Gezinkt
geeigneten Titel nach und tippte: Der Nachahmungstäter.
Dann lehnte sich Andy Carter in seinem bequemen Sessel zurück und las sein Werk sorgfältig von Anfang bis Ende durch.
Die Geschichte begann damit, dass ein Reporter in einem Kriminalroman einige gekennzeichnete Passagen entdeckt, die verblüffende Ähnlichkeit mit zwei tatsächlich geschehenen Morden aufweisen. Der Reporter bringt das Buch zu einem Detective, der folgert, dass der Mann, der die Absätze angestrichen hat, der Mörder sein muss, ein Nachahmungstäter, durch das Buch zum Töten angeregt.
Bei der Wiederaufnahme des Falles sichert sich der Detective die Hilfe des Romanautors, der sich widerwillig dazu bereit erklärt und der Polizei einige Leserbriefe bringt, von denen einer zum mutmaßlichen Täter führt.
Doch als die Polizei der Spur des Verdächtigen bis zu dessen Sommerhaus folgt, stellt sie fest, dass er ebenfalls ermordet wurde. Er war gar nicht der Killer, sondern hatte die Passagen in dem Buch vermutlich deshalb angestrichen, weil ihn, genau wie den Reporter, die Ähnlichkeit zwischen Roman und wirklichen Verbrechen verblüffte.
Ein großer Schock wartet auf den Detective: Er findet bei der Leiche des Lesers Hinweise, dass ein Sergeant der örtlichen Polizei der wahre Mörder war. Der Autor, der zu diesem Zeitpunkt zufällig mit genau diesem Polizisten zusammen ist, wird beinahe von ihm getötet, schafft es aber, ihm die Waffe zu entreißen und den Mann in Notwehr zu erschießen.
Fall abgeschlossen.
Wenigstens scheint es so …
Doch Andy Carters Geschichte endete nicht an dieser Stelle. Er fügte noch eine Wendung hinzu. Die Leser erfahren ganz zum Schluss, dass der Sergeant unschuldig war. Er war vom echten Würger hereingelegt worden.
Der niemand anderes als der Autor selbst ist.
Da er nach Veröffentlichung seines ersten Romans von einer Schreibblockade heimgesucht wurde und es ihm nicht möglich war, einen zweiten folgen zu lassen, war der Autor in den Wahn abgeglitten. Verzweifelt und geistig krank, kam er zu der Überzeugung, er könnte seine Schreibtätigkeit wieder in Gang setzen, indem er Szenen aus seinem Roman nachspielte, und so verfolgte und tötete er zwei Frauen auf exakt die gleiche Weise, wie es sein fiktiver Bösewicht getan hatte.
Die Morde beleben seine Fähigkeit zum Schreiben jedoch nicht wieder, und er versinkt noch tiefer in Depressionen. Und dann wendet sich zu allem Überfluss auch noch dieser Fan an ihn, der wegen der Ähnlichkeiten zwischen gewissen Passagen im Roman und den echten Verbrechen misstrauisch geworden ist. Der Autor hat keine Wahl: Er trifft sich mit dem Fan in dessen Häuschen am See und erschlägt ihn. Dann versteckt er die Leiche in der Garage und vertuscht das Verschwinden des Mannes, indem er sich als dieser ausgibt und seinem Chef und Vermieter mitteilt, dass er überraschend die Stadt verlasse.
Der Autor wähnt sich in Sicherheit. Doch seine Zufriedenheit währt nicht lange. Auftritt der Reporter, der die unterstrichenen Passagen gefunden hat, und die Ermittlungen beginnen erneut. Die Polizei ruft an und bittet ihn um Leserbriefe. Der Autor weiß, er ist nur dann sicher, wenn er der Polizei einen Sündenbock präsentieren kann. Er stimmt also einem Treffen mit der Polizei zu – tatsächlich trifft er jedoch einen Tag vor der vereinbarten Zusammenkunft mit dem Detective in der Stadt ein. Er bricht in das Haus des Sergeants ein, deponiert belastende Kleidungsstücke, die aus den Häusern der ermordeten Frauen stammen, und stiehlt einen Hammer und eine Visitenkarte des Sergeants. Dann fährt er hinaus zu dem Haus am See, wo die versteckte Leiche liegt, zertrümmert mit dem Hammer den Schädel des verwesten Körpers und versteckt den Hammer zusammen mit einigen Haaren des Toten in einem Ölfass. Die Visitenkarte steckt er in die Brieftasche. Am nächsten Tag taucht er mit dem Leserbrief, der zu dem Häuschen am See – und letzten Endes zu dem Sergeant – führt, auf dem Polizeirevier auf.
Der Autor, der den ahnungslosen Sergeant bittet, mit ihm essen zu fahren, greift sich dessen Pistole, zwingt ihn, anzuhalten und auszusteigen. Dann erschießt er ihn, legt die Pistole neben die Hand des toten Polizisten und feuert in den Wald, damit Schmauchspuren an die Finger des Mannes gelangen (Krimiautoren wissen genauso viel über Forensik wie die meisten Polizisten). Der Autor holt die Flinte aus dem Kofferraum, lässt sie bei dem Sergeant und steigt dann wieder in den Streifenwagen, wo
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