Gezeiten der Begierde - Jordan, N: Gezeiten der Begierde - To tame a dangerous lord/Courtship-Wars 5
Ende der Stunde bemühte Madeline sich, dasselbe angenehme Auftreten zu zeigen, als Arabella sie vorstellte.
Die jungen Damen demonstrierten lediglich höfliches Interesse, bis sie erfuhren, dass Madeline zur Hälfte Französin war. Von dem Moment lauschten sie
aufmerksam jedem ihrer Worte und bestürmten sie geradezu mit Fragen – was nicht nur ein gutes Zeichen für ihre Aufnahme war, sondern ihr außerdem einige Anregungen für den Beginn ihres eigenen Unterrichts am Montagmorgen gab.
Nach ihrer Rückkehr nach Danvers Hall verbrachte Madeline den gesamten Nachmittag mit Vorbereitungen für ihre Stunde in französischer Grammatik und französischem Wortschatz. Es war ein Jammer, wie wenig Material sie besaß, auf das sie zurückgreifen konnte!
Am Sonntag besuchte sie die Messe in der Dorfkirche und wurde hinterher eingeladen, mit Miss Caruthers und Mrs Melford zu Mittag zu essen, wo sie besprachen, wie wichtig der Französischunterricht war und wie sie ihn möglichst fruchtbar gestalten könnte.
»Sie müssen verstehen, Miss Ellis«, erklärte Jane Caruthers, »dass wir der Ansicht sind, die richtige Aussprache einer Fremdsprache zu lernen, hilft unseren jungen Damen sehr, ihre Muttersprache zu verfeinern. Sie sollten Englisch mit dem richtigen Akzent sprechen, denn das hilft ihnen sehr, in der Gesellschaft anerkannt zu werden – oder zumindest nicht sofort als Sprösslinge der Unterschicht erkannt zu werden.«
»Ja, das leuchtet mir ein«, antwortete Madeline, die sich an Arabellas sehr ähnliche Theorie erinnerte. »Und ich stimme Ihnen zu. Ich würde allerdings gern ein anderes Französischlehrbuch finden als das, welches gegenwärtig in der Schule benutzt wird.«
Miss Caruthers nickte. »Eine hervorragende Idee! Vielleicht versuchen Sie es in der Buchhandlung Hatchard in London. Sie haben die größte Auswahl. Und selbstverständlich kommt die Akademie für
alle Einkäufe auf, die Sie für die Schülerinnen tätigen. «
So sehr Madeline es genoss, ihre Kolleginnen kennenzulernen, war sie doch froh, den Rest des Nachmittages für sich zu haben, da Lord und Lady Danvers morgens nach London gefahren waren. Noch vor dem Tee, den sie allein einnahm, fing sie an, einen Brief an ihren Bruder zu schreiben, in dem sie ihm von den unerwarteten Entwicklungen der jüngsten Zeit und ihrer neuen Stellung berichtete.
Doch ganz gleich, womit sie sich beschäftigte, der Earl of Haviland blieb stets in ihren Gedanken präsent. Und Madeline wusste nicht, ob sie erleichtert oder enttäuscht sein sollte, dass sie das ganze Wochenende nichts von ihm oder Freddie Lunsford sah.
Immerhin erhielt sie nach dem Abendessen eine kurze Nachricht von Haviland, in der er bestätigte, dass sie gemeinsam am Dienstagabend zu Mrs Sauvilles Salon fahren würden. Während der Bote wartete, schrieb Madeline dem Earl rasch eine Antwort und fragte, ob sie vor der Soiree bitte zu Hatchard fahren könnten, wo sie sich gern nach geeigneten Lehrbüchern für ihren Französischunterricht umsähe.
Madeline konnte nichts dagegen tun, dass sie die Fahrt nach London voller Spannung erwartete. Bislang hatte sie ein gänzlich zurückgezogenes Leben geführt, erst auf der Farm, dann als Gesellschafterin. Einer erpresserischen Witwe vor ihrer Nase Briefe zu entwenden, dürfte das Aufregendste sein, was sie jemals erlebt hatte. Und ein solches Abenteuer mit einem früheren Meisterspion gemeinsam zu bestehen, wäre gewiss faszinierend.
Ihre erste Reise nach London half ihr auf jeden Fall, ihre Nervosität vor der ersten Unterrichtsstunde
am Montagmorgen zu bändigen. Vielleicht war das auch der Grund, weshalb Madeline nach ihrer Probe an der Akademie feststellte, dass sie glänzend bestanden hatte und ihr Einstieg in die Welt des Unterrichtens bestens verlaufen war.
Als jedoch beide vermissten Gentlemen am Montagnachmittag in Danvers Hall erschienen, meldete sich besagte Nervosität zurück. Madeline verabscheute, wie sehr ihr Herz pochte, als Lord Haviland die Bibliothek betrat, wo sie gerade über einer Karte von Paris saß, um ihre nächste Stunde vorzubereiten.
Dennoch konnte sie nicht anders, als seinen Anblick zu genießen. Ebenso wenig konnte sie das Gefühl abschütteln, sie hätte lediglich Zeit vertrödelt, bis er endlich wieder in ihrem Leben erschien.
Ich durchleide eine traurige Schwärmerei, Maman , klagte Madeline im Geiste, als sie die Herren einlud, sich in die Sessel am Kamin zu setzen, und Simpkin bat, ihren Besuchern Erfrischungen
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