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Gezinkt

Gezinkt

Titel: Gezinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Keller und ging hektisch jeden Moment des Spiels noch einmal durch. Natürlich spielte einem das Schicksal manchmal einen Streich, egal wie gut man alle Chancen berechnete. Trotzdem, er hatte doch alles so perfekt geplant.
    »Zeit, Schluss zu machen«, sagte Piemonte, gab Stanton seine restlichen Chips, damit dieser sie zurückwechselte, und fügte humorvoll hinzu: »Nachdem ich gerade den größten Teil meines Geldes einem Teenager vermacht habe.« Er sah Rothstein an. »Von nun an halten wir uns an diese Regel über Kids, okay?«
    Keller lehnte sich zurück und beobachtete, wie Tony anfing, die Chips auf den Haufen zu stapeln. Aber die Wahrscheinlichkeit, dachte er ständig... Er hatte sie so sorgfältig berechnet. Mindestens hundert zu eins. Poker ist Mathematik und Instinkt – wie konnte ihn beides so völlig im Stich lassen?
    Tony schob Stanton die Chips zu, damit er ihn ausbezahlte.
    Das Pfeifen eines Zugs drang wieder in den Raum. Keller seufzte und dachte, dass es diesmal einen Verlust signalisierte – genau das Gegenteil dessen, was das drängende Heulen bei dem Spiel mit den Franzosen bedeutet hatte.
    Der klagende Ton wurde lauter. Nur... als sich Keller darauf konzentrierte, erkannte er, dass es diesmal anders klang. Er sah zu dem Alten und den beiden Spielern aus Chicago. Sie runzelten die Stirn, sahen einander an.
    Wieso? Stimmte etwas nicht?
    Tony erstarrte, die Hand auf den Stapeln mit den Chips.
    Verdammt, dachte Keller. Das war kein Zug, das war eine Sirene.
    Keller stieß sich vom Tisch ab, und im selben Moment wurden die Tür zur Bar und der Hinterausgang gleichzeitig aufgetreten, sodass Holzsplitter durch den Raum flogen. Zwei uniformierte Polizisten drängten mit gezogener Waffe herein. »Auf den Boden, sofort! Sofort!«
    »Nein«, murmelte Tony, stand auf und drehte sich zu dem Polizisten um, der ihm am nächsten war.
    »Junge«, murmelte Keller streng und hob die Hände. »Keine Dummheiten. Tu, was sie sagen.«
    Der Junge zögerte, sah auf die schwarzen Pistolen und legte sich auf den Boden.
    Stanton ging langsam in die Knie.
    »Ein bisschen dalli, Alter«, murmelte einer der Polizisten.
    »Ich tu ja, was ich kann.«
    Nachdem die Spieler schließlich alle auf dem Bauch lagen, legten ihnen die Polizisten Handschellen an und brachten sie anschließend in eine sitzende Position.
    »Na, wen haben wir denn heute erwischt?«, fragte eine Stimme von der Gasse her, und ein Mann Ende fünfzig mit schütterem Haar und in einem grauen Anzug betrat den Raum.
    Detective Fanelli, stellte Keller fest. Verdammt, nicht ausgerechnet der! Der Mann säuberte seit Jahren mit jesusmäßiger Begeisterung das sündige Ellridge von seinen Lastern. Er schüchterte viele der kleinen Spieler derart ein, dass sie erst gar keine Spiele organisierten, und schaffte es, ein, zwei von den großen pro Jahr zu sprengen. Wie es aussah, war Keller diesmal dran.
    Stanton seufzte resigniert, sein Gesichtsausdruck entsprach dem der Profispieler aus Chicago. Dem Jungen dagegen stand das blanke Entsetzen ins Gesicht geschrieben. Keller wusste, es war nicht wegen der Verhaftung; es war, weil der Staat Spielgewinne konfiszierte.
    Fanelli prüfte mit zusammengekniffenen Augen die Führerscheine von Rothstein und Piemonte. »Die weite Fahrt von Chicago gemacht, nur um sich verhaften zu lassen. Das tut echt weh, was, Jungs?«
    »Ich habe nur zugesehen«, protestierte Rothstein. Er wies mit einem Kopfnicken auf seinen Platz am Tisch. »Kein Geld, keine Chips.«
    »Das bedeutet nur, dass Sie ein Loser sind.« Der Detective sah nun Piemonte an.
    »Ich möchte einen Anwalt sprechen«, sagte der Mann kleinlaut.
    »Und bestimmt möchte ein Anwalt Sie sprechen, angesichts des saftigen Honorars, das er für den Versuch kassieren wird, Ihren Arsch zu retten. Was ihm, nebenbei bemerkt, nicht gelingen wird... Ah, Keller.« Er schüttelte den Kopf. »Das ist ja wirklich zu reizend. Hinter Ihnen bin ich schon lange her. Sie sollten wirklich nach Vegas ziehen. Ich weiß nicht, ob Sie die Nachrichten groß verfolgen, aber meines Wissens soll Glücksspiel dort legal sein... Und wer ist das hier?« Er sah Stanton an, ließ sich von einem uniformierten Beamten die Brieftasche des Alten geben und betrachtete den Führerschein. »Was zum Teufel tun Sie in Ellridge, wenn Sie in Tampa mit den Damen Mah-Jongg spielen könnten?«
    »Ich kann mir die Einsätze da unten nicht leisten.«
    »Der alte Knabe ist ein ganz Schlauer«, murmelte der dürre Detective an die

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