Gezaehmt im Bett einer Lady
wie viele italienische Liebeslyrik er ihr in die Ohren säuselte, sie weigerte sich, sie auszusprechen. Sie seufzte, sie stöhnte und keuchte. Sie rief seinen Namen und den des Allmächtigen und selbst manchmal sogar den des Gefallenen ... aber nie die drei süßen Worte, nach denen sein Herz hungerte.
Nach drei Wochen war er verzweifelt. Er hätte sich mit irgendetwas zufriedengegeben, das vage als Zuneigung gelten konnte: ein „Depp“ oder „Trottel“, eine kostbare Vase, nach ihm geworfen; sein Hemd in Fetzen; ein Streit, bitte Gott, nur einen einzigen.
Das Problem war, dass er es nicht wagte, sie zu weit zu reizen. Wenn er sich tatsächlich zu den ruchlosen Höhen aufschwingen würde, zu denen er fähig war, könnte er am Ende den Streit auslösen, den er sich ersehnte; er könnte sie dadurch aber genauso gut vertreiben. Für immer. Das konnte er nicht riskieren.
Nach einem Monat setzte Panik ein, als Dain die ersten Anzeichen in ihren makellosen, engelsgleich geduldigen und liebenswerten Zügen entdeckte, die die Anspannung dort hinterlassen hatte. Seine eigenen Züge streng beherrscht, saß er eines Sonntagmorgens Mitte Juni am Frühstückstisch und zählte heimlich die feinen Linien, die auf ihrer Stirn und in ihren Augenwinkeln erschienen waren. Ihre Haltung war angespannt, so steif wie das pflichtbewusste Lächeln, das sie während der schauerlich unverbindlichen Unterhaltung über nichts Besonderes aufsetzte, und vor allem über nichts, das einem von ihnen etwas bedeutete.
Ich verliere sie, dachte er, und seine Hand hob sich unwillkürlich, um nach ihr zu fassen und sie zurückzuziehen. Stattdessen griff er nach der Kaffeekanne. Er füllte seine Tasse und starrte hilflos auf die dunkle Flüssigkeit, sah seine eigene trostlose Zukunft dort, weil er ihr nicht geben konnte, was sie sich wünschte.
Er konnte die Monstrosität nicht annehmen, die sie seinen Sohn nannte.
Dain wusste, sein Verhalten war in ihren Augen irrational. Selbst sich selbst konnte er es nicht erklären, obwohl er es die ganze letzte höllische Woche über versucht hatte. Aber er konnte nicht an dem Abscheu vorbeiargumentieren. Selbst jetzt noch, in den Fängen von Panik und Herzschmerz, konnte er die Galle nicht wegschieben, die sogleich in ihm aufstieg, wenn er das dunkle trotzige Gesicht mit der schrecklichen Hakennase ... den missgestalteten dürren kleinen Körper vor seinem geistigen Auge sah. Es kostete ihn seine ganze Kraft, ruhig auf seinem Stuhl sitzen zu bleiben, so zu tun, als sei er ein zivilisierter Erwachsener, während innerlich in ihm das Ungeheuer wütete und heulte, nach Zerstörung lechzte.
„Ich sollte mich besser beeilen“, bemerkte Jessica und stand auf. „Sonst komme ich zu spät zur Kirche.“
Er erhob sich ebenfalls, ganz der höfliche Ehemann, und geleitete sie die Treppe hinunter, schaute zu, wie Bridget Ihrer Ladyschaft in Schal und Hut half.
Er machte denselben Witz, den er vergangenen Sonntag gemacht hatte, dass Lady Dain ein gutes Beispiel für die Gemeinde abgab und wie zuvorkommend es doch von Lord Dain sei, sich dem Gotteshaus fernzuhalten, sodass das Kirchendach nicht über den frommen Seelen von Athton einstürzte.
Und als die Kutsche Ihrer Ladyschaft anfuhr, stand er wie an den vier vergangenen Sonntagen auch an der Auffahrt und schaute ihr nach, bis sie seinen Blicken entschwunden war.
Aber diesen Sabbat ging er, als er ins Haus zurückkehrte, nicht wie sonst in sein Arbeitszimmer. An diesem Sonntag begab er sich in Athcourts kleine Kapelle und setzte sich auf die harte Bank, auf der er zahllose Sonntage seiner Kindheit gezittert hatte, während er verzweifelt versuchte, seine Gedanken auf Himmlisches zu richten und nicht auf den seelischen Hunger, der innerlich an ihm nagte.
Dieses Mal fühlte er sich so verloren und hilflos, wie es dieser kleine Junge gewesen war, versuchte wie er zu verstehen, warum der Himmlische Vater ihn innerlich und äußerlich falsch gemacht hatte, und fragte sich, welches Gebet er wohl beten müsse, welche Buße er leisten müsse, um richtig zu werden. Und dieses Mal fragte der erwachsene Mann mit derselben Verzweiflung, mit der ein kleiner Junge vor Jahrzehnten gefragt hatte: Wirst du mir helfen?
Während Lord Dain solchermaßen mit seinen inneren Dämonen rang, schickte seine Frau sich an, einen Dämon aus Fleisch und Blut zu fangen. Und während Jessica genug Vertrauen in die Vorsehung hatte, zog sie es vor, Hilfe aus leichter zugänglichen Quellen zu
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