Gezinkt
ist nicht so, als würde ich jemandem den Schädel einschlagen oder Kindern Crack verkaufen, kapiert? Selbst wenn Sie also zu den Bullen gehen, werden sie mich bestenfalls wegen irgendeinem Quatsch wie falsche Geschäftsangaben oder so drankriegen. Die lachen Sie aus, wenn Sie damit aufs Revier kommen.«
»Nein, Mann, im Ernst...«
Gardino hielt einen Finger in die Höhe. »Und zweitens, ich habe Partner in Florida, die finden Sie, falls Sie mich hinhängen, und lassen Sie tagelang bluten.« Er grinste. »Gehen wir d’accord?«
Was immer das heißen sollte. Ricky sagte jedoch: »Keine Angst, Mister. Ich will nichts weiter, als ein bisschen Geld machen.«
»Okay. Also, es läuft folgendermaßen: Scheiß auf Anzahlungen. Der Käufer bezahlt alles im Voraus. Hundert-, hundertfünfzigtausend.«
»Ach, komm.« »Ich erzähle dem Käufer, meine Verbindungsleute wüssten, wo es diese konfiszierten Boote gibt. Die gibt es tatsächlich. Sie werden von der DEA wegen Drogen abgeschleppt oder von der Küstenwache oder der Polizei, wenn sie den Bootsführer betrunken auf dem Wasser erwischt haben. Die Boote werden dann versteigert. Die Sache ist aber die, dass es in Florida derart viele Boote gibt, dass es eine Weile dauert, sie alle zu protokollieren. Ich erzähle meinen Käufern, meine Partner würden um drei Uhr morgens in den Liegeplatz für die abgeschleppten Boote einbrechen und eins herausschleppen, ehe es erfasst ist. Wir verfrachten es nach Delaware oder Jersey, klatschen eine neue Nummer drauf, und zack, hat man für hunderttausend ein Boot, das eine halbe Million wert ist.
Wenn ich das Geld dann habe, überbringe ich die schlechte Nachricht. Wie bei unserem Freund aus Jersey eben.« Er öffnete den Aktenkoffer und zog einen Zeitungsartikel heraus. Die Schlagzeile lautete:
Drei Verhaftungen wegen Diebstählen aus Liegeplatz der Küstenwache
Der Artikel handelte von einer Serie von Diebstählen konfiszierter Boote aus einem Liegeplatz der Regierung. Weiterhin war davon die Rede, dass die Sicherheitsvorkehrungen verschärft worden seien und FBI sowie die Polizei von Florida nach möglichen Käufern eines halben Dutzends vermisster Boote suchten. Sie hätten die Haupttäter verhaftet und nahezu eine halbe Million Dollar in bar von Käufern an der Ostküste sichergestellt.
Ricky ließ den Blick über den Artikel wandern. »Haben Sie den selbst gedruckt, oder was?«
»Word Processor. Ich hab die Ränder eingerissen, damit es aussieht, als hätte ich ihn aus einer Zeitung herausgetrennt und dann fotokopiert.«
»Die Typen haben also eine Scheißangst, dass die Bullen auf ihre Namen stoßen oder das Geld zu ihnen zurückverfolgen.«
Jetzt gehen Sie einfach heim, halten sich bedeckt und die Augen offen .
»Manche stänkern noch ein, zwei Tage herum, aber die meisten verschwinden einfach.«
Darauf wurde erneut angestoßen. »Einfach genial.«
»Danke.«
»Angenommen, ich bringe Ihnen tatsächlich einen Käufer. Was ist für mich drin?
Gardino rang mit sich. »Fünfundzwanzig Prozent.«
»Ich will fünfzig.« Ricky fixierte ihn mit seinem berühmten Kelleher-der-Irre-Blick. Gardino hielt dem Blick mühelos stand. Was Ricky respektierte.
»Ich gebe Ihnen fünfundzwanzig Prozent bei einem Kaufpreis bis hunderttausend. Dreißig, wenn er darüber liegt.«
»Ab hundertfünfzig will ich die Hälfte«, sagte Ricky.
Gardino überlegte lange. »Abgemacht«, sagte er schließlich. »Und Sie kennen tatsächlich jemanden, der so viel Geld lockermachen könnte?«
Ricky trank sein Bier aus und machte sich, ohne zu bezahlen, auf den Weg zur Tür. »Daran werde ich ab sofort arbeiten.«
Ricky spazierte in Macks Bar.
Sie sah ziemlich genauso aus wie Hanrahan’s vier Straßen weiter, nur war mehr los, weil sie näher am Kongresszentrum lag, wo Hunderte von Lastwagenfahrern, Elektrikern und Zimmerleuten Pausen zu nehmen pflegten, die sich über zwei Stunden hinzogen. Die Wohngegend um Mack’s war auch besser. Sanierte Stadthäuser, ein paar neue Gebäude, wo die Miete ein Schweinegeld kostete, und sogar ein Starbucks. Eine ganz andere Welt als das verdreckte, von Kriminellen bevölkerte Schlachtfeld, das Hell’s Kitchen bis in die Siebzigerjahre gewesen war.
T. G., ein fetter Ire Mitte dreißig, saß mit drei, vier seiner Kumpel am Tisch in der Ecke.
»Der Lime Ricky«, rief T. G., weder betrunken noch nüchtern – so wie er meist anzutreffen war. Er benutzte oft Spitznamen, was er nett zu finden schien, aber
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