Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gezeiten der Liebe

Gezeiten der Liebe

Titel: Gezeiten der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Roberts
Vom Netzwerk:
Einer hinreißenden Nacht. Sie hatte kein Recht, sich zu beklagen.
Ärgerlich über sich ging sie wieder hinein und goß sich rasch die erste Tasse von dem frisch aufgebrühten Kaffee ein.
    Dann kicherte sie plötzlich. Was hatte sie sich eigentlich dabei gedacht? Schließlich hatte sie es mit Ethan Quinn zu tun. War er nicht derselbe Mann, der – nach eigenem Eingeständnis fast zehn Jahre gewartet hatte, bis er sie auch nur küßte? Bei seinem Tempo konnten gut noch einmal zehn Jahre verstreichen, bevor er das Thema Heirat anschnitt.
    Und sie waren nur aus einem einzigen Grund von jenem ersten Kuß zum jetzigen Stand vorgedrungen, nämlich weil sie ... nun ja, weil sie sich ihm an den Hals geworfen hatte, gestand Grace sich ein. Schlicht und ergreifend. Und sie hätte nicht den Mut gehabt, das zu tun, hätte Anna sie nicht dazu gedrängt.
    Blumen, dachte sie, drehte sich lächelnd um und sah sie hell und fröhlich auf dem Küchentresen stehen. Ein Essen bei Kerzenschein, ein Spaziergang im Mondlicht, eine lange, zärtliche Liebesnacht. Ja, er warb tatsächlich um sie – und würde es höchstwahrscheinlich weiter tun, bis sie noch verrückt wurde, weil sie schon so lange darauf wartete, daß er den nächsten Schritt tat.
    Aber so war Ethan nun mal, und auch deswegen liebte sie ihn.
    Sie trank von dem Kaffee und nagte an ihrer Unterlippe. Warum mußte eigentlich er diesen Schritt tun? Warum sollte nicht sie es sein, die neue Impulse gab? Julie hatte ihr gesagt, daß es Männern gefiel, wenn eine Frau die Initiative übernahm. Und hatte es Ethan nicht auch gefallen, als sie schließlich den Mut gefaßt hatte, ihn zu bitten, mit ihr zu schlafen?
    Sie konnte doch auch um ihn werben, oder nicht? Und sie konnte die Dinge ein wenig beschleunigen. Sie war ja weiß Gott eine Expertin im Aufstellen von Zeitplänen.

    Sie würde nur den Mut aufbringen müssen, ihn zu fragen. Tief holte sie Luft. Das würde einige Anstrengung kosten, aber sie würde sich hartnäckig darum bemühen, bis sie soweit war.
     
    Die Temperatur stieg steil in die Höhe, und die Feuchtigkeit verwandelte die Luft in »Melasse«, wie Cam es ausdrückte. Er arbeitete unter Deck an der Innenausstattung der Kabine, bis die Hitze ihn nach oben trieb, auf der verzweifelten Suche nach Wasser und einer kühlenden Brise.
    Obgleich er sich selten über die Arbeitsbedingungen beklagte, war Ethan – ebenso wie Cam – bis zur Taille nackt. Der Schweiß lief ihm herunter, während er geduldig lackierte.
    »Es wird eine Woche dauern, bis das getrocknet ist, so verflixt feucht ist es.«
    »Vielleicht schafft bald ein anständiges Gewitter Abhilfe.«
    »Dann wünsche ich bei Gott, daß wir nicht zu lange darauf warten müssen.« Cam schnappte sich den Krug und kippte sich das Wasser direkt in den Mund.
    »Schwüles Wetter macht manche Menschen gereizt.«
    »Ich bin nicht gereizt, mir ist heiß. Wo ist der Kleine?«
    »Ich hab’ ihn Eis holen geschickt.«
    »Gute Idee. Ich könnte mich darin baden. Da unten kriegt man so gut wie keine Luft.«
    Ethan nickte. Das Lackieren war bei diesem Wetter schlimm genug, aber unten in der kleinen Kabine, wo man nichts von den großen Ventilatoren spürte, war es heiß wie in der Hölle. »Willst du mal eine Weile tauschen?«
    »Ich kriege meine Arbeit schon hin.«
    Ethan hob nur eine seiner schweißnassen Schultern. »Wie du willst.«

    Cam biß die Zähne zusammen, dann stieß er die Luft aus. »Na schön, dann bin ich eben gereizt. Die Hitze verbrennt mich, und ich frage mich laufend, ob diese streunende Katze schon Annas Brief gekriegt hat.«
    »Müßte sie eigentlich. Er ist gleich am Dienstag rausgegangen, und heute ist Freitag.«
    »Ich weiß, was heute für ein Tag ist, Ethan.« Verärgert wischte Cam sich den Schweiß vom Gesicht und blickte seinen Bruder finster an. »Machst du dir deswegen überhaupt keine Sorgen?«
    »Es ändert doch nichts, ob ich mir Sorgen mache oder nicht. Sie wird tun, was sie tun zu müssen glaubt.« Der Blick, den er Cam zuwarf, war entschieden unfreundlich. »Dann reagieren wir.«
    Cam ging auf dem Deck auf und ab, fing einen Luftzug von einem der Ventilatoren auf und kam zurück. »Ich konnte nie verstehen, wie du so ruhig bleiben kannst, wenn um einen herum die Hölle losbricht.«
    »Reine Gewohnheit«, murmelte Ethan und lackierte weiter.
    Cam ließ seine schmerzenden Schultern kreisen und trommelte mit den Fingern gegen seinen Oberschenkel. Er mußte an etwas anderes denken, sonst

Weitere Kostenlose Bücher