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Gezähmt von sanfter Hand

Gezähmt von sanfter Hand

Titel: Gezähmt von sanfter Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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Gegenüber mit unverhohlener Neugier an. Catriona unterdrückte den Drang, ihm zu sagen, dass er niemals ihren Ansprüchen genügen würde, solange er so krumm in seinem Sessel hing.
    Stattdessen atmete sie ein paarmal tief ein und aus und lehnte sich bequem in ihren Sessel zurück, um sich zu entspannen und mit jedem Atemzug Ruhe und Gelassenheit in sich aufzunehmen. Die Hände fest im Schoß gefaltet, rief sie sich ins Gedächtnis zurück, dass sie auf Anordnung Der Herrin hier war; vielleicht war sie ja hierher geschickt worden, um Richard Cynster zu begegnen und damit sie lernte, was sie meiden sollte.
    Gebieterische Männer.
    Sie widerstand dem Drang, zu einem solchen hinüberzuschielen, und heftete ihren Blick stattdessen auf den Anwalt, um ihn dazu zu bringen, endlich mit der Testamentsverlesung anzufangen. Er blickte auf und blinzelte, dann spähte er eulenhaft zur Uhr auf dem Kaminsims hinüber. »Ähemmm! Ja.« Er sah sich im Raum um, wobei er offensichtlich die Anwesenden zählte und die Gesichter mit einer Liste verglich, die er dann beiseite legte. »Nun denn, wenn wir alle vollzählig sind …?«
    Als ihm niemand widersprach, griff er nach einer langen Pergamenturkunde, räusperte sich vernehmlich und fing an. »Ich lese jetzt die Worte unseres Klienten, Seamus McEnery, Gutsherr von Keltyhead, vor, wie sie unserem Sekretär am fünften September dieses Jahres diktiert wurden.«
    Er räusperte sich abermals und verlieh seiner Stimme einen anderen Tonfall; alle begriffen, dass sie nun eine wortgetreue Wiedergabe dessen hören würden, was Seamus ihnen zu sagen hatte.
    »›Dies, mein letzter Wille und Testament, entspricht nicht dem, was ein jeder von euch, die ihr hier auf meine Bitte hin versammelt seid, erwartet. Dies ist meine letzte Chance, um auf gewisse Dinge in dieser Welt Einfluss zu nehmen – um Fehler, die ich gemacht habe, zu korrigieren, um das, was ich unterlassen habe, nachzuholen. Die nachträgliche Einsicht, zu der ich nun, im hohen Alter, gekommen bin, hat mich dazu veranlasst, mein Testament zu diesem Zwecke zu benutzen.‹«
    Wie zu erwarten war, breitete sich prompt nervöse Unruhe und Besorgnis unter den Zuhörern aus. Selbst Catriona war leicht irritiert – was hatte der verschlagene alte Gauner jetzt wieder ausgeheckt? Sogar Richard Cynster rutschte, wie sie bemerkte, unbehaglich auf seinem Sessel hin und her.
    Richard versuchte angestrengt, die ungute Vorahnung abzuschütteln, die Seamus' einleitende Worte in ihm heraufbeschworen hatten. Eigentlich spielte er nur eine Nebenrolle in diesem Stück, es gab also keinen Grund zu der Annahme, dass diese Worte auf ihn gemünzt waren.
    Doch als der Anwalt zu lesen fortfuhr, sah es ganz so aus, als habe er sich geirrt.
    »›Mit meinem ersten Vermächtnis werde ich ein Kapitel meines Lebens abschließen, das im Übrigen schon seit langer Zeit beendet ist. Ich möchte dem Sohn meiner ersten Ehefrau nun die Halskette aushändigen, die sie ihm testamentarisch vermacht hat. Da ich es zur Bedingung gemacht habe, dass er, Richard Melville Cynster, persönlich hier erscheinen muss, um die Halskette in Empfang zu nehmen, hat sie jetzt ihren Zweck erfüllt.‹« Der Anwalt suchte einen Moment zwischen den Schriftstücken auf dem Schreibtisch herum, dann stand er auf und ging zu Richard hinüber.
    »Danke«, murmelte Richard, als er die feine Goldkette aus den knotigen Händen des Anwalts entgegennahm. Behutsam entwirrte er die zarten, filigranen goldenen Kettenglieder, in die in regelmäßigen Abständen rund geschliffene Rosenquarze eingefügt waren. Von der Mitte der Halskette hing ein langer Amethystkristall herab, geschmückt mit eingravierten Zeichen, die aber zu klein waren, als dass Richard sie entziffern konnte.
    »Es war ganz und gar nicht in Ordnung, dass Mr. McEnery Euch die Hinterlassenschaft Eurer Mutter all die Jahre über vorenthalten hat«, flüsterte der Anwalt. »Bitte glaubt mir, dass das völlig entgegen unserem Rat war.«
    Richard nickte geistesabwesend, während er den Anhänger betrachtete und die eigenartige Wärme des Steins bemerkte. Als der Anwalt wieder zum Schreibtisch zurückkehrte, blickte Richard auf – und sah, dass Catriona, die ihm schräg gegenübersaß, wie gebannt auf den Amethystanhänger starrte. Sie schien vollkommen in den Anblick versunken. Bedächtig hob Richard die Kette hoch, sodass der Kristall herabhing, dann ließ er ihn leicht hin und her baumeln – Catrionas Blick blieb weiterhin fest darauf

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