Gezinkt
doch mit dem Autor gesprochen. Er erinnerte sich an keinen entsprechenden Vermerk in der Akte. Er musste ihn übersehen haben. Er wiederholte, was er der Frau des Autors bereits gesagt hatte, und der Mann entgegnete sofort: »Ich kann Ihnen nicht helfen. Und offen gestanden, will ich es nicht … Das war die schlimmste Zeit meines Lebens.«
»Das verstehe ich, Sir. Aber dieser Mörder läuft noch frei herum und...«
»Aber ich weiß doch gar nichts. Ich meine, was könnte ich Ihnen erzählen, das...«
»Wir besitzen möglicherweise eine Probe von der Handschrift des Mörders – wir haben in einer Ausgabe Ihres Buches Notizen gefunden, die von ihm stammen könnten. Und wir würden sie gern mit Fanbriefen vergleichen, die Sie eventuell bekommen haben.«
Es gab eine lange Pause. »Dann hat er mein Buch also tatsächlich als Vorlage benutzt«, flüsterte der Autor schließlich.
»Es sieht so aus, Mr. Carter«, antwortete Altman mit freundlicher Stimme. »Die angestrichenen Passagen betreffen die Vorgehensweise bei den beiden Morden. Und ich fürchte, sie sind identisch.«
Altman hörte lange Zeit nichts. »Alles in Ordnung, Sir?«, fragte er schließlich.
Der Autor räusperte sich. »Es tut mir leid. Ich kann Ihnen nicht helfen. Ich... es wäre einfach zu viel für mich.«
Quentin Altman erklärte jungen Beamten, die für ihn arbeiteten, häufig, Hartnäckigkeit sei die wichtigste Eigenschaft eines Detectives. Er sagte nun in ruhigem Ton: »Sie sind der Einzige, der uns helfen kann, dieses Buch zum Mörder zurückzuverfolgen. Er hat den Computer der Bibliothek zerstört, deshalb haben wir die Namen der Leute nicht, die es ausgeliehen haben. Es gibt auch keine Fingerabdrücke, die uns weiterhelfen... Ich will diesen Mann unbedingt fassen, Mr. Carter. Und ich vermute, Sie wollen es ebenfalls. Oder etwa nicht?«
Keine Antwort. Schließlich meldete sich die kraftlose Stimme wieder. »Wissen Sie, dass mir wildfremde Leute Zeitungsausschnitte über die Morde geschickt haben? Hunderte. Sie gaben mir die Schuld. Sie nannten mein Buch eine ›Blaupause für Mord‹. Ich musste anschließend einen Monat ins Krankenhaus, weil ich so deprimiert war... Ich soll diese Morde herbeigeführt haben! Verstehen Sie das nicht?«
Altman blickte zu Wallace und schüttelte den Kopf.
Der Reporter bedeutete ihm, er solle ihm den Hörer geben. Wieso nicht?, dachte Altman.
»Mr. Carter, hier ist jemand, mit dem ich Sie gerne sprechen lassen würde. Ich gebe Sie jetzt weiter.«
»Wer?«
Der Polizist reichte Wallace den Hörer, lehnte sich zurück und lauschte der einseitigen Unterhaltung.
»Guten Tag, Mr. Carter.« Das hagere Gesicht des Reporters hing tief über dem Apparat, und er hielt den Hörer mit erstaunlich langen, kräftigen Fingern. »Sie kennen mich nicht. Mein Name ist Wallace Gordon. Ich bin ein Fan Ihres Buches – es hat mir sehr gut gefallen. Ich bin Reporter bei der Tribune hier in Greenville... Ich weiß. Ich verstehe, wie Sie sich fühlen. Meine Kollegen überschreiten so manche Grenze. Aber so arbeite ich nicht. Und ich weiß, dass es Ihnen widerstrebt, sich in die Geschichte hineinziehen zu lassen. Sie haben sicherlich eine schwere Zeit durchgemacht, aber lassen Sie mich nur eines sagen: Ich bin kein so talentierter Romanautor wie Sie – ich bin nur ein mittelmäßiger Journalist -, aber ich habe das Schreiben zu meinem Beruf gemacht, und wenn es eine wichtige Überzeugung in meinem Leben gibt, dann die, dass wir die Freiheit haben, zu schreiben, was uns bewegt. Nun... Nein, lassen Sie mich bitte zu Ende reden, Mr. Carter. Ich höre, Sie haben nach den Morden aufgehört zu schreiben... Nun, dann waren Sie und Ihr Talent ebenso das Opfer dieser Verbrechen, wie es diese Frauen waren. Sie haben Ihr gottgegebenes Recht ausgeübt, sich auszudrücken, und es kam zu einem schrecklichen Vorfall. So würde ich diesen Verrückten betrachten: eine Tat Gottes. Sie können diesen Frauen nicht mehr helfen. Aber Sie können sich und Ihrer Familie helfen, weiterzumachen... Und es gibt noch etwas zu bedenken: Sie haben es in der Hand, dafür zu sorgen, dass dieser Kerl niemandem mehr Schaden zufügt.«
Altman zog beeindruckt ob der Überredungskünste des Reporters eine Augenbraue hoch. Wallace lauschte eine Weile ins Telefon, nickte dann und sah Altman an. »Er will noch einmal mit Ihnen sprechen.«
Der Detective nahm den Hörer. »Ja?«
»Was genau sollte ich denn tun?«, kam die zögerliche Stimme durch die Leitung.
»Ich
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