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Gezeiten der Liebe

Gezeiten der Liebe

Titel: Gezeiten der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Roberts
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»Danke. Danke, daß du das sagst.«
    »Ach ... und deine Mutter würde sich freuen, wenn ihr heute zum Abendessen bleibt.« Endlich schaute er auf, und der Blick, mit dem er sie ansah, war nicht kühl, nicht distanziert. In seinen Augen stand eine Bitte – und viel Bedauern. »Ich übrigens auch.«
    »Sehr gern.« Dann ging sie einfach zu ihm, setze sich auf seinen Schoß und bettete den Kopf an seine Schulter. »O Daddy, du hast mir so gefehlt.«
    »Du hast mir auch gefehlt, Grace.« Er wiegte sie weinend. »Du hast mir auch gefehlt.«
     
    Ethan setzte sich auf die oberste Stufe von Grace’ Veranda und stellte ihre Handtasche neben sich. Er mußte zugeben, daß er mehrmals versucht gewesen war, sie zu öffnen und nachzusehen, warum sie so schwer war. Unglaublich, wieviel unnützes Zeug Frauen mit sich herumschleppten, für unverzichtbar hielten.
    Aber bisher hatte er der Versuchung erfolgreich widerstanden.

    Wo steckte sie nur? Vor zwei Stunden war er auf dem Weg zur Bootswerkstatt schon einmal an ihrem Haus vorbeigefahren. Da ihr Wagen nicht in der Einfahrt stand, hielt er nicht an. Gut möglich, daß ihre Tür unverschlossen war, so daß er die Handtasche einfach ins Wohnzimmer hätte stellen können. Aber das wäre sinnlos gewesen.
    Während der Arbeit hatte er angestrengt nachgedacht. Viele seiner Gedanken kreisten um die Frage, wie lange sie wohl brauchen würde, um sich abzukühlen und statt fuchsteufelswild nur noch ärgerlich auf ihn zu sein.
    Mit Ärger konnte er noch umgehen.
    Dann dachte er, daß es vielleicht ganz günstig war, sie noch nicht zu Hause anzutreffen. So hatten sie beide mehr Zeit, sich zu fassen.
     
    »Hast du schon eine Entscheidung gefällt?«
    Ethan seufzte. Er hatte seinen Vater gewittert, bevor er ihn hörte, bevor er ihn lässig auf den Stufen sitzen sah, die Füße an den Knöcheln gekreuzt. Es lag an den gesalzenen Erdnüssen in der Tüte, die Ray im Schoß hielt. Er hatte immer eine Schwäche für gesalzene Erdnüsse gehabt.
    »Noch nicht ganz. Ich kriege es irgendwie nicht auf die Reihe.«
    »Manchmal muß man seinen Gefühl folgen, nicht dem Kopf. Du hast einen gesunden Instinkt, Ethan.«
    »Mein Instinkt hat mich ja gerade in diese Lage gebracht. Hätte ich sie nie angerührt ...«
    »Hättest du sie nie angerührt, dann hättet ihr beide verleugnet, wonach viele Menschen zeitlebens suchen, ohne es jemals zu finden.« Ray griff raschelnd in die Tüte und holte eine Handvoll Erdnüsse heraus. »Warum etwas bedauern, das so selten und kostbar ist?«
    Ich habe ihr weh getan. Ich wußte ja, daß es so kommen würde.«
    »Genau da hast du einen Fehler gemacht. Nicht als du
die Liebe nahmst, die sich dir bot, sondern als du kein Vertrauen in ihre Dauerhaftigkeit hattest. Du enttäuschst mich, Ethan.«
    Das war ein Schlag ins Gesicht. Von der Art, die am meisten schmerzte, wie sie beide wußten. Ethan starrte auf die ausgetrockneten kleinen Stiefmütterchen, die neben den Stufen die Köpfe hängen ließen. »Ich habe versucht zu tun, was ich für das Richtige hielt.«
    »Das Richtige für wen? Für eine Frau, die dein Leben mit dir teilen wollte, ganz egal, wohin es dich führte? Für die Kinder, die du haben könntest? Du bewegst dich auf gefährlichem Grund, wenn du Gott austricksen willst.«
    Verärgert sah Ethan seinen Vater an. »Gibt es einen?«
    »Wen?«
    »Gibt es einen Gott? Du solltest es ja wissen, da du seit ein paar Monaten tot bist.«
    Ray warf seinen großen Kopf zurück und ließ sein wunderbares dröhnendes Lachen hören. »Ethan, ich habe deinen trockenen Witz immer gemocht, und ich wünschte, ich könnte die Geheimnisse des Universums mit dir diskutieren, aber die Zeit läuft uns davon.«
    Kauend betrachtete er Ethans Gesicht, und sein amüsiertes Gesicht wurde weich. »Dich zum Mann heranwachsen zu sehen, war eine der größten Freuden meines Lebens. Du hast ein Herz, so groß wie deine geliebte Bucht. Hoffentlich hörst du darauf. Ich möchte, daß du glücklich bist. Auf euch alle kommen viele Probleme zu.«
    »Seth?«
    »Er wird seine Familie brauchen. Seine ganze Familie«, fügte Ray leise hinzu und schüttelte den Kopf. »Es gibt zuviel Leid in unserem kurzen Leben, Ethan, um das Glück abzuweisen, wenn es an unsere Tür klopft. Vergiß nicht, die Freuden des Lebens hochzuhalten.« Dann zwinkerte er ihm zu. »Wappne dich, mein Sohn. Deine Bedenkzeit ist abgelaufen.«

     
    Ethan hörte Grace’ Wagen und blickte zur Straße. Er wußte ohne

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