Gezeiten der Begierde - Jordan, N: Gezeiten der Begierde - To tame a dangerous lord/Courtship-Wars 5
ich nicht zur rechten Zeit bereit sein«, antwortete sie und lehnte sich in die bequemen Polster.
»Was noch ein Grund ist, weshalb wir in einer Ehe bestens harmonieren würden«, sagte er, sowie sich der Wagen in Bewegung gesetzt hatte. »Wir beide schätzen es, Trödelei zu vermeiden.«
Er bemerkte, wie sie ein Schmunzeln unterdrücken musste. »Ich erwartete, dass Sie die Gelegenheit nutzen würden, Ihr Anliegen zu verfolgen, Mylord, nur hätte ich nicht gedacht, dass Sie es gleich mit der Begrüßung in eins werfen.«
»Mein Name ist Rayne, wie Sie gewiss erinnern.«
»Also gut … Rayne. Ihre Ansprüche an eine Ehefrau sind ziemlich ungewöhnlich. Falls Sie Unverzüglichkeit so hoch schätzen, sollten Sie besser einen Sekretär beschäftigen. Bei einem solchen können Sie darauf zählen, dass er sich Ihren Plänen auf die Minute anpasst.«
»Ich habe bereits einen Sekretär. Leider kann er mir keine Nachkommen bescheren.«
Madeline musste lachen. »Das ist fürwahr ein großer
Nachteil, wo Sie doch dringend einen Erben brauchen.«
Rayne beäugte sie schmunzelnd. »Was ist mit Ihnen, meine Liebe? Während meines Antrags vergaß ich, Sie zu fragen, wie Ihre Haltung zu Kindern ist.«
Sie wurde sichtlich unsicher. »Ja, ich wünsche mir durchaus Kinder. Vorausgesetzt ich habe den richtigen Ehemann.«
»Vermutlich werden Sie eine gute Mutter«, sagte er ernst, ohne ihre Einschränkung zu beachten, »da Sie die Geduld hatten, als Gesellschafterin für eine Invalidin zu sorgen und so bereitwillig das Unterrichten junger Mädchen auf sich nehmen.«
Madeline rutschte unruhig auf ihrem Sitz hin und her, als wäre ihr unwohl dabei, wie sich die Unterhaltung entwickelte. »Sagten Sie nicht, Sie wollten mir Einzelheiten Ihres Plans für heute Abend erklären?«
Rayne musste schon wieder grinsen, weil er ihre Ablenkungstaktik durchschaute. Aber er spielte mit. »Im Grunde ist es ganz einfach. Baldmöglichst nach unserer Ankunft im Salon werde ich mich nach oben zu Madame Sauvilles Schlafgemächern begeben und nach den Briefen suchen.«
»Ich denke nach wie vor, dass ich besser imstande wäre, mich unbemerkt in ihr Boudoir zu schleichen.«
»Mag sein, aber ich will Sie nicht in diese Affäre mit hineinziehen.«
Madeline sah ihn fragend an. »Ist es Ihnen zuwider, weil ich eine Frau bin?«
»Nicht unbedingt«, antwortete Rayne. Er hatte nichts dagegen, weibliche Agenten einzusetzen, wenn sie ausgebildet und geeignet für die anstehende Aufgabe waren. Diejenigen, die er gekannt hatte, waren ausnahmslos sehr gut in der Spionage gewesen. Sie konnten kalt und tödlich sein, wenn es nötig war, und
auf sich selbst aufpassen. »Ich setze ungern Zivilisten ein.«
»Zivilisten?«
»Amateure.«
Madeline verzog das Gesicht. »Sie fürchten, ich wäre nicht mutig genug?«
»Nein.« Das war ganz und gar nicht der Fall. Sie war mutig genug für zehn Frauen. »Ich stelle Ihre Courage nicht infrage, meine Liebe. Vielmehr bewundere ich, wie Sie Baron Ackerby Paroli boten. Aber Sie besitzen weder die Ausbildung noch die Erfahrung für die Aufgabe, die uns heute bevorsteht.«
Madeline wirkte skeptisch. »Wollen Sie mich um jeden Preis beschützen, weil Sie meinen Vater gut kannten?«
Das war mit ein Grund. »Sie wollen wohl kaum behaupten, Ihr Vater hätte zugestimmt, dass ich Sie uneinschätzbaren Risiken aussetze.«
»Nun, ich denke, er hätte. Mein Papa lehrte seine Kinder, für sich selbst zu sorgen. Er wäre enttäuscht, bräuchten wir den Schutz anderer. Außerdem ist die Gefahr so groß nicht.«
Ihr Leben wäre nicht in Gefahr, musste Rayne zugeben. Wäre dem so, hätte er niemals erlaubt, dass Madeline ihn begleitete. »Wie gesagt, ich möchte nicht, dass man Sie für eine Diebin hält.«
»Sei es drum, ich würde wirklich gern helfen. Anders als Sie, hatte ich in meinem bisherigen Leben wenig Gelegenheit, etwas für andere zu tun.«
Rayne fiel es schwer, ihrem flehenden Blick zu widerstehen, erst recht, als Madeline leiser anfügte: »Gestatten Sie mir, zumindest eine kleine Rolle zu spielen?«
»Sie werden sogar eine sehr bedeutsame Rolle innehaben, meine Liebe. Ihnen fällt es zu, Mrs Sauville
durchgehend im Auge zu behalten. Sollten Sie sehen, wie sie sich von ihren Gästen entfernt und den Salon verlassen will, müssen Sie die Dame ablenken. Desgleichen gilt für jede verdächtige Aktivität unter den Bediensteten. Und falls ich mehr Zeit benötige, um die Gemächer im oberen Stockwerk zu durchsuchen,
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