
fühlt man sich wie auf einer nächtlichen Startbahn. Oder in einer Geisterbahn
ohne Geister.)
    Eine Türe öffnete sich, und wir traten in das Licht des
Besatzungsraums, von dem aus man einen freien Blick auf die Wände der Höhle
besaß. In der Mitte des mit einem vanillefarbenen Spannteppich ausgelegten Cockpits
warteten drei Personen – zwei Frauen, ein Mann. Nun waren wir also komplett.
    Die Begrüßung war so kühl wie die Luft hier. Offenkundig
funktionierte die Heizung noch nicht optimal. Das war schon früher oft ein
Problem gewesen. Ähnlich der leidigen Geschichte mit dem Bier. Wobei wir
diesmal wenigstens mit einem terrestrischen Vorrat

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