Gezinkt
Beamten jedoch nichts unternehmen.
Die Techniker hatten auch überprüft, ob es Abdrücke gab – um festzustellen, ob der Täter zum Beispiel auf einer Seite etwas auf einen Notizzettel geschrieben hatte -, aber sie waren nicht fündig geworden.
Eine Ninhydrin-Analyse hatte insgesamt fast zweihundert latente Fingerabdrücke auf den drei Seiten mit Kennzeichnungen erbracht und weitere achtzig auf dem Schutzumschlag. Leider waren viele davon alt und unvollständig. Man hatte einige ausfindig gemacht, die ausgeprägt genug waren, um sie identifizieren zu können, und sie durch das zentrale Fingerabdruckarchiv des FBI in West Virginia laufen lassen, aber die Ergebnisse waren jeweils negativ gewesen.
Altman dankte dem Techniker frustriert und legte auf.
»Worum ging es gerade?«, fragte Wallace und blickte neugierig auf das Blatt, das vor Altman lag und sowohl Notizen zu dem eben geführten Gespräch enthielt wie auch eine Reihe zwanghafter Kritzeleien.
Der Detective klärte den Reporter über die forensischen Ergebnisse auf.
»Keine Spuren also«, fasste Wallace zusammen und machte eine Notiz, während der Polizist sich gereizt fragte, ob der Reporter es tatsächlich für nötig hielt, diese Beobachtung aufzuschreiben.
Als er den Zeitungsmann ansah, kam Altman eine Idee, und er stand abrupt auf. »Fahren wir.«
»Wohin?«
»Zu Ihrem Tatort.«
»Zu meinem?«, fragte Wallace und eilte dem Detective hinterher, der bereits aus der Tür war.
Die Bücherei nicht weit von Wallace’ Wohnung, in der er sich den Roman Zwei Tode in einer Kleinstadt angesehen hatte, war die Filiale von Greenvilles Stadtteil Three Pines, so benannt, weil der Legende zufolge drei Kiefern in einem Park dort wundersamerweise den Brand von 1829 überlebt hatten, der die Stadt ansonsten restlos vernichtet hatte. Es war eine hübsche Gegend, hauptsächlich von Geschäftsleuten, Geistesarbeitern und Lehrern bewohnt; das College lag nicht weit entfernt (ebenjenes, an dem das erste Opfer studiert hatte).
Altman folgte Wallace ins Gebäude, der Reporter suchte die Filialleiterin und stellte sie dem Detective vor. Mrs. McGiver war eine schlanke Frau, die in modisches Grau gekleidet war; sie sah eher wie die leitende Angestellte eines Hightech-Unternehmens aus als wie eine Bibliothekarin.
Der Detective erklärte ihr den Verdacht, das Buch könnte von einem Nachahmungstäter als Vorlage für die Morde benutzt worden sein. Im Gesicht der Frau spiegelte sich Entsetzen, als ihr klar wurde, dass der Würger in ihrer Bücherei gewesen war. Vielleicht war es sogar jemand, den sie kannte.
»Ich hätte gern eine Liste aller Leute, die das Buch ausgeliehen haben.« Altman hatte auch die Möglichkeit bedacht, dass der Mörder es nicht ausgeliehen, sondern nur hier im Lesesaal durchgesehen hatte. Aber dann hätte er die Passagen in der Öffentlichkeit kennzeichnen müssen und wäre Gefahr gelaufen, dass Büchereiangestellte oder Besucher auf ihn aufmerksam wurden. Er war zu dem Schluss gekommen, der Würger konnte seine Hausaufgaben nur zu Hause gefahrlos gemacht haben.
»Ich will sehen, was ich finde.«
Altman hatte gedacht, es würde Tage dauern, diese Information zu beschaffen, aber Mrs. McGiver war nach zehn Minuten zurück. Der Detective spürte ein aufgeregtes Kribbeln im Magen, als er die Blätter in ihrer Hand sah, es war der Nervenkitzel der Jagd und die Vorfreude auf eine fruchtbare Spur.
Doch als er die Seiten durchblätterte, zog er die Stirn kraus. Sämtliche der rund dreißig Personen, die Zwei Tode in einer Kleinstadt ausgeliehen hatten, hatten es im letzten halben Jahr getan. Was sie jedoch brauchten, waren die Namen der Leute, die es vor den Morden vor acht Monaten ausgeliehen hatten. Er erklärte es der Bibliothekarin.
»Ach so, aber wir haben keine Aufzeichnungen, die so weit zurückreichen. Normalerweise hätten wir sie natürlich, aber vor etwa sechs Monaten wurde unser Computer mutwillig zerstört.«
»Mutwillig zerstört?«
Sie nickte und runzelte die Stirn. »Jemand hat Batteriesäure oder etwas Ähnliches in die Festplatten geschüttet. Damit waren sie ruiniert und alle unsere Aufzeichnungen vernichtet. Die Sicherungskopien ebenfalls. Ein Kollege von Ihnen hat den Fall bearbeitet, ich weiß nicht mehr, wer.«
»Von der Sache habe ich nichts mitbekommen«, sagte Wallace.
»Man hat nie herausgefunden, wer es war. Es war sehr ärgerlich, aber letzten Endes doch nur eine Unannehmlichkeit. Stellen Sie sich vor, er hätte die
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