Gezeiten der Begierde - Jordan, N: Gezeiten der Begierde - To tame a dangerous lord/Courtship-Wars 5
Dinge über Miss Ellis sagte, merkte er doch bei dem Gedanken auf, sie zu heiraten.
»Nicht zu vergessen«, fuhr Freddie munter fort, »dass sie nicht die romantische Sorte Frau zu sein scheint. Also brauchst du nicht zu befürchten, dass sie sich unsterblich in dich verliebt.«
Das sprach unbedingt für sie, stimmte Rayne im Geiste zu, denn in seiner Ehe sollte Liebe keine Rolle spielen. Er würde nicht zulassen, dass zwischen ihm und einer Ehefrau emotionale Bande wären.
»Wo ist Miss Ellis?«
Freddie blickte ihn überrascht an. »Du meinst, du willst ernsthaft über meine Idee nachdenken?«
»Möglicherweise. Wo finde ich sie?«
Freddie zeigte zum anderen Ende des Ballsaals. »Vor kurzem war sie noch dort drüben bei den Palmentöpfen, aber jetzt sehe ich sie nicht.«
War sie aus dem Ballsaal geflohen? Falls ja, würde er sie suchen gehen. »Ein Antrag wäre durchaus überlegenswert, aber zuerst möchte ich mit ihr sprechen. «
Sein Cousin hatte die Vorzüge, die eine Heirat mit Madeline Ellis hätte, recht akkurat aufgezählt, entschied Rayne, während er den Ballsaal nach ihr absuchte. Eine Ehe mit ihr würde gleich mehreren Zwecken dienen. Er erfüllte die Pflicht gegenüber seinem Titel, das Versprechen, das er seiner Großmutter gab, und er würde zusätzlich die Schuld gegenüber Madelines Vater begleichen, der ihm das Leben rettete. Als seine Countess bräuchte sie nicht für ihren Unterhalt zu arbeiten und wäre kein wehrloses Opfer mehr für
Lüstlinge wie Baron Ackerby. Und natürlich würde er ihren jüngeren Bruder finanziell unterstützen.
Madeline entspräche indes nicht den Ansprüchen, die Raynes Großmutter an die ideale Gemahlin für ihn stellte. Folglich würde sie sich nie in den elitären Kreisen bewegen wie beispielsweise Roslyn Loring. Doch die Eigenschaften, die Rayne sich bei einer Ehefrau wünschte, unterschieden sich nun einmal von denen, die seine Großmutter schätzte.
Er stimmte zu, dass Madelines schlichtes Äußeres nicht zwingend ein Nachteil sein musste, ging Schönheit doch allzu oft mit Grausamkeit oder Fadheit einher. Er wertete Intelligenz und Esprit weit höher als Aussehen, und beides bot Madeline im Überfluss. Zudem war sie lebhaft genug, um ihm stets neue Herausforderungen zu stellen.
Das war vielleicht der Hauptgrund, weshalb ihm die Idee so reizvoll erschien.
Ein weiterer Punkt, der für sie sprach, war, dass er bei ihr ziemlich offen sein konnte, wusste sie doch von seiner früheren Beschäftigung. In ihrer Gegenwart musste er nicht beschönigen, was und wer er war.
Auch ihre Warmherzigkeit zog ihn an, ebenso wie ihm ihre sture Unabhängigkeit beinahe gefiel. Kurz: Madeline Ellis war interessanter und reizvoller als alle Heiratskandidatinnen, denen er bislang ausgesetzt wurde, und er genoss ihre Gesellschaft erheblich mehr.
Bei dem Gedanken an Madeline in seinem Bett spannten sich seine Lenden sogleich voller Vorfreude. Er wollte ihre schönen Augen sehen, die so sanft und glühend vor Leidenschaft waren. Und er zweifelte nicht, dass sie eine vorzügliche Geliebte abgäbe.
Es bestand auch kaum Gefahr, dass er sich in Madeline
verliebte, da sie Welten von der Femme fatale trennten, die ihm einst das Herz brach.
Sollte er ehrlich sein, müsste er gestehen, wie froh er war, dass Madeline keine Schönheit wie Camille Juzet war, denn umso geringer war die Gefahr, dass sie einen anderen Liebhaber neben ihm hatte.
Vor zehn Jahren, zu Beginn seiner Laufbahn beim britischen Geheimdienst, hatte Rayne sich in eine französische Adlige verliebt, die sein Vermögen und seine Beziehungen brauchte, um ihre Familie zu retten und sicher nach England zu bringen. Camille hatte ihn zu ihren eigenen Zwecken verführt und hinterher reumütig gestanden, dass sie einen anderen liebte und keine andere Wahl gehabt hatte, als Rayne zu benutzen, um ihre Familie zu schützen.
Inzwischen empfand er nicht mehr viel Wut oder Verbitterung, weil man ihn wie einen dummen Jungen hereingelegt hatte. Nur hatte er eben auch keinerlei Verlangen, sein Herz abermals aufs Spiel zu setzen. Er war durchaus gewillt, eine Vernunftehe mit einer standesgemäßen Braut einzugehen, solange er die Dame aussuchte, an die er sich ein Leben lang ketten sollte.
Aber willst du an Madeline Ellis gekettet sein?
Rayne versuchte, es sich vorzustellen. Sie war gewiss die bisher beste Wahl. Und wenn er sich auf sie festlegte, durfte er sofort aufhören, nach einer Braut zu suchen.
Fünftes Kapitel
Ich
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