Gezaehmt im Bett einer Lady
dann vernahm sie noch schwach das Öffnen und Schließen seiner Tür.
Seufzend beugte sie sich vor, um sich den Strumpf auszuziehen, den er gelöst hatte und der ihr bis zum Knöchel heruntergerutscht war.
Sie hatte von dem Augenblick an, da sie eingewilligt hatte, ihn zu heiraten, gewusst, dass es nicht leicht werden würde, rief sie sich in Erinnerung. Sie wusste auch, dass er schon den ganzen Abend über in einer außerordentlich gereizten Stimmung gewesen war -eigentlich den ganzen Tag. Sie konnte nicht von ihm erwarten, dass er sich vernünftig benahm ... mit ihr ins Bett ging ... und endlich die Ehe vollzog.
Da erschien Bridget und half ihr, offenbar ohne den unordentlichen Zustand der Kleider ihrer Herrin oder ihre Geistesabwesenheit zu bemerken, ruhig und effizient, sich fürs Bett zurechtzumachen.
Einmal im Bett und nachdem die Zofe wieder gegangen war, entschied Jessica, dass es witzlos sei, sich wegen Dains Verzicht, sie zu entjungfern, den Kopf zu zerbrechen.
Was er getan hatte, war sehr aufregend gewesen und überraschend, besonders der letzte Teil, als er dafür gesorgt hatte, dass sie das kleine Erdbeben erlebte. Sie wusste, was das war, weil Genevieve es ihr erzählt hatte. Und dank ihrer Großmutter war sich Jessica sehr wohl des Umstandes bewusst, dass diese außergewöhnlichen Gefühle keinesfalls jedes Mal auftraten, besonders am Anfang einer Ehe. Nicht alle Männer machten sich die Mühe.
Sie konnte nicht glauben, dass Dain sich diese Mühe gemacht hatte, einfach, um etwas zu beweisen, wie seine Macht über sie. Wenn man Genevieve Glauben schenkte, war es für einen erregten Mann durchaus schmerzhaft, sich selbst die Erleichterung zu versagen. Falls Dain nicht über esoterisches Wissen zur Linderung seiner Erregung verfügte, das Genevieve versäumt hatte zu erwähnen, hatte er nicht unerhebliches Unbehagen erduldet.
Er musste einen überzeugenden Grund haben, sich dem auszusetzen.
Jessica konnte sich nur einfach nicht vorstellen, was das sein konnte. Er begehrte sie, daran hegte sie keinen Zweifel. Er hatte versucht, ihr zu widerstehen, konnte es aber nicht - nicht nachdem sie schamlos ihre Brüste entblößt und sie ihm direkt unter seine florentinische Nase gehalten hatte ... nicht nachdem sie ihre Röcke gerafft und sich auf seine Fortpflanzungsorgane gesetzt hatte.
Sie errötete, als sie daran dachte, aber die Hitze, die sie verspürte, war nicht Verlegenheit. Zu dem Zeitpunkt hatte sie sich herrlich frei und unartig gefühlt... und sie war für ihre Kühnheit köstlich belohnt worden.
Selbst jetzt noch hatte sie das Gefühl, dass er ihr ein Geschenk gemacht hatte. Als sei es ihr Geburtstag, nicht seiner. Und nachdem er seiner Frau ein kleines Erdbeben geschenkt und selbst Unbehagen auf sich genommen hatte - und nicht ohne Schwierigkeiten, dessen war sie sich sicher - war es ihm gelungen, sie die Treppe hochzutragen, ohne sie zu wecken.
Sie ertappte sich bei dem Wunsch, er hätte das nicht getan. Es wäre so viel einfacher, wenn er sie grob wach gerüttelt und ausgelacht hätte und sie selbst nach oben hätte gehen lassen, noch leicht benommen, unsicheren Schrittes ... vernarrt. Es wäre auch einfacher, wenn er sie einfach unter sich gedrückt, sich in sie gerammt und dann wieder von ihr gerollt hätte, um einzuschlafen.
Stattdessen hatte er Mühen und Unannehmlichkeiten auf sich genommen. Er hatte ihr die Lust gezeigt und sich nachher um sie gekümmert. Er war süß gewesen und ritterlich, wirklich.
Ihr Ehemann verwandelte schlichte animalische Anziehungskraft in etwas wesentlich Komplizierteres. Und bald schon, wenn sie nicht sehr vorsichtig war, würde sie den schweren Fehler begehen und sich in ihn verlieben.
Am Nachmittag des folgenden Tages entdeckte Lady Dain, dass Athcourt sehr wohl mit Gespenstern aufzuwarten hatte.
Sie kniete auf dem zerschlissenen Teppich in der obersten Kammer des Nordturms. Das Zimmer war einer der Möbelfriedhöfe des Herrenhauses. Um sie herum standen Truhen mit Kleidung längst vergangener Zeiten, Vorhängen und Wäsche sowie allem möglichen anderen Krimskrams, alte Möbel und Kisten mit altem Geschirr neben einer Reihe von Haushaltsgegenständen mit rätselhafter Funktion. Neben ihr kniete Mrs Ingleby, die Haushälterin.
Sie blickten beide auf das Porträt einer jungen Frau mit lockigem schwarzem Haar, kohlschwarzen Augen und einer stolzen Florentiner Nase. Jessica hatte es in einer dunklen Ecke des Raumes entdeckt, versteckt hinter einem
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