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Gezeiten des Krieges

Gezeiten des Krieges

Titel: Gezeiten des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loren Coleman
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hatte auch stärkeres Parfüm aufgelegt als ihr Begleiter. Die Zollfahndung war nicht der Sphärengeheimdienst und es bestand zudem wenig Gefahr, dass einer dieser zivilen Beamten ein Phantomritter war - einer der namenlosen Ritter der Sphäre, die in Bereichen, in denen keine Presseberichte erwünscht waren, als Auge, Ohr und (gelegentlich) Arm des Exarchen dienten. Aber sie hatten ohne Zweifel ein bestimmtes Ziel vor Augen und die Autorität in ihren Stimmen stand der in nichts nach, die im Holster an ihren Hüften hing.
    Sie fragten höflich: »Könnten Sie bitte mitkommen, Major Michaelson?«, und machten gleichzeitig deutlich, dass es sich eigentlich nicht um eine Frage handelte.
    Sie führten ihn einen anderen Gang hinunter zu einem Büro, wo seine Papiere erneut überprüft wurden. Er grummelte, machte ein paar Witze und bürstete den Ärmel seiner Uniform, während er sich drei verschiedene Erklärungen überlegte, je nachdem, worauf diese Überprüfung überhaupt herauslief.
    Offenbar auf nichts. Er erhielt seine Papiere ohne Zögern oder Kommentar zurück.
    Amanda Ringsdotter hackte hektisch auf eine alte Tastatur. Das Klappern der Tasten hallte wie Regen auf einem Metalldach. Einmal schaute sie plötzlich auf, als hätte sie etwas ... Abstoßendes entdeckt? Nein, das war es nicht. Eine Mischung aus Mitleid und Zögern. Etwas, das sie ihm nicht sagen wollte. Und sie tat es auch nicht. Agent Tai führte ein Vid-fongespräch, bei dem er wenig sagte und viel zuhörte. Dann verließen alle drei den Raumhafen.
    »Es tut mir Leid, aber wir müssen Sie festhalten«, informierte ihn Ringsdotter. Sie schaute ihm nicht direkt in die Augen, wich dem Anblick der Narben in seinem Gesicht aus, wie so viele es taten. »Befehl von der planetaren Garnison. Sie verstehen. Wir werden Ihr Gepäck abholen lassen und an Ihr Reiseziel vorausschicken, wenn Sie diese Formulare hier bitte ausfüllen.«
    Sie reichte ihm einen kleinen Compblock und ließ ihn seine Daten eintragen, während sie auf eine schwarze Limousine warteten.
    Im Wagen teilte er sich den Rücksitz mit Ringsdotter, während Tai fuhr. Er überdachte seine Lage. Sie hatten keine Schwachstelle in seiner neuen Identität gefunden, also betrachtete er sich weiter als Ritter Michaelson. Ezekiel Crow ... Daniel Peterson... das waren andere Leben, die er am besten vergaß.
    Gemälde begannen schließlich mit einer leeren Leinwand und einfachen Pinselstrichen.
    Er war nicht verhaftet worden und die Beamten schienen nicht besonders wachsam. Sie hatten Waffen - den Griffen nach zu urteilen, die aus den Holstern ragten, Nasant .38er -, was für Zollfahnder ungewöhnlich war. Aber es kam vor. Eine Sonderabteilung? Falls dem so war, wem unterstanden sie? Ringsdotter hatte die planetare Garnison erwähnt, was Michaelson davon abhielt, gegen die Verzögerung zu protestieren. Stattdessen hatte er nur zustimmend gegrunzt, wie jeder gute Militär. Die Fahrt dauerte für ein beiläufiges Gespräch lange genug. Er erfuhr, dass Beilùs Herbst in diesem Jahr ungewöhnlich warm war. Das war gut für die Ernte, aber es ließ das Leben in der Stadt zur Qual werden. Die Eridani-Rennen fanden noch immer jedes Wochenende statt. Und die Verzögerung bei der Landung war keinem Lagerhallenbrand zu verdanken gewesen, wie man den Passagieren der Brennende Blütenblätter mitgeteilt hatte, sondern der Sabotage eines Wartungsdepots durch procapellanische Terroristen. Amanda Ringsdotter verzog bei deren Erwähnung wütend das Gesicht.
    Ritter Michaelson setzte eine ähnliche Miene auf, dann schaute er stumm aus dem Fenster, während der Wagen auf eine der zahlreichen Zufahrtsstraßen zum Lian-Chang-Militärkomplex einbog. Obwohl die Anlage einige Kilometer außerhalb der ausgedehnten Bebauung lag, die offiziell Chang-an hieß, fiel Michaelson auf, dass die Lianyungang-Garnison einen Teil des Hauptstadtnamens für sich in Anspruch nahm, was ihr größeres Gewicht verlieh. Das war neu.
    Sie glitten mit einem kurzen Vorzeigen der Abzeichen und einem Winken des wachhabenden Infanteristen durch das Tor. Fünf Minuten später verabschiedete er sich von den beiden Zollbeamten und nahm in einem gepolsterten Ledersessel Platz. Er musterte mit offenkundigem Interesse das bestens ausgestattete Büro und den hoch dekorierten Mann hinter dem Teakholzschreibtisch: Legat Viktor Rus-kov, Kommandeur aller Militäreinheiten auf Liao.
    Ruskov klopfte mit kräftigen Fingern auf das dunkle Holz. Er war von mittlerer

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