Gezeiten der Sehnsucht - Feehan, C: Gezeiten der Sehnsucht - Dangerous Tides (4 - Libby)
dich durch die Öffnung nach oben werfen?« Tys Stimme war schneidend. »Sam, wie konntest du das tun?« Jetzt
war sein Tonfall herzerweichend. Tyson war am Boden zerstört. Libby hob die Arme, um den Wind und den dichten Nebel zu ihren Schwestern zurückzuschicken.
»Komm sofort hinter mir her«, flehte sie Tyson an und zog sich an dem Seil hoch und aus der Öffnung heraus, legte sich auf den Bauch und schaute auf die beiden Männer hinunter.
»Tyson, komm rauf. Das Wasser füllt die Höhle aus.«
Sam baute sich vor Tyson auf und schüttelte den Kopf. »Ich verstehe nicht, wie du zulassen konntest, dass sie uns das antut, Ty. Wie bist du nur auf den Gedanken gekommen, es sei okay, dass du sie in unser Leben holst? In unsere Welt?«
»Darüber reden wir später, Sam. Wir müssen schleunigst von hier verschwinden.«
»Sie hat dich von Anfang an gegen mich aufgehetzt. Ich habe es gesehen, aber du wolltest es nicht begreifen. Du wolltest nicht mehr, dass ich mich um die Finanzen kümmere. Du hast angefangen, Kreditkartenabrechnungen zu überprüfen. Du hast die Barabhebungen kontrolliert. Weshalb hättest du das tun sollen, wenn sie dir nicht eingeredet hat, ich würde dein Geld ausgeben. Es war unser Geld. Wir haben es uns geteilt, oder hast du das vergessen? Ich will wissen, warum du auf sie gehört hast.«
»Komm, Sam. Wir müssen weg.« Tyson hielt ihm die Hand hin.
Libby biss die Zähne zusammen, um nicht zu schreien. Sam versuchte, Zeit zu schinden. Er bereute gar nichts. Er schmiedete immer noch Ränke. Sie fühlte sein Verlangen, jeden anderen auszustechen. Warum konnte Tyson das nicht fühlen?
»Bitte, Ty, bitte«, flüsterte sie leise gegen das Rauschen des Meeres an.
Eine Hand legte sich auf ihre Schulter, und sie zuckte zusammen. Als sie sich umdrehte, kauerte Jackson neben ihr. Er legte einen Finger auf seine Lippen und bedeutete ihr, zur Seite zu rücken. Dann legte er sich flach auf den Höhlenboden und
platzierte seine Dienstwaffe in Reichweite seiner Hand, während er die beiden Männer im steigenden Wasser beobachtete.
Libby standen Tränen in den Augen. Sie hätte sich ja denken können, dass Elle Jackson schicken würde. Auf ihre Schwestern war immer Verlass.
»Wir müssen jetzt gehen, Sam«, sagte Ty und ging wieder auf das Seil zu. Er konnte seinen Cousin nicht zurücklassen. Er musste eine Möglichkeit finden, ihn da herauszuholen. »Wir reden in Ruhe über alles, wenn wir oben sind.«
Sams Lächeln ließ Tyson bis ins Mark frösteln. »Ich lasse nicht zu, dass sie dich kriegt, Ty. Dazu wird es nicht kommen.«
»Tu, was du willst.« Tyson packte das Seil und zog sich aus dem Wasser. Er hoffte, Sam würde aktiv werden, wenn er sich im Stich gelassen fühlte. »Folge mir oder bleib hier und stirb. Die See ist zu kalt und zu rau. Das überstehst du nicht.«
Sam passte für seinen Sprung die nächste Welle ab. Als diese in die Höhle brauste, sprang er hoch und schlang seine Arme um Tys Beine, um ihn wieder nach unten zu ziehen. Das Wasser kam mit ungeheurer Kraft hereingeströmt und stieß sie beide tiefer in die Höhle hinein.
Libby schrie auf, sprang zu der Öffnung und streckte Tyson instinktiv ihre Arme entgegen. Jacksons Finger hatten sich bereits wie ein Schraubstock um Tys Handgelenk geschlossen, als das eiskalte Wasser die Höhle vollständig ausfüllte, beide Männer bedeckte und durch das Loch nach oben drang und Jacksons Gesicht und seine Schultern klatschnass spritzte.
Libby konnte sehen, wie viel Anstrengung es Jackson kostete, gegen den Sog des Wassers anzukämpfen, das die Männer mit sich reißen wollte, als es sich zurückzog. Seine Muskeln spannten sich, und seine Adern traten hervor. Er veränderte seine Haltung, stemmte eine Schulter gegen die Öffnung und packte mit der anderen Hand Tysons Unterarm.
Sam hielt sich mit aller Kraft an Tyson fest, als der Sog ihn aus der Höhle schwemmen wollte, doch dann lockerte sich seine
Umklammerung, und er fiel in den Strudel, der entstand, als sich das Wasser aus der Höhle zurückzog und ihn mit sich riss. Es gelang ihm, sich an den Kanten des Felsens festzuhalten und wieder an die Oberfläche zu kommen. Nur sein Kopf war noch über Wasser, und er wurde immer wieder gegen die Höhlenwände geschleudert.
Tyson spürte, wie sehr Jackson sich anstrengte, um ihn aus dem Wasser zu ziehen. Er sah sich nach Sam um. Ihre Blicke trafen sich, und er wusste, dass er seinen Cousin nicht hier ertrinken lassen konnte.
Libby konnte den
Weitere Kostenlose Bücher