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Gezinkt

Gezinkt

Titel: Gezinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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unsanft in einen Sessel.
    »Hat er gesagt, woher die Sachen stammen?«
    »Nein.«
    Die Detektive sahen einander an. »Sloat kam also hierher«, spekulierte der ältere, »wählte die Dose aus und bekam dabei Wachs an seine Finger. Das Rosshaar und der Staub blieben ebenfalls an ihm haften. Dem zeitlichen Ablauf nach könnte er anschließend direkt zu Lord Mayhews Wohnung gegangen sein, wo er diese Substanzen dann zurückließ.«
    »Klingt einleuchtend«, sagte der dritte Beamte und blickte von seinem Notizbuch auf.
    »Und Sie haben keine kriminelle Vergangenheit, Goodcastle?«, fragte der blasse Detektiv. »Lügen Sie nicht. Es lässt sich leicht feststellen.«
    »Nein, Sir. Ich schwöre, ich bin nur ein einfacher Kaufmann – falls ich etwas Unrechtes getan habe, dann nur, indem ich Sloats Erpressung nicht angezeigt habe. Aber das hat sich niemand von uns in der Great Portland Street getraut. Wir haben zu viel Angst vor ihm... Verzeihen Sie mir, meine Herren, es stimmt, dass ich die Polizisten auf der anderen Straßenseite in die Irre geführt habe. Ich hatte keine Ahnung, weshalb sie hier waren, aber sie sahen für mich wie Detektive aus. Ich musste sie von hier wegbekommen. Mr. Sloat konnte jeden Augenblick eintreffen, und ich wusste, wenn er die Gesetzeshüter hier bemerkte, würde er denken, ich hätte sie gerufen, und mich womöglich schlagen. Oder Schlimmeres.«
    »Durchsucht ihn«, befahl der bleiche Detektiv und nickte in Richtung Sloat.
    Sie zogen ein paar Münzen, eine Zigarre und einen Totschläger aus seinen Taschen, außerdem die Geldbörse. Der weißgesichtige Detektiv schaute hinein. »Guineen! Genau von der Sorte, die Lord Mayhew abhanden kamen.«
    Die Königliche Münzanstalt hatte 1813 aufgehört, Goldguineen im Wert von einem Pfund und einem Schilling herzustellen. Sie waren natürlich noch legales Zahlungsmittel, aber inzwischen selten. Aus diesem Grund hatte Goodcastle auch nur wenige bei Lord Mayhew entwendet; man konnte sich verdächtig machen, wenn man viele davon ausgab.
    »Das is’ nich’ meine Börse!«, tobte Sloat. »Es is’ seine!«
    »Das ist eine Lüge!«, rief Goodcastle. »Wenn es meine wäre, warum haben Sie sie dann? Ich habe meine bei mir.« Er zeigte einen billigen Lederbeutel, der einige Pfund, Kronen und Pennys enthielt.
    Der Konstabler, der die Börse in der Hand hielt, runzelte nun die Stirn. »Sie enthält noch etwas, Sir, in einer Tasche auf dem Boden versteckt.« Er zog zwei Gegenstände hervor und zeigte sie. »Eine Krawattennadel, wie sie Lord Mayhew gestohlen wurde. Höchstwahrscheinlich handelt es sich um genau diese. Und die Rubinbrosche, die ebenfalls entwendet wurde!«
    »Ich bin unschuldig, sage ich! Goodcastle hier ist mit einer Geschichte zu mir gekommen, dass er seinen Arsch heute noch nach Frankreich schaffen muss.«
    »Und was war der Grund für diesen eiligen Rückzug?«, fragte der schreibende Detektiv.
    »Das hat er nicht gesagt«, räumte Sloat ein.
    »Wie praktisch«, bemerkte der blasse Detektiv ironisch. Es war eindeutig, dass sie dem Gauner nicht glaubten.
    Goodcastle bemühte sich, eine neugierige und verhaltene Miene zu bewahren. Tatsächlich bebte er innerlich vor Angst und fragte sich, ob er dieses kleine Theater durchstehen würde. Er hatte schnell handeln müssen, um sich zu retten. Wie er zu Sloat gesagt hatte, würde er Scotland Yard von ihrer eigenen Medizin zu kosten geben – aber nicht, um sein Heimatland zu verlassen und nach Frankreich zu fliehen. Das, hatte er beschlossen, könnte er niemals tun. Nein, er würde Indizien einsetzen, um Sloat mit dem Einbruch in Verbindung zu bringen – eben mittels einer erfundenen Geschichte über die Spieldose mit dem Geheimfach einerseits und andererseits, indem er Sloat dazu brachte, ihm im Green Man die belastende Geldbörse abzunehmen.
    Aber würde die Polizei den Hergang so akzeptieren?
    Einen Moment lang sah es so aus, als würde sie es tun. Doch gerade als Goodcastle etwas freier zu atmen begann, drehte sich der Chefinspektor geschwind zu ihm um. »Sir, Ihre Hände, bitte.«
    »Pardon?«
    »Ich möchte Ihre Hände untersuchen. Ein letzter Test in diesem merkwürdigen Fall. Ich bin noch nicht vollständig überzeugt, dass sich die Dinge so verhalten, wie es den Anschein hat.«
    »Nun, ja, natürlich.«
    Goodcastle streckte die Hände vor, er hatte alle Mühe, sie ruhig zu halten. Der Detektiv untersuchte sie. Dann blickte er stirnrunzelnd auf. Kurz darauf senkte er den Kopf wieder und roch an

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