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Gezeiten der Liebe

Gezeiten der Liebe

Titel: Gezeiten der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Roberts
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Netzstrümpfen und ihren schmalen Füßen in den hochhackigen Pumps. Heute abend jedoch war alles anders. Heute abend konnte er sich nicht zensieren.
    Jetzt hätte er Seth gut erklären können, was es mit der Faszination weiblicher Formen auf sich hatte. Grace’ Brüste waren klein und fest und wölbten sich sanft neben dem tiefen Ausschnitt ihrer Bluse.
    Auf einmal brauchte er unbedingt sein Bier.
    »Kommst du überhaupt mal dazu, dich hinzusetzen?«
    Sie antwortete nicht sogleich. In ihrem Kopf herrschte völlige Leere, als sie wahrnahm, wie sein Blick unverhohlen ihren Körper abtastete. Er war doch sonst so zurückhaltend! »Ich ... ja, es wird langsam Zeit für meine Pause.« Beinahe unbeholfen füllte sie ihr Tablett. »Ich gehe dann meistens raus, um dem Lärm zu entkommen und ein wenig frische Luft zu schöpfen.« Sie gab sich betont normal und schaute vielsagend zur Band hinüber. Ethan lächelte zögernd.
    »Gibt es eigentlich noch schlimmere Versager als diese Lärmproduzenten da?«

    »O ja. Man kann es kaum glauben, aber dieses Trio ist für unsere Verhältnisse schon eine enorme Verbesserung.« Sie hatte sich fast wieder gefangen, als sie das Tablett nahm und sich den Tischen zuwandte.
    Er beobachtete sie, während er von dem Bier trank, das Steve für ihn gezapft hatte – die Bewegungen ihrer Beine und das Schaukeln der albernen und trotzdem so sexy wirkenden Schleife; wie sie leicht in die Knie ging und das Tablett auf einer Hand balancierte, wenn sie die Getränke auf den Tisch stellte.
    Aus schmalen Augen beobachtete er, wie Curtis ihr einen freundschaftlichen Klaps auf den Po gab.
    Noch schmaler wurden seine Augen, als ein Fremder in einem verwaschenen Jim Morrison-T-Shirt ihre Hand packte und sie an sich zog. Er sah, wie Grace lächelnd den Kopf schüttelte. Ethan wollte aufspringen, ohne recht zu wissen, was er vorhatte, da gab der Mann sie schon von sich aus frei.
    Als Grace zurückkam und das Tablett auf den Tresen stellte, ergriff Ethan ihre Hand. »Nimm jetzt gleich deine Pause.«
    »Was? Ich ...« Zu ihrer Verblüffung zog er sie quer durchs Lokal zur Tür. »Ethan, ich muß erst . . .«
    »Nimm jetzt gleich deine Pause«, wiederholte er nur und stieß die Tür auf.
    Die warme Nachtluft roch sauber und frisch, da ein leichter Wind ging. Als die Tür hinter ihnen ins Schloß fiel, schwächte sich der Lärm im Innern des Lokals zu gedämpftem Rauschen ab und der Gestank nach Rauch, Schweiß und Bier war nur noch eine Erinnerung.
    »Du solltest hier nicht arbeiten.«
    Sie sah ihn erstaunt an. Schon die Äußerung an sich war seltsam, aber was sollte der gereizte Ton? »Wie bitte?«
    »Du hast mich schon verstanden, Grace.« Er schob die Hände in die Hosentaschen, um sie nicht wieder bei den
Schultern zu packen. Die Versuchung war zu groß. »Es ist nicht richtig.«
    »Nicht richtig?« wiederholte sie verständnislos.
    »Du bist Mutter, um Himmels willen. Da gehört es sich nicht, daß du andere Leute bedienst, diese Kostümierung trägst und dich von jedem, dem danach ist, anbaggern läßt. Der Typ da drin hatte praktisch das Gesicht in deiner Bluse.«
    »Ach, du übertreibst.« Belustigt schüttelte sie den Kopf. »Mein Gott, Ethan, da war doch nichts dabei. Der war völlig harmlos.«
    »Curtis hatte die Hand auf deinem Hintern.«
    Ihre Belustigung verwandelte sich allmählich in Ärger. »Ich weiß selbst, wo seine Hand war, und wenn es mich gestört hätte, dann hätte er was auf die Finger gekriegt.«
    Ethan holte tief Luft. Ob es nun klug war oder nicht, er hatte damit angefangen, also würde er es auch zu Ende bringen. »Du solltest dich nicht halbnackt in einer Bar zur Schau stellen und zulassen müssen, daß wildfremde Männer deinen Hintern betatschen. Du solltest zu Hause bei Aubrey sein.«
    In ihren Augen flammte Wut auf. »Ach ja? Denkst du so über mein Leben? Na, vielen Dank, daß du mir endlich reinen Wein einschenkst. Nur zu deiner Information: wenn ich mich nicht zur Schau stellen, mit anderen Worten arbeiten würde – und ich bin verdammt noch mal nicht halbnackt dabei –, dann hätte Aubrey kein Dach über dem Kopf und nichts zu essen.«
    Er blieb stur. »Du hast doch schon mehrere andere Jobs. Du putzt.«
    »O ja, ich putze, ich bediene, und hin und wieder sortiere ich sogar Krabben. So unerhört begabt und vielseitig bin ich! Ich bezahle Miete, Versicherung, Arztrechnungen, Strom und Wasser und den Babysitter. Ich kaufe Lebensmittel ein, Klamotten und Heizöl.

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