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Gezeiten des Krieges

Gezeiten des Krieges

Titel: Gezeiten des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loren Coleman
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Größe, mit breiten Schultern und einem ausladenden Kinn, was ihm bei Presseterminen sicher zum Vorteil gereichte. Sein dünnes, aschblondes Haar war kurz geschoren und gab den Blick auf mehrere Narben frei, die sich über die Kopfhaut zogen. »Es gibt keinen einfachen Weg, das zu sagen«, setzte er an, dann aber schien er nicht weiter zu wissen.
    Michaelson machte sich auf alles gefasst, sei es Frage oder Beschuldigung, und nickte ihm zu. »Meistens ist geradeheraus zu reden das Beste.«
    »Na gut, Mister Michaelson. Ritter.« Dass er so früh bereits zum Vornamen überging, sprach Bände darüber, wie unsicher sich Legat Ruskov fühlen musste. Trotzdem war das, was er als Nächstes sagte, ein Schock. »Ihre Eltern. Ich fürchte, sie sind tot.«
    Michaelson blinzelte langsam. Ein finsterer Dolch aus alter Schuld und altem Schmerz durchbohrte ihn.
    Celia und Michael Peterson allerdings waren beide tot. Sie waren bereits vor dreiundzwanzig Jahren gestorben, beim Liao-Massaker. Er erinnerte sich an die schlammigen Fußspuren, die ihn die Treppe ihres bescheidenen Häuschens hinaufführten, das die ca-pellanischen Soldaten bereits erreicht hatten ... an das Gelächter.
    »Wie?« Seine Stimme brach, Michaelson schluckte mühsam. »Wie sind sie gestorben?«
    »Bei einem Feuer, so scheint es. Es geschah erst vor wenigen Monaten. Auf dem Hof ihrer Familie bei Xiapu.« Ruskov lächelte tröstend. »Sie züchten Eridani-Pferde. Herrliche Tiere.«
    Michaelson war viel zu erfahren, um sich nicht sofort auf die veränderte Lage einzustellen. »Ja, das sind sie.« Seine Gedanken über schlugen sich. Auf diesen Aspekt seines neuen Lebens hatte man ihn nicht vorbereitet. Ein grausamer Scherz seines Wohltäters auf Terra - oder war das Zufall?
    »Kann ich Ihnen irgendetwas anbieten, Major?« Ruskovs Finger hing über dem Rufknopf der Sprechanlage. »Einen Brandy? Gegen den ersten Schock?«
    »Nein, danke. Ich trinke nicht.« Er hatte es allerdings in Betracht gezogen. Nur, um die Nerven zu beruhigen? Auf den Verräter Liaos!
    »Dann eine Limonade?«
    »Bitte.«
    Der Legat drückte den Knopf und bestellte bei seinem Sekretär zwei Gläser mit süßer Cola. Michael-sons Kopf zuckte hoch. Er hatte schon Jahre nicht mehr an süße Cola gedacht. Es war eine Liao-Eigenheit, der Limonade Naranji-Fruchtfleisch zuzusetzen. Bei der Erinnerung lief ihm das Wasser im Mund zusammen.
    »Ich habe Sie nicht hierher bringen lassen, um Ihnen diese furchtbare Nachricht zu überbringen, Major. Ich fürchte, ich muss Ihre Zeit noch etwas länger in Anspruch nehmen.« Ruskov strich mit den Händen über die Kante des Schreibtischs, als wolle er eine Falte im dunklen Holz glatt streichen. »Ich würde Ihre Trauer nicht ohne triftigen Grund stören.«
    Das konnte Michaelson benutzen, um nach weiteren Informationen zu angeln. »Das verstehe ich, Sir. Die Lage muss ernst sein, wenn Sie gezwungen sind, Zollbeamte zum Militärdienst einzuziehen.«
    »Wir sind restlos überlastet«, gab Ruskov zu. »Seit dem Kollaps sind Dutzende procapellanische Bewegungen aufgetaucht, doch die meisten unserer Probleme hängen mit dem Liao-Kult und den Terrorzellen des Ijori Dé Guäng zusammen. Der Kult hat seinen Einfluss bis in die höchsten Kreise des Planeten ausgedehnt. Glücklicherweise operiert er hauptsächlich auf politischem Gebiet und das ist Gouverneurin Lu Pohls Problem.«
    »Und das Licht Ijoris ist Ihres?«, fragte Michaelson. »Ich habe gehört, dass es für die Verspätung meines Landungsschiffes verantwortlich war. Ein Brandanschlag?«
    »Verbunden mit dem Diebstahl von Militärausrüstung im Wert von über fünfzigtausend Stones. Das ist bis jetzt noch nicht an die Presse gedrungen, aber es ist nur eine Frage der Zeit. Unsere planetare Verwaltung ist so löchrig wie ein Sieb. Ich frage mich ernsthaft, ob der Liao-Kult und das Ijori De Guäng nicht sehr viel enger zusammenarbeiten, als wir glauben.«
    Gegenüber der gesamten Infrastruktur der Republik auf Liao erschien das immer noch nicht allzu problematisch. Als zum letzten Mal etwas Ähnl iches vorgefallen war, hatte Ezekiel Crow den Konflikt ohne Verlust an Menschenleben beigelegt. Michaelson wollte das gerade (vorsichtig) ansprechen, als ein Klopfen an der Tür die Ank unft der Erfrischungen ankündigte.
    Ein Lieutenant in zackig militärischer Haltung brachte ein Tablett herein und achtete bei dieser Hilfstätigkeit mit der gleichen Sorgfalt auf jede Kleinigkeit, wie er sie vermutlich auf die

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