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Gezeiten der Liebe

Gezeiten der Liebe

Titel: Gezeiten der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Roberts
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Ich sorge für mich selbst
und für meine Tochter. Und ich brauche mir von dir nicht sagen zu lassen, was richtig ist und was falsch.«
    »Ich sage ja nur . . .«
    »Ich habe gehört, was du gesagt hast.« Ihre Füße pochten, und jede schmerzende Stelle an ihrem überbeanspruchten Körper machte sich bemerkbar.
    Schlimmer, viel schlimmer als alles andere war die bohrende Scham, daß er verachtenswert fand, was sie tat, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. »Ja, ich serviere Cocktails und zeige den Männern dabei meine Beine. Vielleicht lassen sie ja ein dickeres Trinkgeld springen, wenn ich ihnen gefalle. Und wenn sie ein dickeres Trinkgeld springen lassen, kann ich meinem kleinen Mädchen hübsche Dinge kaufen, die ein Lächeln auf ihr Gesicht zaubern. Deshalb können sie verdammt noch mal so lange Stielaugen machen, wie sie wollen. Ich wünschte nur, ich hätte einen Körper, der diese blöde Kostümierung richtig ausfüllt, weil ich dann nämlich noch mehr Geld mit nach Hause bringen würde.«
    Er mußte die Luft anhalten, bevor er weitersprach, um nicht aus der Haut zu fahren. Sein Gesicht war gerötet vor Zorn, ihre Augen jedoch so unendlich müde, daß ihm das Herz schwer wurde. »Du verkaufst dich unter Wert«, sagte er leise.
    »Ich weiß ganz genau, wieviel ich wert bin, Ethan.« Sie reckte das Kinn vor. »Verlaß dich drauf. Und jetzt ist meine Pause um.«
    Sie wirbelte herum und marschierte zurück in das Lokal, hinein in die ohrenbetäubend laute Geräuschkulisse und die zum Schneiden dicke, rauchgeschwängerte Luft.

3. Kapitel
    »Ich muß Häschen mitnehmen.«
    »In Ordnung, Schätzchen, wir holen dein Häschen.« Es war jedesmal so, als träten sie eine Weltreise an. Sie gingen zwar nur bis zum Sandkasten im Garten, aber Aubrey bestand darauf, daß all ihre geliebten Stofftierfreunde sie begleiteten.
    Grace hatte das logistische Problem mittels einer riesigen alten Einkaufstasche gelöst. Darin steckten bereits ein Bär, zwei Hunde, ein Fisch und eine arg ramponierte Katze. Jetzt kam ›Häschen‹ noch hinzu. Obwohl Grace’ Augen vor Müdigkeit brannten, mußte sie lachen, als Aubrey die Tasche selbst hochzustemmen versuchte.
    »Ich trage sie schon, Liebes.«
    »Nein, ich.«
    Das war Aubreys Standardantwort – ihre Kleine wollte unbedingt alles selbst machen, auch wenn es viel bequemer war, es an jemand anderen zu delegieren. Na, woher sie das wohl hat, dachte Grace und mußte lachen.
    »Also los, schaffen wir die komplette Mannschaft nach draußen.« Sie öffnete die Fliegentür – das laute Quietschen erinnerte sie daran, daß die Scharniere geölt werden mußten  – und wartete, bis Aubrey die Tasche über die Schwelle auf die winzige hintere Veranda geschleift hatte.
    Grace hatte die Veranda durch einen blaßblauen Anstrich verschönt und Tontöpfe mit üppigen rosaroten und weißen Geranien aufgestellt. Das kleine gemietete Haus sollte eigentlich nur eine Übergangslösung sein. Dennoch wollte sie es gemütlich haben, ein kuscheliges Nest, in dem es sich aushalten ließ, bis sie genug Geld für die Anzahlung auf etwas Eigenes gespart hatte.

    Das Innere des Hauses wirkte durch die Enge der Räume noch bescheidener, aber dieses Problem hatte Grace dadurch entschärft – und zugleich ihr Bankkonto geschont –, daß sie die Einrichtung auf das absolute Minimum beschränkte. Das meiste stammte vom Flohmarkt, sie hatte die einzelnen Möbel jedoch angestrichen, neu lackiert oder neu bezogen und so jedem Stück eine eigene Note verliehen.
    Es war Grace sehr wichtig, Dinge um sich zu haben, die ihr gehörten und zu ihr paßten.
    Weitere Minuspunkte waren die uralten Wasserleitungen, ein Dach, das bei starkem Regen leckte, und Fenster, durch die es zog. Andererseits enthielt das Haus zwei Schlafzimmer, was für Grace den Ausschlag gegeben hatte. Sie wollte, daß ihre Tochter ein Zimmer für sich hatte, einen hellen, fröhlichen Raum. Und dafür hatte sie gesorgt, indem sie selbst tapezierte, die Zierleisten anstrich und Rüschengardinen aufhängte.
    Es brach ihr das Herz, wenn sie daran dachte, daß es allmählich Zeit wurde, Aubreys Kinderbettchen durch ein Schlafsofa zu ersetzen.
    »Sei vorsichtig auf den Stufen«, sagte Grace warnend. Aubrey setzte ihre winzigen Füßchen in den Tennisschuhen nacheinander fest auf jede Stufe. Unten angelangt lief sie gleich los, zog die Tasche hinter sich her und quietschte vor Vergnügen.
    Den Sandkasten liebte sie heiß und innig. Stolz beobachtete

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