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Gezinkt

Gezinkt

Titel: Gezinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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müsste nur die Fanpost durchgehen, die Sie wegen des Buchs bekommen haben.«
    Ein bitteres Lachen. »Die Briefe, in denen ich beschimpft werde, meinen Sie. Solche habe ich nämlich hauptsächlich bekommen.«
    »Was immer Sie bekommen haben. Wir sind vor allem an handschriftlichen Briefen interessiert, damit wir die Handschrift vergleichen können. Aber wir würden auch alle E-Mails gern sehen, die Sie erhalten haben.«
    Eine Pause. Würde er doch noch zurückschrecken? »Ich werde ein, zwei Tage brauchen«, hörte ihn der Detective endlich sagen. »Ich habe gewissermaßen aufgehört... Sagen wir einfach, in meinem Arbeitszimmer herrschte zuletzt nicht die allergrößte Ordnung.«
    »Kein Problem.« Altman erklärte dem Autor, wie er zum Polizeirevier fand, und bat ihn, Küchenhandschuhe zu tragen und die handgeschriebenen Briefe nur an den Ecken anzufassen, damit er keine Fingerabdrücke verwischte.
    »In Ordnung«, sagte Carter bedrückt.
    Altman fragte sich, ob er wirklich kommen würde. Er setzte dazu an, dem Schriftsteller zu sagen, wie sehr er seine Hilfe zu schätzen wisse, aber nach einem Moment merkte er, dass der Mann bereits aufgelegt hatte und er ins Leere redete.
     
    Andy Carter fuhr tatsächlich nach Greenville.
    Wie sich herausstellte, ähnelte er weder einem finsteren Künstler noch einer schillernden Berühmtheit, sondern sah aus wie jeder andere der weißen Männer mittleren Alters, die diese Region im Nordosten bevölkerten. Dichtes, ergrauendes Haar, ordentlich geschnitten. Leichter Bauchansatz (viel leichter als Altmans eigener, dank der Vorliebe des Polizisten für die Braten seiner Frau). Er trug kein Sakko mit Lederflicken am Ellenbogen oder sonstige Schriftstellerkleidung, sondern eine Windjacke von L. L. Bean, ein Polohemd und eine Cordhose.
    Es war zwei Tage her, seit Altman mit Carter gesprochen hatte. Jetzt stand der Mann nervös im Büro des Polizisten, nahm den Kaffee, den ihm der junge Detective Josh Randall anbot, und nickte den Beamten und Gordon Wallace zu. Er zog seine Windjacke aus und warf sie auf einen freien Stuhl. Als sein Blick auf Altmans Schreibtisch fiel, blinzelte er, da er die Akte mit der Aufschrift Banning, Kimberly – Mordfall # Nummer 13-04 sah. Ein gequälter Ausdruck huschte über sein Gesicht. Quentin Altman war froh, dass er die Fotos von der Leiche des Opfers ganz unten in die Mappe gelegt hatte.
    Sie machten ein, zwei Minuten Small Talk, dann wies Altman mit einem Kopfnicken auf ein großes, weißes Kuvert in der Hand des Autors. »Sie haben Briefe gefunden, von denen Sie glauben, sie könnten hilfreich sein?«
    »Hilfreich?«, fragte Carter und rieb sich die roten Augen. »Ich weiß nicht. Das müssen Sie entscheiden.« Er händigte dem Detective das Kuvert aus.
    Altman öffnete das Kuvert, streifte Latexhandschuhe über und zog den Inhalt heraus. Es mussten an die zweihundert Blätter sein.
    Der Detective führte die Männer in den Konferenzraum und breitete die Briefe auf dem Tisch aus. Randall gesellte sich zu ihnen.
    Manche Briefe waren getippt oder am Computer geschrieben und ausgedruckt – aber sie waren unterschrieben und boten so eine kleine Handschriftenprobe des Absenders. Manche waren kursiv geschrieben, andere in Blockschrift. Sie standen auf vielen verschiedenen Sorten und Größen Papier, waren in vielerlei Tinten- und Kugelschreiberfarben verfasst. Auch mit Malkreiden.
    Eine Stunde lang brüteten die Männer, alle mit Gummihandschuhen angetan, über den Briefen. Altman konnte die Bestürzung des Autors verstehen. Viele Briefe waren wirklich bösartig. Zuletzt unterteilte er sie in mehrere Stapel. Zuerst die E-Mails, von denen keine von einem potentiellen Mörder zu stammen schien. Zweitens die handgeschriebenen Briefe, die so wirkten, als seien sie die üblichen harmlosen Lesermeinungen. In keinen von diesen wurde nach Einzelheiten darüber gefragt, wie er für den Roman recherchiert habe, und sie wirkten auch sonst nicht belastend, wenngleich manche wütend und andere verstörend persönlich waren. (»Besuchen Sie uns doch mal in Sioux City, wenn Sie in der Stadt sind, dann verwönen meine Frau und ich Sie hinter dem Wohnwagen mit unserer Spezial-Ganzkörpermasasche.«)
    »Igitt«, sagte der junge Randall.
    Der letzte Stapel schließlich umfasste, wie Altman erklärte, »Briefe, die vernünftig, ruhig und vorsichtig waren... genau wie der Würger. Er ist ein sehr kontrollierter Täter, verstehen Sie. Er würde nie etwas verraten, indem er

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