Gezeiten der Sehnsucht - Feehan, C: Gezeiten der Sehnsucht - Dangerous Tides (4 - Libby)
behaupten. Jeder Muskel und jede Zelle ihres Körpers schienen in Bereitschaft zu sein und um Erlösung zu flehen, doch er hielt sie an genau diesem Punkt in der Schwebe, bis sie sicher war, die intensive Lust keinen Moment länger ertragen zu können.
Etwas Finsteres schlich sich in ihr Gemüt ein und schob sich vor die leuchtenden Farben und die erotische Seligkeit, die sie durchströmte. Nicht mehr als eine transparente Rauchfahne, doch sie bekam Gänsehaut. Sie öffnete die Augen und sah aus dem Fenster in den dichten Schleier der Dunkelheit, in den das Haus gehüllt war. Tysons Finger bohrten sich in ihre Hüften, und er zog sie an sich und sandte Glutschwaden durch ihren Körper, bis es ihr den Atem verschlug und sie keinen zusammenhängenden Gedanken mehr fassen konnte.
Aber da war es wieder. Etwas bewegte sich an all der Lust vorbei durch ihr Gemüt, ein verzerrter Schatten, der immer größer wurde. Sie wollte Atem holen und sich einen Moment Zeit nehmen, bis sie wieder bei Sinnen war, doch es war zu spät. Ihr Körper verriet sie, und ihr Orgasmus durchzuckte sie mit solcher Wucht, dass sie fast zu Boden gefallen wäre und gezwungen war, sich an der Glasscheibe festzuhalten, um einen Sturz zu verhindern. Hinter ihr gruben sich Tysons Finger tief in ihr Fleisch, während er sich in sie ergoss, und sein kehliger
Schrei durch das Zimmer hallte. Einen Moment lang kam es Libby so vor, als könnte sie den Himmel berühren.
Sie keuchte, als er sie in seine Arme zog und sie nach hinten bog, damit sein Mund ihre empfindliche Brust erreichen konnte. Ihre Augen schlossen sich, und sie gab sich dem Taumel der Lust hin, der sie in den Himmel trug. Der Schatten bewegte sich wieder, verstellte die Sicht auf den Himmel und ließ sie so hart auf die Erde prallen, dass sie die Augen aufriss und wild um sich sah.
Libby löste sich eilig von Tyson und nahm Wogen der Feindseligkeit wahr, abscheulichen Hass, ein dunkles böswilliges Wesen, das ihnen zusah. Ihnen durch die Glasscheibe zusah. Wer auch immer sich dort draußen aufhielt, hatte gesehen, mit welcher Wildheit und Gier Tyson sie genommen hatte, und war in einen der ansonsten wunderbarsten Momente ihres Lebens eingedrungen. Die Vorstellung machte sie krank. Dieses wunderschöne intime Erlebnis war von jemandem zerstört worden, der so hässlich und so andersartig war, dass sie von der Glaswand zurückwich und sich schützend eine Hand auf die Kehle legte.
»Dort draußen ist jemand, Ty. Er kann uns sehen.« Sie streckte zitternd die Hände nach ihm aus, um ihn mit sich zu ziehen, während sie noch weiter zurückwich. »Wir sollten den Sheriff verständigen.«
»Bist du ganz sicher?« Seine Stimme war gesenkt, aber er strahlte beherrschte Wut aus.
Sie nickte. »Ich fürchte mich wirklich, Ty. Geh bloß nicht zu nah ans Fenster. Was ist, wenn er bewaffnet ist?«
Er zog sie in den Schutz seiner Arme und verbarg sie mit seinem Körper vor der Sicht. »Ich lasse nicht zu, dass uns etwas passiert, Libby.«
»Ich kann seinen Hass spüren.«
»Wer ist es?«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Ich kann dir
nichts weiter sagen, nur, dass er männlich ist und mir … uns den Tod wünscht. Bitte, ruf den Sheriff an.«
»Ich habe das Telefon noch nicht anstellen lassen.« Er sammelte ihre Kleidungsstücke auf und reichte sie ihr. Sie waren am hinteren Ende des Zimmers, und er bezweifelte, dass jemand sie sehen konnte. »Zieh dich an.«
»Er hat uns gesehen.«
»Vielleicht nicht. Er kann nicht die ganze Zeit dort gewesen sein, denn sonst hättest du dich unbehaglich gefühlt.« Tyson stieg in seine Jeans. »Oder etwa nicht?«
»Ich weiß es nicht.« Sie unterdrückte ein kleines Schluchzen. Ihr Körper glühte noch immer. Sie fühlte sein Brandmal an Stellen, von deren Existenz sie nichts geahnt hatte. Köstlich wunde Stellen, die jetzt noch von einem Übermaß an Lust pochten und pulsierten, und doch könnte es einen Zeugen dieser herrlichen, vollkommenen, intimen Augenblicke geben. »Ich habe in den letzten Stunden nur gefühlt und nicht gedacht, Ty.«
Er nahm ihr Kinn und zwang sie, in seine aufgebrachten, wutentbrannten Augen zu sehen. »Was wir miteinander haben, kann uns niemand wegnehmen, Libby. Hast du verstanden? Ich habe heute Nacht Liebe mit dir gemacht. Von mir aus können sie es nennen, wie sie wollen, aber das, was du erlebt hast, war ich, der dir so viel ich kann von mir selbst abgegeben hat.« Er nahm ihr Gesicht in die Hände und hielt es
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