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Gezinkt

Gezinkt

Titel: Gezinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Flachshaar.
    In der Tat, das sind sie, dachte Goodcastle, auch wenn sie vollkommen falsch waren.
    Holmes zog eine Kirschholzpfeife aus der Tasche, entzündete sie und machte sich auf den Weg zur Tür. Er hielt inne, sah sich im Laden um und wandte sich dann mit hochgezogener Augenbraue noch einmal an Goodcastle. »Vielleicht können Sie mir in einer anderen Angelegenheit behilflich sein, Sir. Da Sie mit Spieldosen handeln... Ich bin auf der Suche nach einer bestimmten Dose, für die ein Klient von mir einmal Interesse gezeigt hat. Sie hat die Form eines Achtecks auf einem goldenen Sockel und spielt eine Melodie aus Mozarts Zauberflöte. Hergestellt wurde sie 1856 in York von Edward Gastwold. Die Dose ist aus Rosenholz und mit Elfenbein eingelegt.«
    Goodcastle überlegte einen Augenblick. »Ich muss leider sagen, dass ich mit diesem besonderen Stück nicht vertraut bin. Ich hatte nie das Glück, an eine von Gastwolds Schöpfungen heranzukommen, aber wie ich höre, sind sie wundervoll. Ich kann natürlich Nachforschungen anstellen. Soll ich mich bei Ihnen melden, falls diese Früchte tragen?«
    »Ja, bitte.« Holmes überreichte dem Ladeninhaber eine Karte. »Mein Klient würde teuer für die Dose selbst bezahlen oder jedem eine hübsche Maklergebühr anbieten, der ihm den Weg zum Eigentümer weist.«
    Goodcastle legte die Karte in einen kleinen Kasten neben seiner Kasse und dachte: Was für ein schlauer Mann dieser Holmes doch ist. Die Spieldose von Gastwold war nicht sehr bekannt; sie befand sich seit Jahren im Besitz des Mannes, dem die riesige Southland Metalworks Ltd. in Sussex gehörte. Bei seinen Recherchen über Lord Mayhew zur Vorbereitung des Einbruchs hatte Goodcastle erfahren, dass Mayhew umfangreiche Anteile an Southland besaß.
    Holmes hatte eine einfache, scheinbar harmlose Frage gestellt, in der Hoffnung, dass Goodcastle damit herausplatzen würde, er kenne die Dose und ihren Besitzer sehr wohl.
    Was darauf hingewiesen hätte, dass er sich möglicherweise, wie unauffällig auch immer, mit Mayhew beschäftigt hatte.
    Sicherlich hatte Holmes keinen solchen Klienten. Und doch wusste er von der Dose. Offenbar hatte er sich mit Spieldosen befasst, nur für den Fall, dass sich Kenntnisse darüber als nützlich erweisen könnten – genau, wie es Goodcastle tat, wenn er sich auf seine Einbrüche vorbereitete. (Fakten, Fakten, Fakten hatte Holmes gesagt. Wie wahr!)
    »Nun, dann guten Tag, meine Herren«, sagte Goodcastle.
    »Ihnen auch, Sir. Und entschuldigen Sie nochmals«, erwiderte der liebenswürdige Dr. Watson.
    »Keine Ursache«, versicherte Goodcastle. »Lieber eine zupackende Polizei, die uns vor Gestalten wie Bill Sloat schützt, als eine, die zu lax ist und uns in die Hände von solchen Schurken fallen lässt.«
    Und, dachte er für sich, vor allem eine Polizei, die freimütig die Art und Weise offenlegt, wie sie Übeltäter verfolgt, und mir so die Möglichkeit gibt, meine eigenen Mittel in der Ausübung meiner Kunst zu verfeinern.
    Nachdem die Männer gegangen waren, trat Goodcastle an den Schrank und goss sich ein Glas Sherry ein. Er hielt an einer der Schmuckvitrinen im vorderen Teil des Ladens und schaute auf ein Glas, das billige Manschettenknöpfe und Hemdnieten enthielt. Auf einem Schild daneben stand: Je zwei Artikel für ein Pfund. Er vergewisserte sich, dass der westfälische Ring diskret unter dem Zinn und Kupferschmuck verborgen war, wo er auch bleiben würde, bis sich Goodcastle morgen mit seinem französischen Käufer traf.
    Dann zählte er seine Tageseinnahmen, ordnete den Ladentisch und staubte ihn ab, wie er es jeden Abend machte, damit er für seine Kunden am nächsten Morgen bereit war.

Überwachung
    Das Klopfen an der Tür riss Jake Muller nicht nur aus seinem Nachmittagsschläfchen, es verriet ihm auch sofort, wer sein Besucher war.
    Kein höfliches, einmaliges Anklopfen, keine freundlichen Morsezeichen, nein, der Messingring wurde wiederholt heftig an das Holz geschlagen, dreimal, viermal, sechsmal...
    O Mann, nicht schon wieder.
    Muller wälzte seinen kräftigen Körper von der Couch und hielt einen Moment inne, um auf eine etwas höhere Stufe des Wachseins zu gelangen. Es war siebzehn Uhr, und er hatte den ganzen Tag im Garten gearbeitet – bis vor etwa einer Stunde, als ihn ein holländisches Bier und die Wärme eines Mainachmittags einnicken ließen. Jetzt knipste er die Stehlampe an, ging mit unsicheren Schritten zur Tür und zog sie auf.
    Der schlanke Mann in dem blauen

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