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Gezinkt

Gezinkt

Titel: Gezinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Mädchen.«
    Sloan hob die Hand, um ihn zum Schweigen zu bringen. »Ich will Ihnen einen Grundsatz meines Gewerbes verraten, Tony. Sobald ein Geschäft abgeschlossen ist, denkt ein guter Verkäufer nicht darüber nach, was der Käufer mit dem Produkt anfangen wird.«
    Der Mann nickte und machte sich mit der Tasche über der Schulter auf den Weg zur Bushaltestelle.
    Sloan stieg in seinen Firmenwagen und ließ den Motor an. Er öffnete einen Aktenkoffer und schaute sich den Verkaufsplan für den folgenden Tag an. Ein paar ganz gute Aussichten darunter, überlegte er zufrieden. Er drehte die Klimaanlage voll auf, fuhr aus dem Parkplatz und steuerte in Richtung Osten, um sich ein Hotel für die Nacht zu suchen.
    Glauben Sie an Gott, Sloan?
    Nein. Ich glaube ans Verkaufen. Das ist so ziemlich alles.
    Dann ist das Ihre Seele.
    O ja, das ist sie, dachte Sloan.
    Auf siebenunddreißig Grad erwärmt.

Immer einen Besuch wert
    Wenn man ein geborener Gauner ist, ein raffinierter Bursche, ein Spieler, dann hat man diesen sechsten Sinn für günstige Gelegenheiten, man erschnuppert sie förmlich, und genau das tat Ricky Kelleher jetzt, als er die beiden Typen im vorderen Teil der verrauchten Bar beobachtete, nicht weit von einem schmutzigen Fenster, das seit fünf Jahren ein Loch von einer Kugel hatte.
    Was sich dort auch abspielen mochte, wirklich glücklich sah keiner von den beiden aus.
    Ricky beobachtete weiter. Er hatte einen der Männer schon ein paar Mal hier im Hanny’s gesehen. Er trug Anzug und Krawatte, was ihn in dieser Spelunke wirklich auffallen ließ wie einen Kuhfladen auf der Autobahn. In dem anderen, Lederjacke und enge Jeans, ausrasierte Provinzlerfrisur, erkannte Ricky eine Art Möchtegern-Mafioso, so à la Sopranos – ja, er war der Typ Wichser, der seine Frau für einen Breitwandfernseher versetzt. Er war mächtig sauer, schüttelte den Kopf zu allem, was der Anzugheini sagte. An irgendeinem Punkt schlug er mit der Faust so heftig auf die Theke, dass die Gläser hüpften. Niemand nahm jedoch Notiz davon. So etwas bemerkte man in einem Laden wie Hanny’s nicht.
    Ricky saß im rückwärtigen Teil, am kurzen L der Bar, seinem üblichen Thron. Der Barkeeper, ein verstaubter Alter, vielleicht schwarz, vielleicht weiß, man konnte es nicht sagen, schielte immer wieder voll Unbehagen auf die streitenden Männer. »Alles cool«, versicherte ihm Ricky. »Ich hab sie im Blick.«
    Der Anzugheini hatte eine Aktentasche offen vor sich, in der ein Stapel Papiere lag. Die meisten Geschäfte in dieser beißend riechenden, dunklen Bar in Hell’s Kitchen, westlich von Midtown, drehten sich um Tütchen mit klein gehäckselten Pflanzen oder Kisten voll Johnnie Walker, die vom Lkw gefallen waren, und wurden auf der Herrentoilette oder in der Gasse hinter der Kneipe abgewickelt. Das hier war etwas anderes. Der dürre, eins sechzig große Ricky konnte nicht genau sagen, worum es ging, aber dieser magische Sinn, das Auge des Spielers, riet ihm, aufzupassen.
    »Zum Teufel damit«, sagte der Möchtegern zum Anzugheini.
    »Tut mir leid.« Ein Achselzucken.
    »Ja, das sagten Sie schon.« Der Möchtegern rutschte vom Barhocker. »Aber Sie hören sich nicht an, als würde es Ihnen so wahnsinnig leidtun. Und wissen Sie, warum? Weil ich derjenige bin, dessen Geld futsch ist.«
    »Quatsch. Mir geht dafür das ganze Geschäft flöten.«
    Ricky hatte jedoch die Erfahrung gemacht, dass es nicht weniger wehtat, sein Geld zu verlieren, wenn andere ihres ebenfalls verloren. So war das Leben.
    Der Möchtegern wurde immer aufgebrachter. »Passen Sie gut auf, mein Freund. Ich werde ein paar Telefongespräche führen. Ich kenne Leute da unten. Mit denen legen Sie sich besser nicht an.«
    Der Anzugtyp tippte auf eine Art Zeitungsartikel in seiner Aktentasche. »Und was wollen diese Leute unternehmen?« Er senkte die Stimme und flüsterte etwas, worauf Möchtegern angewidert das Gesicht verzog. »Jetzt gehen Sie einfach heim, halten sich bedeckt und die Augen offen. Und beten Sie, dass die nicht in der Lage sind...« Wieder die gesenkte Stimme. Ricky konnte nicht hören, was »sie« möglicherweise tun würden.
    Möchtegern schlug noch einmal mit der Faust auf den Tresen. »Damit kommst du nicht durch, Arschloch. Jetzt...«
    »Hey, meine Herren«, sagte Ricky. »Ein bisschen leiser, ja?«
    »Wer zum Teufel bist du denn, Kleiner«, brauste Möchtegern auf. Der Anzugheini legte ihm die Hand auf den Arm, um ihn zu beruhigen, aber er zog den Arm weg und

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