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Gezinkt

Gezinkt

Titel: Gezinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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anderen Beamten gerichtet. Dann musterte er Tony von Kopf bis Fuß. »Und wer bist du?«
    »Ich muss Ihnen nichts sagen.«
    »Doch, das musst du. Wir sind hier nicht bei der Armee. Dieser Quatsch mit Name, Rang und Seriennummer, das reicht bei mir nicht. Wie alt bist du?«
    »Achtzehn. Und ich möchte ebenfalls einen Anwalt.«
    »Ich möchte ebenfalls einen Anwalt«, äffte ihn Fanelli nach. »Du kriegst aber erst einen, wenn dir etwas zur Last gelegt wird. Und noch lege ich dir nichts zur Last.«
    »Wer hat mich hingehängt?«, fragte Keller.
    »Wäre unhöflich, seinen Namen zu verraten«, erwiderte Fanelli. »Sagen wir einfach, Sie haben letztes Jahr dem Falschen die Taschen geleert. Er war nicht allzu glücklich darüber und hat mich angerufen.«
    Keller verzog das Gesicht. Letztes Jahr dem Falschen die Taschen geleert... Tja, damit kamen so an die hundert Leute in Frage.
    Fanelli blickte auf die Stapel von Chips hinunter, die dort lagen, wo Tonys Platz gewesen war. »Hübsche Farben, rot, blau, grün. Was sind sie wert?«
    »Die weißen sind zehn Streichhölzer wert«, sagte Rothstein, »die blauen...«
    »Halt’s Maul.« Fanelli schaute sich im Raum um. »Wo ist die Bank?«
    Niemand sagte etwas.
    »Tja, wisst ihr, wir werden sie auf jeden Fall finden. Nur, ich werde nicht hier drin zu suchen anfangen, sondern draußen in Sal’s Bar, und ich werde sie vollkommen auseinandernehmen. Dann machen wir das Gleiche mit seinem Büro. Wir zerlegen jedes Möbelstück, leeren sämtliche Schubladen auf den Boden... Jetzt kommt schon, Leute, das hat Sal nicht verdient, oder?«
    Keller seufzte und nickte Stanton zu, der seinerseits mit einem Kopfnicken auf das Schränkchen über der Kaffeemaschine wies. Ein Beamter holte zwei Zigarrenkisten heraus.
    »Heilige Mutter Gottes«, sagte Fanelli und blätterte das Geld durch. »Das muss ja fast eine halbe Million sein.«
    Er warf einen Blick auf den Tisch. »Das sind deine Chips, was?«, sagte er zu Tony. Der Junge antwortete nicht, aber das schien Fanelli gar nicht zu erwarten. Er lachte und sah die anderen Spieler an. »Und ihr nennt euch Männer – lasst euch von einem halben Kind beim Pokern den Arsch versohlen.«
    »Ich bin kein Kind.«
    »Ja, ja, ja.« Der Detective wandte sich wieder den Zigarrenkisten zu. Dann trat er zu den beiden uniformierten Beamten. Sie hielten eine kurze Besprechung im Flüsterton ab, schließlich nickten die beiden und verließen den Raum.
    »Meine Jungs müssen ein paar Dinge überprüfen«, sagte Fanelli. »Ein paar Zeugenaussagen erhärten oder so etwas. Das ist ein tolles Wort, ›erhärten‹, oder?« Er lachte. »Ich liebe es, das zu sagen.« Er lief im Raum auf und ab, hielt an der Kaffeekanne und goss sich eine Tasse ein. »Warum zum Teufel wird bei Spielen um hohen Einsatz nie Alkohol getrunken? Habt ihr Angst, eine Dame mit einem Buben zu verwechseln?«
    »Genau das«, sagte Keller.
    Der Beamte schlürfte seinen Kaffee und sagte leise: »Hört zu, ihr Arschlöcher. Vor allem du, Kleiner.« Er zeigte auf Tony und begann wieder auf und ab zu laufen. »Die Geschichte hier fällt in eine... na ja, sagen wir, schwierige Zeit für mich. Wir sind mit ernsthaften Verbrechen befasst, die sich zufällig gerade in anderen Teilen der Stadt ereignen.«
    Ernsthafte Verbrechen , dachte Keller. So reden Polizisten nicht. Worauf um alles in der Welt will er hinaus?
    Ein Lächeln. »Folgender Vorschlag. Ich will keine Zeit damit vergeuden, euch auf der Stelle festzunehmen. Es würde mich von meinen anderen Fällen abhalten, versteht ihr? Nun, das Geld habt ihr so oder so verloren. Wenn ich euch einbuchte, wird das Geld als Beweismittel beschlagnahmt, und wenn ihr verurteilt werdet – und das werdet ihr -, geht jeder Cent an den Staat. Falls es jedoch... ich sage nur falls , es gar kein Beweismittel gäbe, tja, dann müsste ich euch mit einer Verwarnung davonkommen lassen. Aber das wäre in Ordnung für mich, weil ich mich den anderen Fällen widmen könnte. Den wichtigen.«
    »Die im Augenblick gerade erhärtet werden?«, fragte Tony.
    »Halt’s Maul, du Null«, murmelte der Detective und sprach damit exakt aus, was Keller dachte.
    »Also, was meint ihr?«
    Die Männer sahen einander an.
    »Es liegt an euch«, sagte der Polizist. »Wie entscheidet ihr euch?«
    Keller überflog die Mienen der anderen Spieler. Er sah Tony an, der das Gesicht verzog, und nickte. »Wir kommen Ihnen gern entgegen, Fanelli«, sagte er zu dem Detective. »Wir wollen unseren

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