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Gezeitengrab (German Edition)

Gezeitengrab (German Edition)

Titel: Gezeitengrab (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elly Griffiths
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End.» Er leckt sich über die Lippen, schaut kurz zum Kameramann. «Was ich Ihnen zu erzählen habe, hat sich in den frühen Morgenstunden des 8. September 1940 zugetragen. Meine Kameraden und ich haben einen Blutschwur geleistet, niemals zu verraten, was in dieser Nacht passiert ist. Diese Botschaft darf also erst nach meinem Tod und nach dem Tod meines Kameraden Archibald Whitcliffe öffentlich gemacht werden.»
    «Archibald!», lässt sich eine belustigte Stimme aus dem Off vernehmen. Offenbar steht Archie Whitcliffe hinter der Kamera. Hugh Anselm lässt sich von der Unterbrechung nicht beirren. Er spricht jetzt weniger stockend und beugt sich eifrig vor.
    «Wir werden dieses Dokument an einem Ort verstecken, wo es nicht gefunden werden kann. Wenn die Zeit kommt, werden wir codierte Hinweise auf das Versteck hinterlassen. Die Geschichte, die ich zu erzählen habe, ist nicht sonderlich erbaulich. Vielleicht erscheint sie nachfolgenden Generationen auch gar nicht mehr nachvollziehbar. Ich kann Sie nur bitten, dreierlei im Gedächtnis zu behalten: Es war Krieg, wir hatten Angst, und unser Anführer war ein höchst ungewöhnlicher Mann.»
    Ruth schaut zu Jack Hastings hinüber, der hinter dem Projektor sitzt. Er hat sich vorgebeugt und eine Hand vor den Mund gelegt.
    «Am 7. September 1940», fährt Hugh Anselm nach einem kurzen Blick auf seine Notizen fort, «ging beim Hauptquartier der Home Forces das Codewort ‹Cromwell› ein. Das hieß, dass in den nächsten zwölf Stunden mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Invasion bevorstand. Captain Hastings versetzte unsere Einheit in höchste Alarmbereitschaft. Wir hatten bereits Verteidigungslinien entlang der Küste errichtet, und vor dem Ufer lag ein Feuerschiff vor Anker, das jederzeit gezündet werden konnte. Um dreiundzwanzig Uhr stachen drei von uns, unter dem Kommando von Sergeant Austin, mit dem Patrouillenboot in See. Wir kehrten um Mitternacht zurück. Als wir uns um zwei Uhr morgens zu einer weiteren Erkundungsmission aufmachen wollten, gab unser Späher auf dem Leuchtturm das Lichtsignal, dass der Feind im Anmarsch sei: dreimal kurz, zweimal lang. Captain Hastings und Sergeant Austin gingen zum Strand hinunter.
    Der Rest unserer Einheit wartete oben am Steilpfad. Von dort sahen wir ein Boot näher kommen, ein kleines Boot mit einem Außenbordmotor, der allerdings ausgeschaltet war. Es wurde gerudert. Wir merkten sofort, dass es sich nur langsam fortbewegte, es konnte also nur ein Mann am Ruder sein. Das Boot legte an. Die Insassen stiegen aus, und wir sahen, dass zwei der Männer einen dritten zwischen sich trugen. Insgesamt waren sie zu sechst. Captain Hastings trat bis ans Wasser heran, zog seine Waffe und befahl ihnen, im Namen des Königs stehen zu bleiben. Sie gehorchten sofort und hoben die Hände. Der Anführer antwortete auf Englisch, mit starkem Akzent, und stellte sich als Karl von Kronig vor, Hauptmann der deutschen Wehrmacht. Seine Männer und er seien ein Kommandotrupp auf Erkundungsmission. Sie seien von der Küstenartillerie unter Beschuss genommen worden, und einer seiner Männer sei schwer verletzt. Captain Hastings gab uns ein Zeichen, die Männer gefangen zu nehmen. Zu diesem Zweck hatten wir Stricke bekommen, hätten aber nie vermutet, dass der Feind sich so leicht ergeben würde. Wir fesselten den Männern die Hände und führten sie dann den Pfad hinauf bis in die Laube ganz hinten im Garten von Sea’s End House. Donald hatte den Schlüssel dazu. Private Whitcliffe und ich trugen den Verletzten. Er stöhnte, und wir konnten erkennen, dass er eine Schusswunde hatte.
    In der Laube entstand dann eine Meinungsverschiedenheit. Sergeant Austin, der erst kürzlich seinen Sohn verloren hatte, wollte alle sechs Männer erschießen. Er hatte einen alten Armeerevolver, und ich erinnere mich gut, wie er beim Reden damit fuchtelte. Obwohl ich als Private eigentlich gar nicht dazu berechtigt war, erhob ich Einspruch. Ich erklärte, die Männer seien Kriegsgefangene, und wir hätten die Pflicht, sie in Gewahrsam zu nehmen und den Verletzten zu versorgen. Mein Ton war sicherlich anmaßend, und Captain Hastings wurde ärgerlich. Er sagte mir, ich solle den Mund halten. Dann richtete er seine Waffe auf von Kronig und wollte von ihm wissen, ob noch andere Deutsche in der Gegend seien. Von Kronig, ein hochgewachsener blonder Mann von natürlicher Autorität, verneinte. Sie seien nur ein Erkundungstrupp. Captain Hastings erklärte dem Mann, Deutschland

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