Gezeiten der Sehnsucht - Feehan, C: Gezeiten der Sehnsucht - Dangerous Tides (4 - Libby)
Jonas drückte sie kurz an sich, mit Handtuch und allem Drum und Dran.
»Er hat jemanden zu dir geschickt, der ein Treffen vereinbaren sollte, Libby. Und du hast gesagt, du hättest dich dabei bedroht
gefühlt. Sie haben Hannahs Namen erwähnt. Ich werde mich damit befassen.«
Sie presste eine Hand auf ihre Kehle. »Dieser Filmriss ist mir ein Gräuel, eine ganze Spanne meines Lebens, an die ich mich nicht erinnern kann. Aber ich weiß mit Sicherheit, dass ich einen Ordner mit Drohbriefen habe, Jonas. Den kann ich dir geben, falls du es für notwendig hältst.«
»Unbedingt. Ich möchte ihn so bald wie möglich haben. Ich nehme diese Angelegenheit sehr ernst, und ich will, dass du es auch tust.«
»Es fällt mir nicht leicht, irgendetwas besonders ernst zu nehmen, wenn ich in einem nassen Handtuch dastehe, Jonas«, hob Libby hervor.
»Harrington!« Tyson Derrick riss die Tür zum Bad auf. »Was zum Teufel haben Sie mit Libby unter der Dusche zu suchen?«
»Er steht mit ihr unter der Dusche?« Hannah zwängte sich an Tyson vorbei, stemmte die Arme in die Hüften und sah Jonas finster an. »Du bist ein echter Schweinehund.«
»Wie bist du überhaupt hier reingekommen?«, herrschte Libby Tyson an und hielt mit beiden Händen das Badetuch fest, damit es auf keinen Fall verrutschen konnte. »Das ist das Bad und nicht etwa ein Konferenzsaal. Habt ihr denn alle den Verstand verloren?«
»Hannah hat mich reingelassen«, sagte Ty. »Und das ist auch gut so.«
»Wieso denn das?« Die Frage rutschte Libby heraus, ehe sie darüber nachdenken konnte.
»Weil ich Harrington hochkant rausschmeißen werde.«
»Oh, wie schön«, sagte Hannah. »Endlich jemand, der gute Ideen hat.«
»Ich habe nicht mit ihr unter der Dusche gestanden, Derrick«, zischte Jonas durch zusammengebissene Zähne. »Ganz gleich, was Hannah angedeutet haben könnte. Zufällig ermittele ich gerade in einem Fall, bei dem es sich um einen
Anschlag auf Libbys Leben handeln könnte. Halten Sie sich da raus.« Seine Augen sprühten Funken, als er Hannah ansah.
Hannah schlang einen Arm um Libby, und das Lachen verschwand aus ihren Augen. »Was soll das heißen, Jonas? Glaubst du, jemand versucht, Libby etwas anzutun?«
»Ich weiß es nicht. Genau das versuche ich ja gerade herauszufinden. Es sind ein oder zwei Dinge vorgefallen, auf die ich mir absolut keinen Reim machen kann.«
Sarah, die älteste Drake-Schwester, bahnte sich einen Weg ins Bad. »Was veranstaltet ihr denn hier, etwa einen großen Empfang?« Hinter ihr lungerten Kate und Abigail in der Türöffnung und versuchten, um Tyson herumzuschauen.
Libby verbarg ihr Gesicht an Hannahs Arm. »Es ist die reinste Zirkusveranstaltung.«
»Geht es hier eigentlich immer so zu?«, fragte Tyson interessiert und zog eine schwarze Augenbraue hoch.
»Ja, meistens«, antwortete Jonas.
»Libby, was hast du da am Hals?«, erkundigte sich Sarah.
Kate und Abigail drängten sich ins Badezimmer, um Libbys entblößten Nacken zu begutachten. Libby lief leuchtend rot an und legte schnell eine Hand auf das verräterische Mal.
»Das ist ein nagelneues Muttermal«, erklärte Hannah.
Die drei Drake-Schwestern drehten sich gleichzeitig zu Jonas um. Er hob die Hände. »Ich war es nicht. Warum gebt ihr immer mir die Schuld an allem? Ich habe nicht vor, Libby in den Hals zu beißen.«
»Das war Tyson Derrick.« Hannah hatte nicht die geringsten Bedenken, ihn zu verraten.
Ty hob eine Hand, als sich alle Blicke auf ihn richteten. »Das muss dann wohl ich sein. Ich glaube, wir sind noch nicht alle miteinander bekannt gemacht worden. Sarah und Kate kenne ich schon.«
»Ich bin Abigail.«
»Freut mich, dich kennen zu lernen. Libby und ich sind heute Abend miteinander verabredet. Sie hat sich verspätet.«
»Ich hätte mich nicht verspätet, wenn ihr euch nicht alle im Bad versammelt hättet. Verschwindet. Alle miteinander. Diese Ausgeherei ist nicht so einfach, wie man meinen sollte.«
»Sie hat schlechte Laune«, teilte Hannah ihren Schwestern mit. »Gehen wir, damit sie sich anziehen kann. Jonas kann uns so lange erzählen, warum er glaubt, dass jemand versucht hat, Libby etwas anzutun.«
»Eine gute Idee«, sagte Tyson. »Falls ein Anschlag auf ihr Leben verübt worden ist, wüsste ich das nämlich auch gern.«
»Libby!«, sagte Sarah. »Warum hast du mir nichts davon gesagt?«
»Ich bekomme Kopfschmerzen«, jammerte Libby und presste sich einen Handballen gegen die Stirn. »Und wenn ich mein Haar nicht
Weitere Kostenlose Bücher