Gezähmt von sanfter Hand
Tiraden raschelten. Catrionas Röcke schwangen derzeit vor nervöser Anspannung; Richard seufzte innerlich und lehnte sich auf das Kaminsims.
»Ihr seht also«, schloss sie, während sie abrupt zu ihm herumschwang, »dass ein Ehemann für mich zurzeit einfach nicht in Frage kommt.«
»Nein, das sehe ich nicht.« Richard blickte sie durchdringend an. »Die einzige Erklärung, die Ihr mir gegeben habt, ist eine Litanei Eurer Pflichten, die aber durchaus mit einer Ehe zu vereinbaren wären. Ich wüsste jedenfalls keinen wie auch immer gearteten Grund, warum Euch diese Pflichten an einer Eheschließung hindern sollten.«
Sie hatte sich noch nie in ihrem Erwachsenenleben vor irgendjemandem rechtfertigen müssen; das war deutlich an dem erstaunten, leicht hochmütigen Ausdruck zu erkennen, der jetzt in ihren grünen Augen erschien. Dann flammten sie plötzlich wütend auf. »Ich habe einfach keine Zeit für einen Ehemann!« Hastig fügte sie hinzu: »Für endlose Diskussionen und Auseinandersetzungen, wie diese hier.«
»Warum solltet Ihr Euch mit ihm streiten müssen?«
»Ja, warum, das wüsste ich auch gerne – aber alle Männer streiten nun mal, und ein Ehemann würde es ganz bestimmt ebenfalls tun. Er würde wollen, dass ich alles so mache, wie er es für richtig hält – nicht auf meine Art und Weise, nicht auf die Art und Weise Der Herrin.«
»Ah – Eure wirkliche Sorge ist also, dass ein Ehemann Euch bei Euren Pflichten und Aufgaben stören würde.«
»Dass er ständig versuchen würde, sich einzumischen und mir vorzuschreiben, wie ich meine Aufgaben und Pflichten zu erfüllen habe.« Catriona stand einen Moment still und musterte Richard eingehend. »Gentlemen wie Ihr pflegen leider Gottes zu erwarten, dass sie bei allem ihren Willen bekommen. Einen solchen Mann könnte ich unmöglich heiraten.«
»Warum nicht? Weil Ihr bei allem Euren Willen haben wollt?«
Ihre Augen blitzten ärgerlich. »Weil ich frei sein muss, um meine Pflichten zu erfüllen – frei von jeglicher Einmischung und Bevormundung durch einen Ehemann.«
Richard betrachtete sie ruhig. »Was wäre, wenn ein Ehemann sich nicht in Eure Angelegenheiten einmischen würde?«
Sie schnaubte höhnisch und ging erneut durch den Salon.
Um Richards Lippen zuckte es belustigt. »Das gibt es durchaus, wisst Ihr.«
»Dass Ihr Eure Ehefrau ihren eigenen Weg gehen lassen würdet?« Sie bedachte ihn mit einem geringschätzigen, zutiefst verächtlichen Blick. »Aber sicher doch – wenn Ostern und Weihnachten auf einen Tag fallen.«
Es kostete Richard keine Mühe, nicht zu lächeln; er spürte, wie ihr abschätziger Blick über seinen Körper wanderte – und musste augenblicklich seine gesamte Selbstbeherrschung aufbieten, um seine instinktive Reaktion zu unterdrücken. Die halsstarrige kleine Hexe einfach zu vergewaltigen wäre keine gute Idee, das würde seinen Absichten sicherlich nicht dienlich sein; außerdem musste er erst noch entscheiden, was nun genau seine Absicht war. Mehr über sie zu erfahren würde jedoch außerordentlich hilfreich sein, diesen Punkt zu klären.
»Wenn wir beide heiraten würden, könnte ein Mann wie ich« – er äffte ihren verächtlichen Ton nach – »in Anbetracht Eurer Position durchaus dazu bereit sein, Euch entgegenzukommen und sich auf Eure Pflichten einzustellen.« Catriona warf ihm einen skeptischen Blick zu; Richard hielt ihren Blick fest und sah sie eindringlich an. »Es gibt keinen Grund, weshalb wir nicht zu einer Einigung kommen könnten.«
Catriona musterte ihn einen Moment lang, während ein nachdenklicher Ausdruck in ihren Augen erschien; dann schnaubte sie spöttisch und wandte sich ab.
Richard betrachtete ihren Rücken, die schwungvolle Linie ihres Rückgrats von ihrem Nacken bis hinunter zu ihrem verführerisch gerundeten kleinen Hinterteil. Der Anblick schien speziell dafür bestimmt zu sein, ihn abzulenken, ihn anzuziehen – und ihre steife, abweisende Haltung verstärkte diese Anziehungskraft nur noch.
»Ihr denkt doch überhaupt nicht ernsthaft daran, mich zu heiraten!«
Richard nahm seinen Arm vom Kaminsims und lehnte sich mit dem Rücken dagegen. »Ach nein?«
Sie starrte in die Abenddämmerung hinaus. »Ihr habt diese eine Woche Bedenkzeit doch nur deshalb gefordert, weil wir alle wie selbstverständlich angenommen haben, dass Ihr Euch weigern würdet.« Sie schwieg einen Moment, dann fügte sie hinzu: »Ihr mögt es nicht, wenn man sich Eurer Reaktion allzu sicher ist.«
Richard
Weitere Kostenlose Bücher