Gezeiten der Begierde - Jordan, N: Gezeiten der Begierde - To tame a dangerous lord/Courtship-Wars 5
Skandal allein abwenden wollen, was er ihr durchaus vorhalten könnte. Doch er hatte kein Recht gehabt, ihr Ehebruch zu unterstellen.
Er hatte erlaubt, dass sein Argwohn sein Urteilsvermögen trübte.
Die schiere Idiotie seines Fehlers erkannte er in dem Moment, in dem er Madeline heute zur Rede stellte. Sie war verzweifelt und unglücklich gewesen, weil er ihre Integrität und ihre Ehre infrage stellte. Und auf seine Andeutung, er könnte eine Geliebte haben, hatte Madeline ausgesehen, als hätte er sie geschlagen.
Zudem hatte er gesehen, dass sie in der Zeit, die er unten mit James sprach, geweint hatte.
Ihr unsagbar trauriger Blick wollte ihm einfach nicht aus dem Kopf gehen. Er hasste es, sie so zu sehen, vor allem, weil er der Grund für ihren Kummer war.
Dann, nach dem Kampf, als er ihre Verletzung entdeckte und sie trösten wollte, schrak sie vor ihm zurück!
Dafür wollte Rayne sich ohrfeigen.
In dem Augenblick hatte er sich geschworen, ihr zu helfen und ihren Bruder vor seiner eigenen Dummheit zu beschützen. Er musste jedoch gestehen, dass er noch nie einer Frau begegnet war, die weniger Hilfe bedurfte als Madeline. Rayne hegte nicht den geringsten Zweifel, dass sie einen Weg gefunden hätte, Ackerbys Schergen allein in die Flucht zu schlagen, wäre es nötig gewesen.
Natürlich verstand er, was in ihr vorging, als sie sah, wie ihr Bruder angegriffen wurde. Trotzdem hatte Rayne eine furchtbare Angst um sie gehabt.
Zugleich empfand er Bewunderung für sie. Madeline hatte wie eine Löwin gegen Gerards Angreifer gekämpft.
Rayne blickte finster vor sich hin. Er wollte die kostbare Loyalität, die Madeline ihrem Bruder gegenüber bewies, auch für sich. Nur musste er sich die erst einmal verdienen.
Er wollte sie zurück nach Riverwood bringen, den Schaden wiedergutmachen, den er angerichtet hatte, und für Madeline da sein. Zuerst aber drängte seine Pflicht gegenüber der Krone. Außerdem würde das Lüften seiner Geheimnisse wohl kaum ausreichen, sein unverzeihliches Betragen wettzumachen.
Seine Beziehung zu Madeline könnte nicht besser werden, solange er nicht vollkommen ehrlich zu sich selbst war. Er musste sich endlich die Gefühle eingestehen, die all sein Handeln seit der Heirat lenkten:
Die Eifersucht, die dich packte, als du vermutetest, dass sie einen Liebhaber hat.
Die brennende Wut, die dich überkam, als du erfuhrst, dass Ackerby sie erpressen wollte.
Die mörderische Rage, als du sahst, wie sie geschlagen wurde.
Daraus war nur ein einziger Schluss zu ziehen. Er hatte sich seit Tagen selbst belogen.
So sehr er sich auch überzeugen wollte, keine tiefen Gefühle für sie zu empfinden, hatte sie eindeutig Emotionen in ihm geweckt, die lange Zeit begraben gewesen waren.
Und nun waren ihre wunderschönen Augen dunkel vor Kummer, wann immer sie ihn ansah.
Was zur Hölle machst du jetzt?
Er wollte ihren Schmerz lindern. Vor allem aber wollte er … was?
Auf dem Weg zu Claude Dubonets Cottage saß Madeline neben Rayne und tat ihr Bestes, nicht über ihr Unglück nachzudenken. Im Moment sollte ihre Sorge um Gerard größer sein.
War Baron Ackerby schon aus Essex eingetroffen? Und, falls ja, würden sie ihn beim Cottage vorfinden und könnten sie ihn bewegen, die Halskette zu verkaufen und seine Drohungen zurückzunehmen?
Gerard behauptete, dass Claude Dubonet nicht daheim wäre, da er als Französischlehrer in vornehmen Haushalten arbeitete und seit dem Morgen unterwegs wäre, um zu unterrichten. Die letzten Nächte hatte er genau wie Gerard und Lynette auf der Farm verbracht, die einem Freund von ihm gehörte, denn sie fürchteten, Ackersby Männer könnten ihm antun, was sie der Haushälterin angetan hatten.
Anscheinend sorgte Gerard sich weniger um seine Zukunft als Madeline, urteilte man nach dem hoffnungsvollen Lächeln. Er hielt seine errötende Braut
an der Hand. Lynette war hübsch, zierlich und scheu, und sie betete Gerard an. Was, wie Madeline vermutete, einen Großteil ihres Reizes für Gerard ausmachte. Nach Jahren, in denen er von einer älteren Schwester aufgezogen wurde, war Gerard gewiss glücklich, dass jemand zu ihm aufsah.
Andererseits könnten sein Optimismus und seine Sorglosigkeit gespielt sein, um Lynette zu beruhigen. Oder er überließ sein Schicksal schlicht Rayne.
Madeline selbst war ausgesprochen erleichtert, dass Rayne es übernehmen wollte, mit Ackerby zu sprechen, und wenn es bedeutete, dass sie ihm noch mehr schuldete als ohnedies schon, und
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