Gezeiten der Sehnsucht - Feehan, C: Gezeiten der Sehnsucht - Dangerous Tides (4 - Libby)
Armbanduhr. »Ich sollte besser duschen, bevor Ty kommt.«
»Wirst du heute Abend ein rotes Höschen anziehen?«, fragte Hannah schelmisch.
Libby knüllte eine Serviette zusammen und warf sie nach ihrer Schwester. »Hannah, ich kann dir und meinen übrigen Schwestern nur raten, euch nicht an meiner Unterwäsche zu vergreifen. Abigail hat sich mit dem Zeremoniell des roten Höschens schon genug Ärger eingehandelt.«
»Ein Zeremoniell, an dem du, nebenbei bemerkt, teilgenommen hast«, hob Hannah hervor.
»Für Abbey, nicht um meinetwillen. Ich will keinen Mann finden. Und dieses Lächeln kannst du gleich wieder absetzen. Wenn ich falle, bist du als Nächste dran.«
»Dazu wird es niemals kommen. Ich kann mit keinem
Mann reden, wenn ihr mir nicht alle miteinander den Rücken stärkt. Daher stehen die Chancen, dass ich jemals einen Mann finden werde, ziemlich genau bei null.« Hannahs Stimme klang äußerst zufrieden. »Und deshalb kann ich mir nach Herzenslust Zauber ausdenken, Liebestränke brauen und am Zeremoniell des roten Höschens mitwirken.«
»Du hast ein noch größeres Problem, als ich dachte, Hannah«, sagte Libby.
Hannahs Gelächter folgte ihr die Treppe hinauf. Libby blieb vor dem Spiegel stehen und starrte sich an. Ihr Gesicht war vollständig mit Schmutz verschmiert, und der Lehm hing in Brocken in ihrem Haar. Ihre Nase war knallrot und die Augenpartie weiß.
Sie stöhnte und verzog das Gesicht. »Hannah! Komm schnell rauf! So, wie ich aussehe, kann ich nicht ausgehen. Warum hast du mir nicht gesagt, dass ich wie ein Waschbär aussehe?«
Hannah eilte in Libbys Schlafzimmer. »Du musst nur darauf achten, dass du nicht direkt im Licht stehst, dann ist alles in Ordnung. Wir tragen ein bisschen Make-up auf und keiner wird etwas bemerken.«
»Aber ich werde wissen, wie ich aussehe. Ich bin schon nervös genug in seiner Gegenwart, wenn ich nicht wie ein Clown aussehe«, jammerte Libby.
»Es ist mir zwar unangenehm, das hervorzuheben«, sagte Hannah, »aber er hat dich bereits so gesehen, wie du jetzt aussiehst, und er hat dich trotzdem geküsst. Das ist ein ziemlich gutes Zeichen dafür, dass er dich mag. Und er hat dich zum Abendessen eingeladen. Wie geht es deinem Kopf überhaupt? Mom und Dad werden nicht allzu erfreut darüber sein, dass du schon wieder durch die Gegend läufst. Wir alle sechs brauchten zusätzlich noch Mom und Tante Carol, um dir das Leben zu retten, Libby. Wenn dir auch nur noch das Geringste fehlt, solltest du nicht ausgehen.«
Libby begann, ihre Kleider aus dem Schrank zu schleudern. »Ich habe nur noch leichte Kopfschmerzen und fühle mich auch noch etwas schwach, aber es ist nichts Ernstes. Glaube mir, Hannah, mir ist voll und ganz bewusst, wie dumm es von mir war, euch alle zu gefährden. Elle und du, ihr habt das Meiste abgekriegt.« Sie umarmte ihre Schwester impulsiv. »Ich weiß nicht, was ich ohne euch getan hätte.«
»Tja, das sehe ich ähnlich«, bemerkte Hannah trocken. »Warum wirfst du eigentlich mit deinen Kleidern um dich?«
»Ich hasse sie alle. In nichts, was ich hier habe, sehe ich so aus« – Libby suchte nach der richtigen Beschreibung – »na ja, wie du. Ich brauche dringend etwas, was meine Brüste etwas ansehnlicher macht.«
Hannah schüttelte den Kopf. »Dich hat es ja ziemlich übel erwischt. Ich habe dich noch nie über dein Aussehen reden hören. Ich glaube nicht einmal, dass du jemals auch nur darüber nachgedacht hast, wie du aussiehst.«
»Du musst ihm die Tür aufmachen und ihm sagen, dass ich nicht mit ihm ausgehen kann. Es ist mein Ernst, Hannah. Ich schaffe das einfach nicht.« Libby ließ sich inmitten der Kleidungsstücke, die sie überall verstreut hatte, auf ihr Bett sinken.
Hannah setzte sich neben sie. »Du magst ihn wirklich, Libby. Und er hätte dich nicht aufgefordert, mit ihm auszugehen, wenn er das nicht wollte. Du bist schön und klug und geistreich, und der Meinung ist er offenbar auch.«
»Er bezeichnet unsere Magie als ›Mist‹. Er ist ätzend, und er fährt Motorrad, und er ist Multimillionär. Ich will nicht mit einem Multimillionär ausgehen. Kannst du dich zufällig noch an seine Eltern erinnern? Ich erinnere mich nämlich überhaupt nicht an sie.«
Hannah schüttelte den Kopf. »Ich weiß nur, dass sie ständig auf Reisen waren, und ich glaube nicht, dass sie ihn gern um sich hatten, denn sie haben ihn ständig an seine Tante abgeschoben.
Im Lauf der Jahre hat er zwischendurch immer wieder bei ihr gelebt. Sam
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