Gezeiten der Begierde - Jordan, N: Gezeiten der Begierde - To tame a dangerous lord/Courtship-Wars 5
einen kalten Wickel auf der Stirn. Ihre Gesichtsfarbe war allerdings entschieden zu rosig für jemanden, der sich unpässlich fühlte. Und Rayne wusste mittlerweile, dass das Herz seiner Großmutter immer dann angeblich zu versagen drohte, wenn sie ein Druckmittel gegen ihn brauchte.
Schließlich ließ sie sich herab, die Augen zu öffnen, und Rayne begrüßte sie mit einem Handkuss. »Ich
bedaure, dass du dich unwohl fühlst, Großmutter«, murmelte er.
Sie betrachtete ihn streng. »Du weißt sehr wohl, dass du der Grund für meine Herzbeschwerden bist, mein Junge.«
»Wenn du unter Herzbeschwerden leidest, meine Gute, hättest du nicht allein von Brighton herreisen dürfen. Ich hatte geplant, dich am Wochenende abzuholen und nach Haviland Court zu bringen. «
»Ich konnte doch nicht bis zum Ende der Woche warten, ehe ich die entsetzliche Wahrheit bestätigt finde! Wie konntest du, Rayne? Wie konntest du dieses nichtssagende Ding heiraten, das es nur auf dein Vermögen abgesehen hat? Mein Ansehen ist auf immer ruiniert!«
»Ich bezweifle, dass meine Ehe dein hohes Ansehen beeinträchtigt, Großmutter.«
Sie entriss ihm ihre Hand. »Du weißt nichts! Aber die Erniedrigung, der ich fortan ausgesetzt sein werde, ist nur teils Grund, weshalb ich so verzweifelt bin. Wie ich heute Nachmittag feststellte, ist Miss Ellis noch schlimmer, als ich es mir ausmalte!«
»Du warst in Riverwood?«
»Gewiss war ich! Ich musste mich doch selbst überzeugen. Und Miss Ellis war unverzeihlich dreist und impertinent.«
Rayne musste sich ein Grinsen verkneifen. Das Treffen hätte er zu gern miterlebt, auch wenn er Madeline die Konfrontation lieber erspart hätte. Doch er war sicher, dass sie sich gegen die Anwürfe seiner Großmutter zu wehren wusste.
»Warum hast du ausgerechnet dieses Weibsbild gewählt? «, fragte Lady Haviland.
»Weil ich zu dem Schluss kam, dass all die Damen,
die ich bisher kennenlernte, mich binnen einer Woche Ehe in den Wahnsinn treiben würden.«
»Du begingst eindeutig einen schwerwiegenden Fehler, Rayne. Wie gut kennst du diese Frau überhaupt? «
»Gut genug. Ihr Vater war ein enger Freund von mir.«
Er würde nicht erwähnen, wie sehr er David Ellis verpflichtet war. Seine Großmutter sollte lieber denken, dass er Madeline um ihrer selbst willen ausgewählt hatte.
»Madeline ist eine gute Partie für mich, Großmutter. Ich bin stolz, sie meine Gemahlin zu nennen, und ich gehe davon aus, dass du es eines Tages gleichfalls sein wirst. Aber falls nicht, vertraue ich darauf, dass du sie dennoch in der Familie willkommen heißt.«
Lady Haviland hob eine Hand und drückte das Tuch fester auf ihre Stirn. »Das kann ich unmöglich, Rayne. Und ich werde dir wohl nie vergeben können. Das Einzige, worum ich dich jemals bat, war, anständig zu heiraten, und nun hast du alles ruiniert.«
»Ich stimmte zu, eine vornehme junge Dame zu heiraten, damit ich einen Erben zeugen kann, und genau das tat ich. Ich habe mein Versprechen dir gegenüber erfüllt, meine Gute.«
»Du hast nichts dergleichen getan!«
Rayne ließ sich nicht von ihrem zornigen Blick einschüchtern. »Hast du vergessen, warum du mich verheiratet sehen wolltest? Deine Sorge war, dass der Haviland-Titel mitsamt Vermögen an meinen Onkel Clarence gehen könnte.«
»Selbstverständlich war das meine Sorge. Clarence ist ein Spieler und Tunichtgut, der den Titel nicht verdient. Aber das ist nicht der einzige Grund, weshalb ich mir wünschte, dass du heiratest. Ich sorgte mich
um deine Zukunft, Rayne. Und nun sorge ich mich um die deiner Kinder. Dir mag unser vornehmer Stammbaum nicht viel bedeuten, aber ich wünsche nicht, dass meine Urenkel von französischem Blut befleckt sind.«
»Ich habe deinen Einwand zur Kenntnis genommen, Großmutter, und ich möchte ihn nie wieder hören. «
»Kümmert dich denn gar nicht, was ich denke?«
»Doch, tut es, und wie du dich gewiss entsinnst, führten wir dieses Gespräch bereits. Ich willigte ein, deinen Wünschen bis zu einem bestimmten Grad zu entsprechen, aber ich lasse dich nicht über mein Leben entscheiden oder mir von dir vorschreiben, wen ich heirate.«
Ihre Miene verhärtete sich. »Ich vermute, dass ich mit einem solchen Eklat hätte rechnen müssen. Du warst immer schon ein sturköpfiger Rebell. Und ich war so glücklich, als du versprachst, deine wilden Abenteuer aufzugeben!«
Rayne hatte nicht die Absicht, ihr zu erzählen, dass er nach wie vor Abenteuern nachjagte. Ebenso wenig würde
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