Gezeiten der Sehnsucht - Feehan, C: Gezeiten der Sehnsucht - Dangerous Tides (4 - Libby)
wirklich sind, und nicht nur so, wie er sich uns vorstellt.
Bist du sicher? Elle fing an zu lachen. Er könnte für den Rest seines Lebens Alpträume haben.
Umso besser. Wenn ich das jetzt nicht tue, werde ich mir selbst nicht mehr in die Augen schauen können. Ist Hannah im Bett?
Libby zog Tyson zur Tür herein und schloss sie hinter ihm. Jetzt saß er in der Falle. »Komm rein und setz dich.«
Elle erhob ihre Stimme: »Hannah, wir haben Besuch. Freut mich, dass du mal bei uns reinschaust, Tyson«, fügte sie hinzu und wedelte mit einer Hand in seine Richtung. »Nimm Platz.«
Ein breiter, bequemer Lehnstuhl schlitterte über den Fußboden und traf ihn hart in den Kniekehlen. Seine Knie gaben nach, und er sank auf den Sessel, der so abrupt an seinen früheren Platz zurückschoss, dass Tyson fast vornüberkippte.
»Ha, ha. Sehr komisch. Ich wette, das wirkt Wunder, um die Einheimischen zu beeindrucken.« Er tastete die Armlehnen
und die Seiten des Sessels nach einem verborgenen Mechanismus ab. Libby gefiel gar nicht, was er gesagt hatte. Er hätte es wissen müssen. Sie war grenzenlos loyal und liebte ihre Schwestern. Ty schüttelte den Kopf. »Das habe ich vermutlich verdient. Werdet ihr mir sagen, wie ihr das tut?«
»Ich dachte, ich überlasse es dir, von selbst dahinterzukommen«, sagte Libby und ließ sich ihm gegenüber auf den Boden sinken. »Möchtest du vielleicht Tee oder Kaffee?«
»Du trinkst immer Tee.«
Sie wedelte mit einer anmutigen Handbewegung in Richtung Küche. »Ich glaube, ich hätte gern etwas Beruhigendes.« Der Kessel pfiff augenblicklich.
Ty lehnte sich zurück. Wenn Libby ihm eine Vorführung geben wollte, na bitte. Er würde nicht lange brauchen, um ihre Methoden zu durchschauen und seinen Standpunkt damit erst recht zu untermauern. »Ich nehme dasselbe wie du.«
Hannah kam ins Wohnzimmer und lächelte ihn an. Sie sah müde aus und war fast so blass wie Libby. »Hallo, Tyson. Es freut mich, dass du dich entschlossen hast, zu uns zu kommen. « Sie setzte sich neben Elle auf den Boden. »Magst du Plätzchen? Ich backe sie gerade, sie werden also ganz frisch sein.«
Joley kam hinzugeeilt. »Ich habe gehört, dass wir eine Party feiern. Ich bin Joley.«
Aus der Nähe sah sie noch schöner aus als in den Zeitschriften oder auf den Hüllen ihrer CDs. Tyson hatte sich vorgestellt, er könnte im ersten Moment überwältigt sein, wenn er ihr persönlich begegnete, da sie eine seiner Lieblingssängerinnen war. Doch das Erste, was ihm wirklich an Joley auffiel, war, wie sie ihre Schwestern ansah. In jedem Blick, den diese Schwestern miteinander wechselten, lag eine ungeheure Zuneigung, die gepaart war mit einer verstohlenen Schalkhaftigkeit. Er war ziemlich sicher, dass der Streich, den sie ausheckten, auf seine Kosten gehen würde.
»Freut mich, dich kennen zu lernen. Ich bin Tyson Derrick.«
»Der Wissenschaftler.« Es war keine Frage, sondern eine Feststellung.
»Ebendieser.«
»Tyson glaubt nicht an Magie«, teilte Libby ihren Schwestern mit. »Er hat eine Theorie, die, nebenbei bemerkt, ziemlich gut und absolut einleuchtend ist. Ich finde es ganz reizend von ihm, dass er sich Sorgen um mich macht.«
»Dass er sich Sorgen um dich macht, kann ich ihm nicht vorwerfen«, sagte Sarah, die gerade ins Wohnzimmer kam. Sie setzte sich zu ihren Schwestern auf den Boden. »Du brauchst immer noch viel Ruhe, Libby.«
Tyson konnte sehen, dass es ihnen auf dem Fußboden bequem zu sein schien. Sie saßen in einem lockeren Halbkreis da und musterten ihn entspannt.
Bevor er etwas darauf antworten konnte, wedelte Sarah mit der Hand und die Vorhänge vor den Fenstern tanzten über die Scheiben und schlossen sich. Er schüttelte den Kopf. Sie waren tatsächlich entschlossen, ihm eine Darbietung zu geben. Sowie er jedoch entdeckt hatte, wie sie das anstellten, könnte er das Haus, das er gemeinsam mit seinem Cousin bewohnte, der reinen Bequemlichkeit halber mit denselben Vorrichtungen ausstatten. »Eine Fernbedienung an den Vorhängen? Ich habe schon davon gehört, aber so eine habe ich noch nie gesehen. Der fahrende Stuhl gefällt mir besonders gut. So einen könnte ich für mein Labor gebrauchen, damit er mir überallhin folgt.«
»Trinkst du deinen Tee mit Milch?«, fragte Libby.
»Das habe ich bisher noch nie probiert, aber ich bin sofort dafür zu haben.« Ganz gleich, was sie vorhatte, er würde es verkraften. Sie würde ihn nicht abschrecken. Und mit einer Fernbedienung für die Vorhänge
Weitere Kostenlose Bücher